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03.11.2020

Wo Fledermäuse gerne abhängen

Fledermausexperte Markus Thies
Fledermausexperte Markus Thies, der das Trafohäuschen umbaut, zeigt die Holzverkleidung an der Außenfassade, die unten offen und somit ein attraktives Quartier für Fledermäuse ist.

In Euren wird nahe des Radwegs an der Diedenhofener Straße ein stillgelegtes Trafohäuschen auf Betreiben von StadtGrün in ein Artenschutzhaus umgebaut. Statt Strom umzuwandeln, sollen dort künftig Fledermäuse und viele weitere Tiere Unterschlupf finden. Wir sprachen mit der Ideengeberin, Beate Brucksch vom StadtGrün, über das Projekt.

RaZ: Frau Brucksch, wie kamen Sie auf die Idee, ein Trafohäuschen in ein Artenschutzhaus umzubauen?

Beate Brucksch: Ich kenne die Umnutzung von alten Wachtürmen zu Artenschutztürmen an der innerdeutschen Grenze aus meiner alten Heimat Thüringen. Vor einigen Jahren bekam ich einen Kalender geschenkt mit wunderschönen graffitibemalten Trafostationen. Und wie der Zufall will, sollte in Euren am Moselradweg eine stillgelegte Trafostation abgerissen werden. Da die Fläche zu einer Ausgleichsfläche umgewidmet wurde, habe ich im Rahmen meiner Tätigkeit davon erfahren und direkt den Rettungsanker geworfen. Als die Eigentumsfrage geklärt war, haben wir uns die Hilfe des Landschaftsarchitekturbüros Ernst & Partner sowie des Fledermausexperten Markus Thies aus der Eifel dazu geholt, welcher bereits umfassende Erfahrungen mit dem Ausbau von Bunkern in der Nordeifel aufweisen kann.

Was wird baulich verändert? Wie wird es aussehen, wenn es fertig ist?

An der Außenseite des Gebäudes wird eine Holzverkleidung im oberen Teil der Außenwände für Fledermaus-Spaltenquartiere montiert. In der Nähe der Gebäudeöffnungen werden zusätzlich Fledermausflachkästen zum Anlocken in das Gebäude angebracht. Weiterhin werden Mehlschwalben- und Meisenkästen sowie ein Spatzenkoloniehaus an der Fassade befestigt. In ein vorhandenes Fenster wird passgenau ein „Insektenhotel“ eingebaut. Im größeren Innenraum werden Nisthilfen für Rauchschwalben und Halbhöhlenbrüter sowie Fledermausflachkästen angebracht. Weiterhin wird ein Amphibienquartier aus Sand und Grobschotter angelegt. In den Seitenkammern werden Nistmöglichkeiten für Halbhöhlenbrüter und Fledermäuse geschaffen. So wird eine Wand mit rauhem Putz versehen, an die sich Fledermäuse hängen können. Spalten in einer gemauerten Wand aus Hohlblocksteinen bieten weitere Rückzugsmöglichkeiten vor allem für Fledermäuse.

Was ist das Ziel des Umbaus?

Wir wollen eine Vielzahl von Strukturen und Habitaten in und am Gebäude für verschiedene Tiere wie Vögel, Lurche, Kriechtiere und Säuger anbieten. Graffitis mit Motiven aus der Natur an dem Gebäude sollen einen Hingucker in der Landschaft darstellen und bildhaft über die Aufgabe des Gebäudes informieren. Wir möchten damit Impulse geben, im und am eigenen Zuhause etwas für die heimischen Wildtiere zu tun und Akzeptanz für unsere ökologischen Projekte erreichen. Das Artenschutzhaus ist eine Maßnahme zur Förderung der biologischen Vielfalt aus dem Maßnahmenplan der Grünflächenstrategie der Stadt Trier. Wir haben geplant, in dem fertigen Artenschutzhaus Führungen anzubieten.

Welche weiteren Tiere sollen dort Unterschlupf finden?

Die natürliche Umgebung mit Gehölz- und Ruderalflächen, Teichen und der Mosel mit seinen Uferbereichen ist optimal für im oder am Gebäude brütende Vogelarten. Mehlschwalben, die ihr Jagdrevier über den nahe gelegenen Teichen haben, aber auch Halbhöhlenbrüter wie Hausrotschwanz und Bachstelze, Höhlenbrüter wie Meisen und Spatzen. Im Gebäudeinneren können eventuell auch Rauchschwalben mit Nisthilfen einen Platz zum Brüten finden. Für Fledermäuse kann das Gebäude sowohl außen wie innen als Sommer- oder Tagesquartier attraktiv sein. Aufgrund der Nähe zu den Teichen können auch Winterquartiere für Amphibien wie Kröten und Frösche sowie Reptilien wie Schlangen und Eidechsen angeboten werden. Grundsätzlich muss man den Wildtieren einige Jahre Zeit geben, um die Nisthilfen anzunehmen. Über ein Monitoring soll kartiert werden, welche Tiere sich tatsächlich ansiedeln werden.

Die Fragen stellte Björn Gutheil