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18.02.2019

Interview zum Aktionsplan Entwicklungspolitik: Triers Beitrag zu einer besseren Welt

Matthias Jöran Berntsen, Leitung OB-Büro – Internationale Beziehungen, und Lea Horak, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik, präsentieren Ziele, die die Vereinten Nationen formuliert haben.
Matthias Jöran Berntsen, Leitung OB-Büro – Internationale Beziehungen, und Lea Horak, Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik, präsentieren Ziele, die die Vereinten Nationen formuliert haben.

(gut) Mit dem „Trierer Aktionsplan Entwicklungspolitik“, den der Stadtrat kürzlich zur Kenntnis genommen hat, möchte die Stadt ihren Beitrag zu einer nachhaltigen und fairen Welt leisten. Wie der Entstehungsprozess des 193 Maßnahmen umfassenden Werks ablief und wie es jetzt weitergeht, erläutern Lea Horak und Matthias Jöran Berntsen im Interview.

Herr Berntsen, beschreiben Sie doch bitte, was der Trierer Aktionsplan Entwicklungspolitik ist.

Berntsen: Der Aktionsplan ist die kommunale Verantwortung für das globale Miteinander. Die Stadtverwaltung Trier hat sich dazu entschlossen, die Welt positiv zu gestalten und genau dem dient der kommunale Aktionsplan Entwicklungspolitik.

Wie kam es, dass Entwicklungspolitik, die ja eher auf nationaler und internationaler Ebene angesiedelt ist, nun auch auf kommunaler Ebene eine Rolle spielt?

Berntsen: Die Vereinten Nationen haben 17 globale Entwicklungsziele zur Nachhaltigkeit und Armutsbekämpfung verabschiedet. Hierbei handelt es sich um politische Zielsetzungen, die einer nachhaltigen Entwicklung dienen sollen und für alle Staaten gelten. Die deutsche Regierung hat sich entschlossen, die Verantwortung zur Erreichung dieser Ziele zu teilen und die Kommunen mit ins Boot zu holen. So kam es, dass die Verwaltung mit Lea Horak eine Mitarbeiterin hat, die sich als Koordinatorin um die kommunale Entwicklungspolitik kümmert.

Entwicklungsziele gab es mit den „Millennium Development Goals“ bereits im Jahr 2000. Was ist das Neue an den 2016 verabschiedeten Zielen?

Berntsen: Die Aufgabe der Entwicklung wird jetzt als globale Aufgabe gesehen. Die Ziele gelten für alle Staaten und es geht darum, dass jedes Land seiner Verantwortung gerecht wird – auch auf kommunaler Ebene. Wir tun das vor allem für unsere Kinder, denen wir damit eine lebenswerte Welt erhalten. Denn niemand hat für sie eine zweite in der Hinterhand. Und machen wir uns nichts vor: Die Staats- und Regierungschefs allein werden diese Welt kaum zu einem besseren Ort machen. In Trier tun wir übrigens schon einiges in Sachen Nachhaltigkeit: Aktuell bauen wir mit den Stadtwerken den Energie- und Technikpark äußerst klima- und ressourcenfreundlich. Seit 20 Jahren fördern wir die Lokale Agenda 21, und Trier nimmt auch in diesem Jahr an Europas größter Veranstaltung für nachhaltige Städte, der „Urban Future Global Conference“ in Oslo, teil.

Wie lief der Entstehungsprozess des Aktionsplans ab?

Horak: Im Oktober 2017 gab es eine Auftaktveranstaltung mit OB Wolfram Leibe, bei der erste Visionen entwickelt wurden, was die Stadt tun kann, um nachhaltiger zu werden und ihrer internationalen Verantwortung gerecht zu werden. Daran nahmen knapp 150 Menschen teil. Auf Grundlage der Ergebnisse bildeten wir vier Arbeitsgruppen: Trier fair, Trier engagiert, Trier international und Trier umwelt- und klimafreundlich. An den 13 Treffen nahmen rund 80 Personen aus ganz verschiedenen Bereichen teil: zum Beispiel von den Hochschulen, den Kirchen und Kammern sowie zivilgesellschaftliche Gruppen, Politiker und interessierte Bürger. Die formulierten Visionen wurden in 193 Maßnahmen konkretisiert, von denen übrigens ein gutes Drittel von Akteuren außerhalb der Verwaltung umgesetzt wird. Der Aktionsplan ist ein Gemeinschaftswerk an dem alle mitwirken, um unsere Stadt noch lebenswerter und fairer zu machen.

Waren auch die Stadtratsfraktionen eingebunden?

Horak: Ja, das war uns auch ganz wichtig. Fraktionsvertreter waren in den Arbeitsgruppen und in einer Lenkungsgruppe präsent, in der auch die Lokale Agenda 21 vertreten war. Sie haben den Prozess begleitet, Feedback gegeben und ihre Fraktionen informiert. Insofern war die politische Verzahnung stets gegeben.

Gab es eine Beteiligung der Bürger über die Arbeitsgruppen hinaus?

Horak: Ja, wir hatten eine breite Bürgerbeteiligung über das Online-Portal trier-mitgestalten.de. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen waren dort einsehbar, und die Bürger wurden eingeladen, weitere Ideen einzubringen und die Maßnahmen zu beurteilen. Dort wurde kommentiert und gut 30.000 Bewertungen abgegeben. Die am besten bewerteten Maßnahmen sind im Aktionsplan besonders hervorgehoben.

Wie geht es jetzt weiter?

Berntsen: Zunächst einmal feiern wir den gemeinsamen Erfolg: Am 20. März gibt es eine Veranstaltung in den Viehmarktthermen, an der auch der für die Entwicklungspolitik zuständige rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz teilnehmen wird. Danach geht’s ans Umsetzen. An einem Runden Tisch werden wir gemeinsam mit den Fraktionen und den Aktiven die nächsten Schritte festlegen.

Gibt es noch eine andere Stadt in Rheinland-Pfalz, die einen Aktionsplan Entwicklungspolitik erstellt hat?

Berntsen: Nein. Nach unserem Wissen sind wir sogar die erste Kommune in ganz Deutschland mit einem solchen Aktionsplan. Mit dem Aktionsplan Inklusion sind wir übrigens auch die ersten gewesen. Das ist also ein echtes Trierer Erfolgsmodell.

Hinweis an die Redaktionen: Unter Downloads finden Sie das zur Veröffentlichung freigegebene Bild in hoher Auflösung. Bitte geben Sie als Bildnachweis „Presseamt Trier“ an.

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