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13.12.2022

Wegweiser zur Klimaneutralität

Ein Radfahrer ist unterwegs auf einem Schutzstreifen mit Fahrrad-Piktogramm
Der Weg zum besseren Klimaschutz führt in Trier auch über eine weitere Verbesserung der Infrastruktur für den Radverkehr, darunter die Markierung von Schutzstreifen wie in der Kürenzer Straße.

Trier soll bis spätestens 2045 eine klimaneutrale Stadt sein. Damit es nicht bei einer Absichtserklärung bleibt, gibt es jetzt eine konkrete Handlungsanleitung für die Kommunalpolitik: Das vom Stadtrat beschlossene Klimaschutzkonzept (KSK) listet 123 einzelne Maßnahmen in den Handlungsfeldern Alltag, Energie, Mobilität, Information sowie Gebäude und Flächen auf.

Das Konzept wurde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der 2021 im Baudezernat eingerichteten Stabsstelle Klima- und Umweltschutz erstellt und deckt von der Energieerzeugung über die Gebäudesanierung und Verkehrswende bis hin zur Anpassung an den Klimawandel alle Schlüsselthemen ab. Ein kleiner Auszug zeigt die bevorstehenden Herausforderungen:

  • Photovoltaik: Durch die konsequente Nutzung der Dachflächen städtischer Gebäude soll der gesamte Strombedarf der Verwaltung gedeckt werden. Die heute installierte Leistung von 211 Kilowatt müsste auf 8,4 Megawatt gesteigert werden. Das Investitionsvolumen wird mit 8,5 Millionen Euro beziffert.
  • Radverkehr: Um den Anteil des Fahrradverkehrs am Gesamtaufkommen weiter zu erhöhen, steht der konsequente Ausbau des Wegenetzes mit weiteren Umweltspuren, Fahrradstraßen, Radschnellwegen und Schutzstreifen auf der Agenda.
  • Motorisierter Individualverkehr: 43 Prozent aller Strecken unter drei Kilometern werden in Trier mit dem Auto zurückgelegt. Um diesen „ex-trem hohen Anteil" zu verringern, sollen alle Möglichkeiten für Tempo- 30-Zonen und Spielstraßen ausgenutzt werden.
  • Gebäudesanierung: Die meisten Gebäude in Trier wurden zu einer Zeit gebaut, als Energie billig und der Klimawandel noch weit weg war. Um gegenzusteuern und private Eigentümer zu aktivieren, empfiehlt das KSK eine Infokampagne in Verbindung mit einer Qualitätsoffensive mit Handwerksbetrieben.
  • Personal: Um die Umsetzung der Maßnahmen voranzutreiben und zu begleiten, sollen die bisher befristeten zwei Vollzeitstellen im Klimaschutzmanagement der Stadt verstetigt werden. Förderprogramme sollen genutzt werden, um zusätzlich das Thema Klimawandelanpassung personell zu verankern.

Stimmen der Fraktionen

Das KSK wurde im Stadtrat mit großer Mehrheit bei vier Gegenstimmen der AfD und des parteilosen Ratsmitglieds Dr. Ingrid Moritz beschlossen. Zuvor war die Beschlussvorlage nach einer interfraktionellen Vereinbarung um konkrete Zielvorgaben ergänzt worden: Demnach soll die Klimaneutralität beim Strom bis spätestens 2035, im Gebäudesektor bis 2040 und im Verkehr bis 2045 erreicht werden.

Für Yelva Janousek (B'90/Grüne) macht das Konzept die „vielen wichtigen Handlungsfelder sichtbar", die Abhilfe gegen den Klimanotstand bieten können. Für die anstehende sozial-ökologische Transformation sei eine breite Beteiligung der Bevölkerung wichtig. Elisabeth Tressel (CDU) lobte das KSK als „strukturierte und strategische Grundlage zur Reduzierung klimatischer Belastungen und zur Anpassung an den globalen Klimawandel". Isabell Juchem (SPD) sprach in Vertretung von Sabine Mock und identifizierte die energetische Gebäudesanierung, die Umstellung der Heizsysteme, den Ausbau der Photovoltaik auf den Dächern und einen starken Umweltverbund mit Car-Sharing als zentrale Handlungsfelder.

Unterschiedliche Punkte setzten Jörg Johann (Die Linke) und Katharina Haßler-Benard (FDP). Während Johann dafür warb, die Vorgaben des KSK möglichst schnell und ohne Grundsatzdiskussion über Einzelprojekte umzusetzen, sprach Haßler von einer „Handlungsempfehlung" mit richtiger Grundausrichtung, die aber vielfach noch konkretisiert werden müsse. Christiane Probst (UBT) betonte: „Klimaschutz muss Vorrang haben und sollte deshalb auch als Pflichtaufgabe der Kommunen mit den sich daraus ergebenden Zuschüssen von Bund und Ländern definiert werden." Sie regte eine entsprechende Resolution des Stadtrats an.

Ralph Kießling