Sprungmarken
31.08.2021

Wohnen im Altarbogen

Im Treppenhaus erinnert Glaskunst an die frühere Kirche.
Die Glaskunst erinnert in der zu einem Wohnhaus umgebauten Kirche Christi Himmelfahrt an frühere Zeiten.
Was passiert mit einer Kirche, die baufällig ist und nicht mehr benötigt wird? Diese Frage bewegt die Mitglieder der ehemaligen katholischen Gemeinde Christi Himmelfahrt in Ehrang seit sechs Jahren. Viele persönliche Erinnerungen an Trauungen oder Taufen verbinden sich mit dem 1955 geweihten Sakralbau in der Schulstraße. Ein Abriss kam für die Gemeinde daher nicht in Frage. Aber auch einen Verkauf des Gebäudes auf dem freien Immobilienmarkt, die wahrscheinlich zu einer teuren Luxussanierung geführt hätte, wollte man vermeiden. Schließlich wurde eine Bauherrengemeinschaft gefunden, die sich einem behutsamem Umbau des Gebäudes und möglichst niedrigen, familienfreundlichen Mieten für die künftigen Bewohner verpflichtet fühlt.

Nach gut einjähriger Bauzeit wurde das Wohnprojekt Christi Himmelfahrt letzte Woche durch Pfarrer Mario Kaufmann eingeweiht. 17 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern und Balkon oder Terrasse sind entstanden.

Die Tatsache, dass man sich in einer profanierten Kirche befindet, wird dem Besucher schnell bewusst: Der bogenförmige Altarraum mit seinen Mosaiken bildet weiterhin die Rückwand des Gebäudes. Drei bunte Fenster mit künstlerischen Darstellungen von Bibelszenen wurden in den Bau integriert und prägen das Treppenhaus. Im Kirchturm befindet sich jetzt unter anderem die Heizzentrale für das Wohnhaus.

Rund 4,4 Millionen Euro investierte die Bauherrengesellschaft in den Umbau. Planung und Bau übernahm die Immprinzip GmbH unter der Ägide des früheren EGP-Chefs Jan Eitel. Die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) förderte das Projekt mit einem Darlehen von 2,7 Millionen Euro und einem Tilgungszuschuss von 780.000 Euro. Dadurch ist es möglich, die Wohnungen überwiegend für einen Quadratmeterpreis von nur sechs Euro zu vermieten. Für zwei Wohnungen liegt die Miete bei sieben Euro. Für die ISB ist es die erste Förderung für ein Wohnbauprojekt in einer ehemaligen Kirche. Eine weitere Besonderheit aus Sicht von ISB-Vorstand Ulrich Dexheimer ist, dass nicht nur ein Teil, sondern sämtliche Wohnungen der 25-jährigen Mietpreisbindung unterliegen.

Die städtische Bauverwaltung hat das Projekt Christi Himmelfahrt nach Kräften unterstützt. Baudezernent Andreas Ludwig betonte: „Das ist ein sehr gelungenes Beispiel für eine Kirchenkonversion. Auch wenn so etwas natürlich nie leicht für eine Gemeinde ist.“

 
Bildergalerie
  • Im Treppenhaus erinnert Glaskunst an die frühere Kirche.
  • Die alte Altarwand mit Mosaikkunst erinnert im Treppenhaus an die frühere Kirche.
  • Der Glockenturm der ehemaligen Kirche von außen.