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31.08.2010

Analyse in 40 Meter Höhe

Carsten Schmitt vom Ingenieurbüro WPW Geoconsult untersucht die Buntsandfelsen in der Bonner Straße im Auftrag der Stadt auf mögliche Risse.
Carsten Schmitt vom Ingenieurbüro WPW Geoconsult untersucht die Buntsandfelsen in der Bonner Straße im Auftrag der Stadt auf mögliche Risse.
Szenen wie aus einem Katastophenfilm: 600 Kubikmeter Gesteinsbrocken brechen aus einer Felswand in Pallien und begraben eine Garage unter ihrem Gewicht. Damit sich dieses Ereignis vom Februar 2005 möglichst nicht wiederholt, hat das Ingenieurbüro WPW Geoconsult im Auftrag des städtischen Tiefbauamts die Buntsandsteinfelsen entlang der Bonner Straße begutachtet.

Was einfach klingt, fand jedoch in schwindelerregender Höhe statt. An den rund 40 Meter hohen Felswänden, die zwischen Bonner Straße und Weisshauswald emporragen, seilte sich Carsten Schmitt vom Ingenieurbüro WPW Geoconsult ab, nahm so Stück für Stück das rote Gestein unter die Lupe. Größe und Form des Felsens, der Bewuchs mit Moos, Sträuchern oder Bäumen, Feuchtigkeit, Verwitterungsschäden, Risse und Klüfte – die Liste der Faktoren, die das beliebte Fotomotiv in Trier-West/Pallien unter Umständen gefährlich werden lassen können, ist lang.

Gefährliche Risse erkennen

Mit seinem geschulten Blick und den bereits dokumentierten Daten aus dem letzten Jahr machte sich Schmitt ein Bild von dem Massiv. Der Experte kann einschätzen, ob sich Klüfte oder Risse beispielsweise durch den Einfluss von Frost oder Verwurzelung zu einer Gefahr für die Anwohner oder den Verkehr entwickelt haben.

Seine Beurteilung, aber auch mögliche Gegenmaßnahmen, fließen in das seit 2005 bestehende Felsenkatas-ter ein, mit dessen Erstellung die Stadt bereits vor dem Felssturz in Pallien begonnen hatte. Dort sind die rund 43 Kilometer Felsen im Stadtgebiet erfasst, die zwischen fünf und 50 Meter hoch sind. Je nach Beschaffenheit und Zustand sind sie in verschiedene Gefährdungsbereiche eingeteilt. Ausschlaggebend dafür ist aber auch, wohin der Felsbrocken im Ernstfall stürzen würde – ob in die unberührte Landschaft, auf einen wenig frequentierten Wanderweg, ein Grundstück oder eine Hauptverkehrsstraße. Gleichzeitig entscheidet diese Kategorisierung darüber, wie oft die Felsen begutachtet werden müssen. In der Bonner Straße geschieht dies einmal jährlich, in anderen weniger gefährlichen Bereichen, wie den Steilhängen in den Olewiger Weinbergen, in größeren Abständen.

Nach einer Begehung wird in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau eine Prioritätenliste erstellt, die nach und nach abgearbeitet wird. Die Auswertung des Felsenkatasters vom letzten Jahr habe ergeben, dass in diesen und dem nächsten Jahr je 200.000 Euro in die Sicherung investiert werden müssten, sagt Bernd Ksyk vom Tiefbauamt, das für die Verkehrssicherungspflicht in Trier verantwortlich ist.

Bäume oder Steine entfernen

Um gefährliche Felsen zu sichern, genügt es in rund der Hälfte der Fälle, Bäume oder anderen Bewuchs zu entfernen oder die losen Steine aus dem Massiv zu klopfen. Zudem können Vernetzungen aufgebracht oder Fangzäune aufgestellt werden. Beides ist beispielsweise in der Bitburger Straße geschehen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können Experten Betonbalken im Gestein verankern, um einen Felssturz zu vermeiden.

Auch wenn mit dem Felskataster und der regelmäßigen Überprüfung ein wichtiges Instrument zur Vereiteltung von Felsbruch zur Verfügung steht, können einzelne Gesteinsabplatzungen nicht vollständig verhindert werden. „Es besteht immer ein Restrisiko, auch wenn wir alles Menschenmögliche versuchen, um den Felssturz zu vermeiden“, so Ksyk. Deshalb liege es auch in der Eigenverantwortung der Anwohner und Wanderer, in der Nähe der Felsen immer achtsam zu sein.