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04.09.2018

„Auf unsere Demokratie aufpassen“

Stadt verleiht Ehrenring an langjährigen Grünen-Stadtrat Reiner Marz

OB Wolfram Leibe (r.) mit Reiner Marz, dem er für seine jahrelange Tätigkeit im Stadtrat den Ehrenring verliehen hat.
OB Wolfram Leibe (r.) mit Reiner Marz, dem er für seine jahrelange Tätigkeit im Stadtrat den Ehrenring verliehen hat. Jetzt bereist der Grünen-Politiker mit seiner Frau die Welt.
Reiner Marz hat für seine langjährige Stadtratstätigkeit den Ehrenring der Stadt Trier erhalten. Der Stadtrat hatte in einer Sondersitzung einstimmig für die Verleihung gestimmt, die OB Wolfram Leibe anschließend vornahm, und verabschiedete den Politiker von Bündnis 90/Die Grünen mit langanhaltendem Applaus. Marz nutzte die Ehrung für mahnende Worte.

„Sie haben immer mit großem Engagement das Wort ergriffen und Sie haben politisches Standing", würdigte Leibe den im Juni aus dem Stadtrat ausgeschiedenen Reiner Marz. Seit 1989 saß er im Stadtrat, unterbrach dieses Engagement nur, um von 2001 bis 2006 ein Landtagsmandat auszuüben, und kehrte 2009 zurück. Marz ermutigte in seiner Abschiedsrede den Stadtrat, die Umsetzung politischer Entscheidungen zu forcieren und fügte als Beispiel an: „Wenn Sie einen versenkbaren Poller am Domfreihof wollen, dann setzen Sie das durch!" Zum anderen mahnte er mit Blick auf die Ereignisse in Chemnitz: „Wir müssen auf unsere Demokratie aufpassen und gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz gegenhalten."

Die Rathaus Zeitung (RaZ) hat mit ihm über seine Erfahrungen in der Politik gesprochen:

RaZ: Wie hat sich die politische Arbeit im Stadtrat im Laufe der Zeit verändert?

Marz: Die Großthemen wiederholen sich natürlich: Verkehrspolitik, Stadtplanung, Soziales, auch wenn es im Detail Weiterentwicklungen gibt. Klimatisch war es in den 90er-Jahren im Rat allerdings ganz anders. Es war sehr viel konfrontativer, die Fronten waren klar abgesteckt. Argumentationen im Rat oder Ausschuss hatten keine Auswirkung. Das hat sich seit Ende der 2000er-Jahre verändert und das ist sehr wohltuend.

Welche Themen waren Ihnen besonders wichtig?

1989 habe ich den Antrag geschrieben, Stockplatz und Kornmarkt vom Parkverkehr zu befreien und neu zu gestalten. Die Widerstände waren damals enorm. Jedes Mal, wenn ich heute über die Plätze gehe oder auf ihnen sitze, freue ich mich, dass das geklappt hat. Das zweite Beispiel ist die Reaktivierung der Weststrecke. Die haben wir ab 1989 auch betrieben und wurden ausgelacht. Jetzt stehen wir hoffentlich knapp vor der Vollendung.

1998 waren Sie OB-Kandidat. Wie kam es dazu?

Das war die erste Direktwahl eines OB und von vornherein war klar: Helmut Schröer gewinnt. Die Wahl fand zeitgleich mit der Bundestagswahl statt, da haben wir gesagt: „Wir müssen Flagge zeigen". Ich habe zwölf Prozent bekommen, das war in dieser Zeit verdammt viel.

Wie haben Sie den Wechsel zwischen Landtag und Stadtrat empfunden?

Das politische Arbeiten im Landtag war anstrengender, aber auch angenehmer wegen des Apparates, der einem zuarbeitet. Der Rückwechsel 2009 nach Trier war, wie nach langer Zeit in die Heimat zurückzukommen. Ich habe Dinge zu schätzen gelernt, die mir vorher einfach nicht so aufgefallen sind, zum Beispiel die Nähe und den persönlichen Kontakt.

Kommen Sie später vielleicht in den Stadtrat zurück?

Nein. Meine Frau und ich machen jetzt ein Sabbat-Jahr und bereisen die Welt. Das ist ein schöner Punkt, um aus der Politik auszusteigen. Es hat zwar unglaublich viel Spaß gemacht, aber jetzt ist es auch einmal gut.

Das Gespräch führte Britta Bauchhenß

 
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