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10.07.2012

Zimmermanns Erzählungen

Felix Zimmermann, „Ein OB tischt auf“, Paperback Verlag Michael Weyand, Trier, 144 Seiten, 31 Abbildungen, ISBN: 978-3-935 281-91-1, www.weyand.de, 9,80 Euro, im Buchhandel erhältlich.
Felix Zimmermann, „Ein OB tischt auf“, Paperback Verlag Michael Weyand, Trier, 144 Seiten, 31 Abbildungen, ISBN: 978-3-935 281-91-1, www.weyand.de, 9,80 Euro, im Buchhandel erhältlich.
Das hatte niemand mehr erwartet: 23 Jahre nach seinem Wechsel als Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen nach Köln überrascht Triers früherer Oberbürgermeister Felix Zimmermann mit einem unkonventionellen Erinnerungs-Büchlein über seine ereignisreiche Zeit als Stadtoberhaupt der ehemaligen Augusta Treverorum mit dem nicht alltäglichen Titel „Ein OB tischt auf“.

Der bald 79-jährige gebürtige Münchner, der heute in Kassel lebt, offeriert darin einen bunten Strauß an Erlebnissen und Erfahrungen aus seiner Amtszeit (1980 bis 1989), wobei die großen und kleinen Geschichten der unvergessenen 2000-Jahr-Feier (1984) das Erinnerungs-Bouquet zusammenhalten. Vor allem das Stadtjubiläum bot dem kunstbeflissenen Kommunalpolitiker und gelernten Juristen eine adäquate Bühne, seine vielfältigen Fähigkeiten und Talente voll zur Entfaltung zu bringen.

Eine Prise Selbstironie

Dem gerühmten Erzähler kam es in seinen Erinnerungen nicht darauf an, eine wissenschaftlichen Kriterien gerecht werdende Chronik über seine fast neunjährige OB-Tätigkeit vorzulegen. Vielmehr serviert er „seine“ Geschichten, die er mit spürbar großer Lebens- und Formulierungsfreude, amüsant und zuweilen etwas deftig, stets mit einer Prise Selbstironie angereichert, erzählt. So lässt der Gourmet Zimmermann den Leser im Kapitel „Politesse Luxembourgeoise“ an einem üppigen Dienstessen mit allen Einzelheiten der Menü- und Getränkefolge teilnehmen und schildert an anderer Stelle nicht weniger süffisant den Genuss des Verzehrs von Austern und einem dazu passenden Chablis als angenehme Randerscheinung beim Aufenthalt in Südfrankreich aus Anlass des Ankaufs von Bildern für das städtische Museum Simeonstift. Und wann ist jemals von einem Oberbürgermeister, ob amtierend oder im Ruhestand, über Triers Städtepartnerschaften aus dem Blickwinkel von selbst erlebten Gespenstergeschichten (!), so aus dem englischen Gloucester, berichtet worden?

Politische Weichenstellungen

Doch das Büchlein ist keineswegs nur eine Ansammlung von Anekdoten, über die sich mit einem Augenzwinkern ganz à la Zimmermann unbeschwert schmunzeln lässt. Man erfährt auch, wie wichtig ihm der Ausgleich und die wachsende Freundschaft mit dem benachbarten, von den Nazis arg gepeinigten Luxemburg waren. Entscheidende Weichenstellungen zur Stadtentwicklung werden ebenso erwähnt wie die schon seinerzeit massiv vorgebrachten Bedenken gegen das Atomkraftwerk im nahe gelegenen Cattenom.

Vielbeachtete Partnerschaften

Zimmermann ruft lebhaft in Erinnerung, wie er unter völlig unterschiedlichen Voraussetzungen Trier im Rahmen von vielbeachteten kommunalen Partnerschaften vor nunmehr exakt 25 Jahren mit den Städten Weimar in der damaligen DDR und dem texanischen Fort Worth zusammenführte. Gewohnt und verwöhnt, als oberster Repräsentant der Moselmetropole bei vielen Anlässen im Mittelpunkt zu stehen, bleiben die vielen verläßlichen Mitstreiter längs seines politischen Weges dabei nie unerwähnt.

Dass es ihm bei seinem grundsätzlichen Bemühen, Trier wieder etwas Glanz und Glorie seiner ruhmreichen Vergangenheit zuteil werden zu lassen, trotz vieler Initiativen nicht gelang, der Stadt als Erbe ein Museum für Moderne Kunst zu hinterlassen, hat den Kunstkenner und Liebhaber der Malerei bis heute tief enttäuscht, wie die Lektüre seiner Erinnerungen zeigt. Wer sie liest, kann Triers ehemaligem OB (wieder) begegnen.

Eine Buchpräsentation in Anwesenheit Zimmermanns ist für Donnerstag, 18. Oktober, 20.15 Uhr, in der Buchhandlung Mayersche Interbook, Kornmarkt, geplant.
 
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