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24.11.2020

Worüber Trier vor 120 Jahren lachte

Titelseite der ersten Ausgabe des "Trierischen Kladderadatsch", die am 21. November 1896 erschien.
Im „Trierischen Kladderadatsch“ kommentierte Fritz Haubrich verschiedene Themen humoristisch-satirisch: von Müllgebühren über Wahlen bis hin zu städtischen Bauprojekten. Das Foto zeigt die Titelseite der ersten Ausgabe, die am 21. November 1896 erschien.

Über was die Triererinnen und Trierer vor rund 120 Jahren lachten, wird in der damaligen Satirezeitung „Trierischer Kladderadatsch“ deutlich. Die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt hat die Bestände nun vollständig digitalisiert. Bei der Lektüre fällt vor allem eines ganz besonders auf.

Rodeln auf der Bitburger? Das erste Automobil der Stadtverwaltung? Radfahrverbot, ein geplantes Wettfliegen von Trier nach Metz, die Abholzung einer Allee voller Nussbäume oder das Trierer Automatenrestaurant? Und warum nicht eine Universität in Trier gründen, wo doch mit dem Amphitheater schon ein großer Hörsaal bereitsteht? Müsste eben nur noch mal gekehrt werden. Keines dieser Themen lässt Fritz Haubrich in seiner Zeitung „Trierischer Kladderadatsch“ aus, um es humoristisch-satirisch zu kommentieren.

Beiträge auch in Trierer Platt

Dieses regionalhistorisch wichtige Dokument hat die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier nun vollständig digitalisiert. Über ein spezielles Texterkennungsverfahren sind alle Nummern des „Trierischen Kladderadatsch“ im Volltext durchsuchbar: nach Namen, Orten, Straßen, Begebenheiten und vielem mehr. Abrufbar ist die Zeitung unter http://www.stadtbibliothek-weberbach.de (Suchbegriff „Kladderadatsch“).

Bei der Lektüre zeigt sich, dass sich das lokalpolitische Themenspektrum aus der Zeit vor 120 Jahren wenig von dem heutigen unterscheidet: Müllgebühren, Rohrbrüche, Eingemeindung, Wahlen, Hundesteuer, Weinversteigerung oder die städtischen Bautätigkeiten. Neben Hochdeutsch erscheinen in nahezu jeder Nummer auch Beiträge in Trierer Platt, teils gereimt wie eine Rede in der Bütt.

Strafverfahren wegen Beleidigung

Als Haubrich die erste Nummer seiner Blätter für Humor und Satire am 21. November 1896 herausgab, mutete seine Zeitung als auf den Karneval beschränkt an. Doch schon bald erschien sie – mit Unterbrechungen – regelmäßig einmal in der Woche bis 1912, um das Leben in der Stadt, besonders aber Themen, die von der damals den Markt dominierenden „Trierischen Landeszeitung“ ausgeklammert wurden, mit einem Augenzwinkern zu beleuchten. Das brachte Haubrich dann auch schon mal ein Strafverfahren wegen schwerer Beleidigung des damaligen Stadtbaumeisters ein.

Eine wissenschaftliche Auswertung der Zeitung liefert Manfred Wilhelmi in der nächsten Ausgabe des Kurtrierischen Jahrbuchs, das Anfang Dezember erscheint.

Zur Person

  • Fritz Haubrich, geboren am 10. August 1868 in Kassel. Gestorben am 27. August 1925 in Heidelberg.
  • Haubrich war zunächst Redakteur der „Trierischen Landeszeitung“. Nach Auseinandersetzungen mit dem Herausgeber Georg Friedrich Dasbach wechselte er zum „Trierischen Tagblatt“, ehe er sich mit seiner Satirezeitung selbstständig machte.
 
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