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30.11.2021

Energiesparen ist zu wenig präsent

Grafik: Auswirkungen des Klimawandels
Der Klimawandel ist nicht mehr abstrakt, sondern macht sich den Umfrageergebnissen zufolge zunehmend im Alltag der Menschen in Trier bemerkbar. Grafik: Stabsstelle Klima- und Umweltschutz
Der Trend ist eindeutig, auch in Trier: Die Jahresdurchschnittstemperatur an der Wetterstation Petrisberg ist seit den 1980er Jahren um über ein Grad gestiegen. Die Zahl der Frosttage nimmt stetig ab, dafür gibt es immer mehr Hitzewellen. Was denken die Trierer über den Klimawandel? Dazu gab es im Juli und August eine Umfrage. Die Rathaus Zeitung (RaZ) sprach mit der städtischen Klimaschutzmanagerin Julia Hollweg über die Ergebnisse.

RaZ: 1024 Trierer haben sich an der nicht repräsentativen Umfrage beteiligt – eine gute Quote?

Julia Hollweg: Diese Beteiligung gibt einen guten Überblick, wo wir stehen. Bei den vielen offenen Fragen kann man sehen, dass es viele völlig unterschiedliche Meinungen gibt, aber sich viele dieser Menschen aus allen Stadtteilen in einigen Themen einig sind. Daher waren wir froh, über 1000 Antwortbögen bekommen zu haben.

Wenn Sie drei besonders markante Ergebnisse der Befragung herausgreifen müssten – welche wären das?

Erstens: Die Bevölkerung weiß um den Klimawandel allgemein, kennt die Folgen im und für den Raum Trier. Wenn es darum geht, wer aktiv Klimaschutz betreiben muss, dann werden die Stadt oder Politik genannt, die Verantwortung und die Möglichkeiten sehen erstaunlich viele noch nicht im eigenen Handeln. Zweitens: Das große Interesse an Car-Sharing oder auch Bike-Sharing- Angeboten, auch an weiteren privaten Alternativen, hier besonders von der Innen- und Talstadtbevölkerung. Drittens: Die Relevanz der Wärme- und Energiethemen bei der Bekämpfung des Klimawandels ist vielen Menschen nicht klar, und zwar unabhängig von Alter, Wohnlage oder man Eigentümer oder Mieter ist.

Bei welchen Themen gibt es aus Sicht der Befragten hohen kommunalpolitischen Handlungsbedarf?

Die Top 30-Nennungen im Bürgerhaushalt bilden sich auch in den Ergebnissen der Umfrage ab. Viele wünschen sich Grünflächenausweitung und Baumschutz – da geht es um Klimawandelanpassung. Auch ÖPNV und Radverkehr sind oft genannte Handlungsfelder, hier muss die Kommune deutlich zeigen, ob in Trier dem Radverkehr größere Bedeutung zugemessen wird, Parkraum verteuert und verringert wird und Verkehr aus der Innenstadt verbannt wird. Wir müssen aber auch Informationsangebote ausweiten, um zu zeigen, wie wichtig energetische Sanierungen und Einsparungen als Beitrag zum Klimaschutz sind. Energie-Themen müssen Vorrang bekommen, sowohl bei den städtischen Liegenschaften, bei der Information von Eigentümern und Mietern als auch bei der Auswahl von Entwicklern neuer Bauprojekte.

Wie können die Ergebnisse der Umfrage für das geplante Klimaschutz-Konzept der Stadt Trier genutzt werden?

Im Klimaschutzkonzept entwickeln wir Maßnahmen, mit denen einerseits der Treibhausgas-Ausstoß gesenkt werden kann, um in möglichst wenigen Jahrzehnten klimaneutral zu sein, aber wir müssen zeitgleich auf allen Ebenen informieren, an die Öffentlichkeit gehen, um zu zeigen: Welchen Beitrag leistet jeder, wenn er diese oder jene Verhaltensänderung an den Tag legt. Des Weiteren müssen als Leuchtturmprojekte mit besonders hohem CO2-Einsparpotenzial dezentrale Blockheizkraftwerke und Wärmenetze zur Wärme- und Stromversorgung realisiert werden, damit mittelfristig Energie und Wärme dort bereitgestellt wird, wo sie benötigt wird. Außerdem ist es zwingend erforderlich, Kooperationspartner auf allen Ebenen für die Realisierung der Projekte zu finden, denn Klimaschutz kann nicht nur von den Kommunen angestoßen und betrieben werden: Einzelpersonen, Indus-
trie, Handel, Dienstleister, die Verwaltung und Politik, alle müssen die Klimaauswirkungen ihres Handelns mitdenken.

Das Gespräch führte Ralph Kießling

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