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29.05.2018

Wissenschaftler aller Länder

Internationaler Kongress der Universität Trier beleuchtet Karl Marx

Gareth Stedman Jones
Gareth Stedman Jones

Drei Tage lang tauschten sich Forscher unterschiedlicher Disziplinen bei einem internationalen Kongress der Universität Trier zu Karl Marx aus. „Zwischen Historisierung und überschneller Aktualisierung" sollte das „mehrdeutige Werk" von Marx beleuchtet werden, so Professor Martin Endreß, der zusammen mit Professor Christian Jansen den Kongress organisiert hat.

„Karl Marx 1818 – 2018. Konstellationen, Transformationen, Perspektiven" lautete der Titel des Kongresses vom 23. bis 25. Mai, des größten Beitrags der Universität Trier zum Karl- Marx-Jubiläumsjahr. Er stand unter der Schirmherrschaft der deutschen Unesco-Kommission und wurde unterstützt von der Karl Marx 2018 Ausstellungsgesellschaft mbH, dem Verein der Freunde und Förderer des Jubiläumsprogramms, von der Fritz- Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung und der Friedrich-Ebert- Stiftung.

Über 100 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erörterten, in welcher Form Marx‘ Werk heute erschlossen ist und wie sein Denken in unterschiedlichen Kontexten wahrgenommen wird. In neun thematischen Sektionen stellte die Veranstaltung Marx‘ Werk und Wirkung zur Diskussion. Themen waren unter anderem „Marx‘ politisches Selbstverständnis", „Die Marx-Rezeption im globalen Süden" und „Marx, Politische Ökonomie und gegenwärtige Sozialverhältnisse". Den Abschluss machte eine Podiumsdiskussion mit den Professoren Heinz Bude (Universität Kassel), Malte Faber (Universität Heidelberg), Stephan Lessenich (LMU München) und Lutz Raphael (Universität Trier).

Eröffnet wurde der Kongress in der Promotionsaula des Priesterseminars, was insofern passend war, als hier bereits Karl Marx sein Abiturzeugnis erhielt. Unter anderem hielt Jonathan Sperber, Universitätsprofessor aus Missouri (USA) und Autor der Biografie „Karl Marx. Sein Leben und sein Jahrhundert" einen Kurzvortrag, der „Marx zwischen 19. und 20. Jahrhundert" behandelte: „Marx schwankte sein Leben lang zwischen dem Vorrang der Philosophie und dem Vorrang der Naturwissenschaften zum Erkenntnisgewinn", erläuterte der Forscher.

Der Kongress richtete sich mit zwei offenen Abendvorträgen von Gareth Stedman Jones und Stephan Lessenich auch an die interessierte Öffentlichkeit. Am Eröffnungsabend referierte Stedman Jones (Foto links), Marx-Biograf und Professor an der Queen Mary University of London, über Marx‘ wechselnde Forschungsansätze zum Ende des Kapitalismus. Erst stand für Marx die Arbeit im Mittelpunkt, dann die Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Ökonomie und am Ende die konkrete Wirtschaft. Was von Marx bleibe, sei eine „einmalige Darstellung der Kraft des Kapitals".