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14.07.2020

Trend zur Urne vergrößert Finanzloch

Urnengemeinschaftsgräber auf dem Hauptfriedhof
Bei einer Urnengemeinschaftsanlage werden nach dem Entfernen der zunächst nach der Bestattung aufgestellten Holzkreuze Plaketten mit den Namen der Verstorbenen an einer gemeinsamen Stele (hinten Mitte) angebracht.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bei der Bewirtschaftung der 17 Friedhöfe im Stadtgebiet entsteht nach Aussage von Baudezernent Andreas Ludwig ein Defizit von rund 800.000 Euro. Da aber der Beigeordnete und der Stadtrat die Schließung einzelner Friedhöfe ablehnen, musste man in einen anderen „sauren Apfel beißen".

Nach einer emotionalen Debatte entschied sich der Stadtrat mit 36 Ja- Stimmen bei vier Enthaltungen und einer Nein-Stimme für die vorgeschlagenen Gebührenerhöhungen. Das geänderte Bestattungsverhalten mit immer mehr Urnenbeisetzungen sowie eine fehlende Anpassung der zuletzt 2010 geänderten Friedhofsgebühren haben auch einen gewichtigen Anteil an dem hohen Defizit. Für Urnengräber wird deutlich weniger Platz gebraucht als für ein Erdgrab. Die Flächen auf den zahlreichen Friedhöfen, die StadtGrün Trier bewirtschaftet, sind aber unverändert.

Der Beschluss des Stadtrats ist auch eine Reaktion auf den Bericht des Landesrechnungshofs und Auflagen der ADD bei der Genehmigung des Doppelhaushalts 2019/20. Am stärksten fällt die durchschnittliche Anhebung beim Urnenbaumgrab mit Gemeinschaftsgrabmal mit 109 Prozent aus. Bei einer Erdwahlgrabstätte sind es 52, beim Urnenwahlgrab 27 und beim Urnenreihengrab fünf Prozent.

Stimmen der Fraktionen

Matthias Melchisedech (CDU) beklagte den „starken Anstieg der Gebühren" und äußerte die Befürchtung, dass sich viele ein Doppelwahlgrab nun nicht mehr leisten könnten und eine kostengünstigere Bestattung zum Beispiel in dem Friedwald in Losheim vorziehen würden. Dann werde sich das Problem der nicht mehr für Bestattungen benötigten Flächen auf Trierer Friedhöfen noch verstärken.

Ole Seidel (Grüne) beklagte, die Friedhofsverwaltung habe auf den Trend zu immer mehr Urnenbestattungen zu spät reagiert. Rainer Lehnart (SPD) verwies darauf, dass die Friedhöfe eine „hohe Aufenthaltsqualität haben, die nicht zum Nulltarif zu haben ist." OB Wolfram Leibe bedankte sich in seiner Funktion als Finanzdezernent nach der Zustimmung des Stadtrats zur Gebührenerhöhung für die „Loyalität" der Stadtratsmitglieder.

In die aktualisierte Friedhofssatzung, der der Stadtrat auch zustimmte, wurde unter anderem eine neue Grabart eingefügt, ein Familien-/Partnerschaftsbaumgrab mit Grabmal. Außerdem entfällt die Vorausgebühr beim Entfernen der Gräber, weil der Verwaltungsaufwand beim Einnehmen der Gelder zu groß war. Künftig gilt das Verursacherprinzip: Jeder ist verpflichtet, nach dem Ablauf oder der Aufgabe des Nutzungsrechts das Grab ohne Aufbauten und Pflanzenbewuchs an StadtGrün Trier zu übergeben. Außerdem dürfen Grabmäler aus Naturstein nur aufgestellt werden, wenn sie ohne gravierende Formen von Kinderarbeit hergestellt wurden.

Beide Satzungen werden in der heutigen Ausgabe der Rathaus Zeitung veröffentlicht. Sie treten jeweils am 15. Juli in Kraft.

Petra Lohse