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04.09.2018

Zurück ins normale Leben

Trierer Jobcenter bietet wohnungslosen Männern im Benedikt-Labre-Haus Hilfestellung

In den vergangenen 13 Jahren ist Jürgen Kolling die Betreuung wohnungsloser Männer ans Herz gewachsen. Foto: Jobcenter
In den vergangenen 13 Jahren ist Jürgen Kolling die Betreuung wohnungsloser Männer ans Herz gewachsen. Seitdem betreut der Arbeitsvermittler die Bewohner des Benedikt-Labre-Hauses. Foto: Jobcenter

Zu den Aufgaben des Trierer Jobcenters gehört mehr als das Auszahlen von Geld und die Vermittlung von Stellenanzeigen. Um Bewerbern andere Perspektiven zu geben oder individuelle Hilfen aufzuzeigen, beauftragt das Jobcenter verschiedene Bildungsträger und Anbieter. So auch das Benedikt-Labre-Haus (BLH) für wohnungslose Männer in Trier-West.

Im BLH in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude leben alleinstehende Männer ab 18 Jahre oder älter. Jedenfalls zeitweise. Meistens haben diese Männer keine feste Wohnung. Für Obdachlose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Männer bietet die Einrichtung des Caritasverbands Trier die Möglichkeit, dort zu übernachten, zu duschen, die Wäsche zu waschen und aus der Kleiderkammer Kleidung zu erhalten. Es gibt Frühstück und Abendessen. Auch eine Teestube zum geselligen Austausch gehört dazu.

In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Trier Stadt wird im BLH eine sehr niederschwellige Maßnahme zur Betreuung wohnungsloser Männer angeboten. Wer einen Antrag auf Grundsicherung stellt und an der Maßnahme teilnehmen möchte, kann mit der Unterstützung des BLH behutsam wieder beginnen, soziale Kontakte zu knüpfen. Gearbeitet wird auch an Problemen wie Wohnungslosigkeit, Arbeitslosigkeit, Überschuldung, Sucht sowie Orientierungs- und Perspektivlosigkeit. Jürgen Kolling vom Jobcenter, der seit 13 Jahren der Ansprechpartner für die Maßnahme ist, weiß: „Je länger jemand aus dem normalen Leben draußen ist, desto schwieriger wird es für ihn, wieder hineinzufinden."

Nicht immer schlafen die Kunden auch regelmäßig im BLH. „Manche kommen bei Verwandten, Freunden oder Bekannten unter oder schlafen eben draußen. Sie müssen aber ihre Meldeadresse für ihre Post im Benedikt-Labre-Haus haben und dort jeden Tag wenigstens kurz vorbeischauen, damit man weiß, dass alles in Ordnung ist", so Kolling. Dies sei die einzige Bedingung. Dann wird geschaut: Wie geht es dem Kunden gesundheitlich? Gibt es noch gültige Ausweispapiere oder gab es mal einen Führerschein? Müssen alte Gesellenbriefe angefordert werden? Gibt es Rentenansprüche? Besteht eine Perspektive auf eine eigene Wohnung, vielleicht sogar irgendwann einen Job?

Sechs bis acht Teilnahmeplätze stehen bereit. Die Unterstützung läuft für sechs Monate mit der Option auf Verlängerung. „Es gibt ältere Teilnehmer, die teilweise gute Ausbildungen haben und in höheren Positionen gearbeitet haben", sagt Kolling. Familiäre Schicksalsschläge, Unfälle oder Sucherkrankungen haben zum Jobverlust und zuletzt zum Ausstieg aus der Gesellschaft geführt. Manche Jüngere haben „noch nie einen Fuß in die Gesellschaft setzen können". Mit der Unterstützung durch die Caritas und das Trierer Jobcenter werden zumindest Chancen möglich. „Wer in Trier nicht mehr obdachlos sein möchte, der muss das nicht sein", sagt Kolling und verweist auf das gute Netzwerk in der Stadt und die Arbeit des Arbeitskreises für Obdach- und Wohnungslose. So können die Männer nach der Jobcenter-Maßnahme mit anderen Hilfsangeboten weitermachen und über den Orientierungsbereich des BLH oder stationär betreutes Wohnen dem normalen Alltagsleben wieder ein Stück näherkommen. Für ältere Menschen, die erwerbsunfähig sind, ist das Haus Lukas der Caritas eine Anlaufstelle.