Leise und abgasfreie Busse, geladen mit regional erzeugtem grünem Strom – in Trier keine Wunschvorstellung, sondern ein ehrgeiziges Ziel der Stadtwerke (SWT). Im Sommer werden weitere 18 Elektrobusse geliefert und in die Flotte der Stadtwerke Trier integriert und Dieselbusse ausgetauscht.
Mit insgesamt 39 Elektrobussen besteht der SWT-Fuhrpark dann zu mehr als 40 Prozent aus klimafreundlichen Fahrzeugen. „Mit diesem Projekt leisten die Stadtwerke einen weiteren wertvollen Beitrag auf dem Weg zur Smart City Trier“, erklärt Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Stolz ist der Verwaltungsratsvorsitzende der SWT auch darauf, wie innovativ die Stadtwerke ihre Geschäftsfelder miteinander vernetzen: „Energie- und Mobilitätsexperten arbeiten dort bereichsübergreifend zusammen und bringen ihre jeweilige Expertise ein. So treiben wir die Elektrifizierung in der Mobilität weiter voran. Bis Ende 2030 sind drei von vier SWT-Bussen elektrisch betrieben. Bis Ende 2034 wollen wir dann eine zu 100 Prozent elektrische Busflotte haben.“
Wie das funktioniert, erklärt SWT-Vorstand Arndt Müller: „Wir nutzen unsere Standortvorteile und produzieren große Mengen an grünem Strom direkt vor Ort in der Gottbillstraße.“ Zwei bestehende Solarkraftwerke auf dem Dach der Bushalle werden erweitert und damit die Ökostrom-Produktion von 1250 auf 1500 Megawattstunden ausgebaut.
Weitere Strommengen stehen den SWT aus dem eigenen regionalen Grünstrom-Portfolio zur Verfügung, nachts zum Beispiel durch Windkraft. Ein interessanter Vergleich: Bisher verbrauchte die gesamte Flotte rund 2,2 Millionen Liter Diesel pro Jahr – mit CO₂-Emissionen von über 6000 Tonnen. In Zukunft reicht die Jahresproduktion eines Windrads aus, um alle SWT-Busse bilanziell zu versorgen – mit keinerlei CO₂-Emissionen.
Die Herausforderung besteht darin, die Zeiten einer Unterdeckung – wenn also nicht genug Sonnen- oder Windstrom zur Verfügung stehen – abzudecken. Arndt Müller erläutert: „Deshalb arbeiten wir an Flexibilitätsbausteinen, die den Echtzeitbedarf auch nachts und bei Windflauten decken. Dazu zählen beispielsweise ein intelligentes Lastmanagement auf der Basis von künstlicher Intelligenz (KI), Batterien wie Heimspeicher und Auto-Akkus, oder die Nutzung grüner Gase in Blockheizkraftwerken mit Wärmespeichern sowie Technologien zur Speicherung von grünem Überschussstrom. Wann immer möglich, nutzen wir vorhandene Infrastruktur, um sektorübergreifend wirtschaftliche Vorteile zu generieren.“
Um perspektivisch 100 Solo- und Gelenkbusse mit grünem Strom statt Diesel versorgen zu können, haben die Stadtwerke mit dem Umbau ihres Betriebshofs begonnen: Die ersten 21 150-kW-Schnellladesäulen sind entstanden, 18 weitere folgen bis Ende des Jahres. Pro Bus ist ein Ladepunkt vorgesehen. Die Stadtwerke verfolgen dabei einen innovativen Ansatz und setzen auf ein intelligentes Lademanagement, um die Energieverteilung zu optimieren und die Kosten zu senken. „Algorithmen analysieren die Verbrauchsdaten – abhängig von Rahmenbedingungen wie Außentemperatur, Laufleistung und Topografie – und prognostizieren in Echtzeit den zukünftigen Energiebedarf. Dies ermöglicht uns eine flexible Steuerung, koordiniert das Laden der Busse und optimiert die Lastverteilung“, erklärt Christian Rauen, SWT-Bereichsleiter Anlagen und Netze. So lassen sich Ladezeiten flexibel gestalten: Leistung wird dann verbraucht, wenn sie zur Verfügung steht.
Momentan- erzeugen die Photovoltaik (PV)-Anlagen am Betriebshof etwa acht Prozent der benötigten Energie. Durch eine geplante Erweiterung werden bis zu 15 Prozent möglich. Eine weitere Photovoltaik-Anlage folgt ebenfalls noch in diesem Jahr. Sie erzeugt jährlich 270.000 Kilowattstunden Strom, was dem Ladebedarf von drei Bussen entspricht. Mit einem stationären Batteriespeicher kann der vor Ort erzeugte Solarstrom bis Ende des Jahres noch besser genutzt werden.
Derzeit werden alle SWT-Busse mit einer neuen digitalen Verkaufs- und Kontrollinfrastruktur ausgestattet. Voraussichtlich ab Sommer ist es dann auch möglich, dort per Karte zu zahlen (EMV-Standard), per Smartphone oder mit einer Smartwatch. Fahrgäste können ein- und aussteigen und sich digital ein- und auschecken. Sie brauchen dafür keine Tarifkenntnisse mehr. Auch der Ausbau der Informationsbildschirme an stark frequentierten Bushaltestellen im Stadtgebiet geht weiter.