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06.03.2018

Zweite Chance zur Ausbildung

Azubi Andreas Jäckels (r.) schaut aufmerksam zu, als Philipp Hastert, Geselle bei der Firma Junkes, ihm die Funktion einer Heizanlage erklärt.
Azubi Andreas Jäckels (r.) schaut aufmerksam zu, als Philipp Hastert, Geselle bei der Firma Junkes, ihm die Funktion einer Heizanlage erklärt. Foto: Jobcenter Trier

Schule, Ausbildung, Beruf – so sieht es der klassische Werdegang für Schulabgänger vor. Wer heute als junger Erwachsener eine Arbeitsstelle sucht, hat allerdings nicht immer einen solchen geraden Weg hinter sich. Wegen fehlender Zeugnisse oder schwierigen familiären Hintergründen kann der Start in das Berufsleben viel komplizierter sein. Ein neues Projekt des Jobcenters hilft hier weiter.

Ohne Unterstützung gelingt es manchen jungen Menschen in ihrem Lebenslauf nur schwer, selbstständig eine Ausbildung zu finden und diese auch zu beenden. Alexander Hecker, Arbeitsvermittler im Bereich U 25 beim Trierer Jobcenter, berichtet: „Es fehlt an Durchhaltevermögen und Selbstbewusstsein. Viele wissen einfach nicht, was sie können‚worin sie gut sind und welcher Beruf zu ihnen passen könnte." Diese Orientierungslosigkeit kann sich nach Aussage des Experten auf alle Bereiche des Lebens ausbreiten – auf die Beziehung, den Freundeskreis bis hin zu der Frage: Wo stehe ich im Leben und was will ich damit eigentlich anfangen?

Mit der neuen Maßnahme „Azubi – Aktivierung zur beruflichen Integration" an der Dekra Akademie in Trier-Nord bekommen 18- bis 25-jährige Teilnehmer eine zweite Chance, um auf dem Ausbildungsmarkt Fuß zu fassen. Neben der beruflichen Orientierung gibt es zum Beispiel zusätzlich Mathe- und Deutsch-Unterricht. Und auch an sozialen Defiziten wird gemeinsam gearbeitet.

Leiterin des Projekts ist Monika Kaiser. Sie ist als Diplom-Pädagogin die direkte Vertrauens- und Ansprechperson: „Oft haben Jugendliche eine undefinierte Schwellenangst vor dem, was da kommen könnte. Dann werden Termine nicht vereinbart oder man lässt sie verstreichen. Bei vielen fehlt die Erfahrung, dass ein Tag in feste Abläufe aufgeteilt sein kann. Wir beginnen die Woche daher mit einem gemeinsamen Frühstück, bei dem jeder seine Aufgaben erfüllen muss."

Den Tisch decken und die Spülmaschine einräumen und somit Verantwortung übernehmen, soziales Verhalten registrieren und neu erlernen: Diese Kompetenzen können die Teilnehmenden anschließend in berufsorientierten Praktika weiterentwickeln. Über die Dekra-Akademie werden Kontakte zu Arbeitnehmern aus Trier und der Region hergestellt.

Erst Praktikum, dann Ausbildung

Eine zweite Chance hat die Firma Junkes Klimatechnik aus Euren Andreas Jäckels gegeben. Für den 22-Jährigen steht als werdender Vater in Zukunft viel Verantwortung ins Haus. Ohne eine Ausbildung, das weiß er inzwischen, würde es sehr schwer werden, für seine kleine Familie zu sorgen. Als Teilnehmer bei „Azubi" hat er bei der Firma Junkes zunächst ein Praktikum gemacht. „Das lief von Anfang an gut, die Chemie stimmte und er fühlte sich bei den Kollegen gut aufgehoben", erinnert sich Monika Kaiser an die ersten Schnuppertage.

Die Firma hatte im vergangenen Jahr einen Ausbildungsplatz nicht besetzen können. Und da Jäckels signalisierte, dass er an dem Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Gefallen gefunden hatte, reagierte der Handwerksbetrieb schnell und übernahm ihn in ein Ausbildungsverhältnis. Nun lernt er mit seinen Kollegen auf der Baustelle. Das Jobcenter unterstützt den jungen Mann und die Firma Junkes auch im Anschluss an die Dekra- Azubi-Maßnahme mit begleitender Beratung. red