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19.12.2017

Erster Schritt für längere Kita-Zeiten

Im Neubaugebiet Filsch entsteht eine Kita (Foto oben) mit 133 Plätzen in sieben Gruppen.
Im Neubaugebiet Filsch entsteht eine Kita (Foto oben) mit 133 Plätzen in sieben Gruppen. Dort könnten Öffnungszeiten bis 20 Uhr angeboten werden.
Die Stadtverwaltung erarbeitet mit den Kita-Trägern bis Ende August 2018 eine entscheidungsreife Vorlage für den Stadtrat zur Ausweitung der Öffnungszeiten bis auf 20 Uhr. Dieser mit großer Mehrheit gefasste Stadtratsbeschluss geht auf einen Antrag von CDU, SPD, Grüne, Linke, UBT, FDP sowie der Piraten- Vertreterin zurück und enthält anspruchsvolle Vorgaben.

Es wird gefordert, dass die Lösung möglichst kostenneutral ist und die Platzvergabe nach den Bedürfnissen von Eltern ausgerichtet wird, die Familie und Berufstätigkeit unter einen Hut bringen müssen. Zur Begründung des Antrags wird unter anderem darauf verwiesen, dass in der Gesundheitswirtschaft, der Pflege, dem Tourismus und dem Einzelhandel Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr oft längst nicht mehr der Normalfall sind, sondern Schichtdienste oder eine Arbeitszeit bis 20 Uhr abends.

Paare könnten manchmal durch verschobene Arbeitszeiten die Lücken in der Betreuung schließen. „Alleinerziehenden ist diese Möglichkeit komplett genommen. Rund die Hälfte dieser Personengruppe gibt in Gesprächen an, arbeiten gehen zu wollen, wenn sich die Betreuungssituation ändert“, heißt es in der Begründung. Die ohnehin laufende Erweiterung der Kita-Kapazitäten mit mehreren Neubauten biete die Möglichkeit, dort die Öffnungszeiten zu erweitern. Bestehende Einrichtungen wären dann nicht gezwungen, „unnötige Umstrukturierungen vorzunehmen und nicht mit Aufgaben überfordert, für die sie räumlich und personell nicht ausgelegt sind.“

Stimmen der Fraktionen

Für Tamara Breitbach (SPD) muss bei der gesamten Debatte das Kindeswohl an erster Stelle stehen: „Sie sollten nicht länger als neun Stunden pro Tag in einer Kita betreut werden“, betonte sie und verwies zur Begründung des Gemeinschaftsantrags auf eine immer stärkere „Entgrenzung der Arbeit“ durch die wachsende Pendlerzahl und  den starken Wandel der Arbeitsbedingungen. Von den Eltern werde immer mehr Flexibilität gefordert.

Jutta Albrecht (CDU) hält die Ausweitung auf 20 Uhr mit Blick auf die Bedürfnisse der Eltern ebenfalls für unerlässlich. „Es gibt aber eine Schmerzgrenze in der täglichen Kita-Zeit der Kinder. In der Arbeitswelt muss ein Umdenken einsetzen. Die Arbeitgeber müssen stärker den Familien entgegenkommen.“

Ähnlich äußerte sich Wolf Buchmann (Grüne) und bezeichnete den Gemeinschaftsantrag als „sehr tragfähigen Kompromiss“. Ein Lob für die Initiative kam auch von UBT- Sprecherin Margret Pfeiffer-Erdel.

Theresia Görgen (Linke) forderte ebenfalls familienfreundliche Arbeitsbedingungen von den Arbeitgebern. Zudem verlangte sie eine Beteiligung von Bund und Ländern an den Zusatzkosten der längeren Öffnungszeiten, „weil sonst die Qualität der Betreuung leiden würde.“ AfD-Fraktionschef Michael Frisch lehnte die Erweiterung der Kita-Öffnungszeiten bis 20 Uhr ab, weil dies eine zu starke Anpassung an die Anforderungen der Arbeitswelt und eine Vernachlässigung der Kinder bedeute. „Zudem wird die Erziehungsleistung der Eltern zu Hause in keiner Weise honoriert“, betonte er. Katharina Hassler (FDP) forderte in der Debatte, den Eltern selbst zu überlassen, wie sie ihr Familienleben gestalten wollen. Die Flexibilisierung der Kita-Öffnungszeiten sei angesichts des Wandels auf dem Arbeitsmarkt absolut notwendig,