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27.11.2018

Zahlreiche Schlüssel zur Integration

Frauen aus zahlreichen Herkunftsländern sitzen bei einem Deutschkurs an einem Tisch.
Frauen aus zahlreichen Herkunftsländern sitzen bei einem Deutschkurs an einem Tisch. Archivfoto: Beirat für Migration und Integration
Der Beirat für Migration und Integration hat im September 2017 sein Programm „Teilnehmen und Teilhaben: Deutsche Sprache und Kultur für Frauen mit Migrationshintergrund" gestartet und stellt es in einer Serie in der Rathaus Zeitung vor.

Ohne Sprachkenntnisse lässt sich keine Integration erreichen, und doch reicht die Sprache alleine nicht aus. Wie dieses Problem gerade Frauen betrifft und was der Beirat für Migra- tion und Integration dagegen tut, erfahren Sie im ersten Teil unserer Serie zu dem Pilotprojekt.

Beruf und Familie unter einen Hut bringen – das kann nervenaufreibend sein. Wie sehr, wissen auch die Teilnehmerinnen des Projekts „Teilnehmen und Teilhaben", das der Beirat gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Nikolaus-Koch-Stiftung und dem Jugendamt trägt. Für viele der Frauen ist es die einzige Möglichkeit, in der Hektik des Alltags mit Kleinkind Zeit zum Deutschlernen zu finden, denn parallel zum Kurs gibt es eine Kinderbetreuung. Fast wie in einem Betriebskindergarten können die Frauen, wenn sie an zwei Tagen pro Woche in die frühere Geschwister-Scholl- Hauptschule kommen, die Kinder in Obhut geben, bevor sie kurz danach im nur wenige Meter entfernten Klassenraum Verben konjugieren und Artikel angleichen.

Für die Teilnehmerinnen sind diese Vormittage mehr als nur Grammatik- und Wortschatzübungen: Wie wichtig ihnen der Kurs ist, der sich ausschließlich an Migrantinnen mit (zum Teil aber auch ohne) Kindern richtet, wird deutlich, wenn man sich die besonderen Schwierigkeiten vergegenwärtigt, mit denen Frauen beim Lernen der deutschen Sprache konfrontiert sind. Je nach kulturellem Hintergrund dürfen Frauen nämlich nicht zusammen mit Männern lernen. Zudem wird Bildung für sie in den Herkunftsländern häufig als Verschwendung betrachtet, mit fatalen Folgen: Einige der Deutschschülerinnen, die seit September 2017 bei „Teilnehmen und Teilhaben" sind, konnten damals selbst ihre Muttersprache weder lesen noch schreiben. Dabei hatte die Rolle der Frau und Mutter für den Integrationsprozess einer Familie allergrößte Bedeutung. Diesem Gedanken fühlt sich das aktuelle Projekt ganz besonders verpflichtet. Für die Frauen ist es mehr als ein Sprachkurs – eine Tür in ein neues Leben in einem neuen Land. Daher haben wir uns überlegt, dass wir bei „Teilnehmen und Teilhaben"‚ mehr als nur Deutschstunden anbieten müssen.

Mehr – das sind Seminare, die den Unterricht regelmäßig ergänzen. Einen ganzen Tag informieren geladene Gäste die Teilnehmerinnen über die praktischen Seiten des Lebens in Deutschland und verbessern so noch einmal die Möglichkeiten der Frauen, alltägliche Situationen selbstständig und selbstbestimmt zu bewältigen. Für viele von ihnen, die vor noch nicht langer Zeit Unbeschreibliches auf ihrer Flucht nach Deutschland erleben mussten, sind dies die ersten Momente, in denen sie Selbstvertrauen und Sicherheit finden. Auch Teilnehmerinnen ohne Fluchterfahrung gibt das Projekt die Schlüssel in die Hand, ohne die keine gleichberechtigte Teilnahme und Teilhabe an der deutschen Gesellschaft möglich ist: Sprache und praktisches Wissen. Wir stellen die vier schon abgeschlossenen Seminare in den nächsten Wochen vor.

Wie immer an dieser Stelle sind auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, gefragt: Möchten Sie Verbesserungsvorschläge zur Trierer Integrationspolitik machen oder Ihre Erfahrungen teilen? Anregungen und Fragen können an den Beirat (migrationsbeirat@trier.de) geschickt werden. Alle Nachrichten werden vertraulich behandelt. Besuchen Sie uns im Internet auf www.beirat-fuer-migration.de.