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26.02.2013

"Wir brauchen einen Masterplan"

RaZ-Interview mit Mitgliedern des Jugendparlaments

Louis-Philipp Lang, Andreas Wirtz und René O. L. Mannola (v. l.) möchten sich aktiv an der Trierer Kommunalpolitik beteiligen und sich als Vertreter der Jugendlichen für deren Belange stark machen. Foto: PA
Louis-Philipp Lang, Andreas Wirtz und René O. L. Mannola (v. l.) möchten sich aktiv an der Trierer Kommunalpolitik beteiligen und sich als Vertreter der Jugendlichen für deren Belange stark machen. Foto: PA
Die Ereignisse am Fetten Donnerstag, die Skatehalle oder der Schulentwicklungsplan: In Trier gibt es viele Themen, die Jugendliche betreffen. Ihr Sprachrohr ist das im November 2011 erstmals gewählte Jugendparlament. Die Rathaus Zeitung (RaZ) sprach mit dem Vorsitzenden Louis-Philipp Lang, Vorstandsmitglied René O. L. Mannola und Andreas Wirtz, stellvertretendes beratendes Mitglied im Schulträgerausschuss, über erste Erfolge, Ziele 2013 und politische Mitbestimmung.

RaZ: Was sind für Euch die größten Erfolge des ersten Jahres?

Mannola: Da ist zunächst unsere Fragebogenaktion an allen weiterführenden Schulen und Jugendzentren. Der Rücklauf war mit 1500 Fragebögen groß. Daraus konnten wir Rückschlüsse ziehen, was die Jugendlichen wollen.

Lang: Die Ergebnisse haben vor allem die Bildung unserer Arbeitsgruppen wie „Veranstaltungen und Orte“ beeinflusst, die wir danach ausgerichtet haben, und nicht nach Dezernaten. 2012 war aber größtenteils geprägt von interner Arbeit. Wir haben zwar viel Gestaltungsspielraum, aber es hat auch an vielem gefehlt. Dazu zählt eine Geschäftsstelle in der Innenstadt.

Wirtz: Bei der AG Schulen ist es als Erfolg zu werten, dass wir bei manchen Sitzungen des Schulträgerausschusses nun mit zwei Personen teilnehmen.

Lang: Außerdem haben wir 2012 mit den freien Trägern gegen die „Rasenmäher-Methoden-Kürzung“ gekämpft. Sie leisten viel für die Jugendlichen und dafür brauchen sie Geld. Es ist schade, dass die Stadt gerade da sparen will. Zudem haben wir uns im Jugendhilfeausschuss für die Skater stark gemacht. Der jetzige Standort muss nicht bleiben, aber es muss Alternativlösungen geben. Wir brauchen zudem eine organisierte Skaterszene, daher die Forderung nach der Gründung eines Skatervereins.

RaZ: Bei Eurer Gründung habt ihr gefordert: Wir wollen ernst genommen werden! Habt ihr dieses
Gefühl?

Lang: Es ist eine sehr kooperative Arbeit, das hätte ich am Anfang nicht erwartet. Gerade Frau Birk interessiert sich für uns. Den Respekt muss man sich aufgrund unseres jungen Alters erarbeiten. Das Jugendparlament steht nicht per se gut da bei Lokalpolitikern, sondern auch in der Kritik. Aber wir können Parteipolitisches von dem trennen, was wir im Jugendparlament machen. Wir vertreten das, was die Mehrheit der Jugendlichen will.

RaZ: Nach den Vorkommnissen am Fetten Donnerstag 2012 wurde ein Runder Tisch ins Leben gerufen, an dem ihr teilgenommen habt. Wie habt ihr Euer Mitspracherecht erlebt?

Mannola: Wir haben vor allem inhaltliche Vorschläge zur Gestaltung der Feiern im Mergener Hof und im Exhaus und Werbung an den Schulen gemacht. Unsere Meinung wurde durchweg positiv aufgenommen und gehört.

Lang: Da wir im Sinne des Arbeitskreises Suchtprävention handeln möchten, waren wir am  Fetten Donnerstag im Mergener Hof. Die Fete hat uns der AK mit dem Mergener Hof vorgeschlagen. Beim Exhaus waren wir an der Planung und teilweise auch an der Durchführung mit Herrn Fries vom Jugendamt beteiligt.

RaZ: Seid ihr mit dem Konzept zufrieden? Oder wo liegt Verbesserungspotenzial für 2014?

Lang: Es ist insgesamt kritisch zu betrachten. Wenn sich ganz Deutschland über Trier lustig macht, stellt sich die Frage: War es der richtige Schritt? Zum Teil ist das Konzept aufgegangen: weniger Alkoholleichen, weniger Ausschreitungen, fast keine Verhaftungen – für die Sicherheit ein großer Gewinn. Für den Karneval ist es ein Verlust: die Menschen, die Stimmung, die Tradition. Gerade bei den 14- bis 16-Jährigen ist über ein neues Konzept nachzudenken. Sie haben das Angebot nicht richtig angenommen. Die Feier im Exhaus kann man ausbauen, vielleicht nicht mehr an der gleichen Stelle. Vor allem aber müssen die Schulen über eine gemeinsame Planung und eine einheitliche Unterrichtszeit nachdenken.
 
RaZ: Vor kurzem stellten OB Klaus Jensen und Schuldezernentin Angelika Birk den Schulentwicklungsplan vor. Ihr habt Euch im letzten Jahr hierzu klar positioniert. Wie ist Eure Meinung zum derzeitigen Entwurf?

Lang: Wir begrüßen die momentanen Vorschläge. Es ist aber nur der nötigste Schritt, aber definitiv nicht die Arbeit von acht Monaten. Wir hatten von allen das ausführlichste Positionspapier. Da stellt sich die Frage: Haben wir uns mehr damit auseinandergesetzt als die politischen Entscheidungsträger? Wenn bis zu den Sommerferien kein Ergebnis da ist, wird es aufgeschoben bis nach der Kommunalwahl. Nichts zu entscheiden, ist in dem Fall die schlechteste Entscheidung. Es braucht eine Ein-sparung, denn die Trierer Schulen haben im Landesvergleich einen Nachholbedarf. Problematisch ist die Konzentration auf die Grundschulen. Wir brauchen einen Masterplan, der die Investitionen unter Berücksichtigung der Stadtentwicklung in den nächsten zehn Jahren beinhaltet. Im Moment ist es nicht konsequent genug: Es fehlt der letzte Schluss.

Wirtz: Die Verantwortlichen hoffen auf eine Lenkungsbewegung. Dass zum Beispiel die Kinder von Kürenz nach Trier-Nord gehen. Aber machen die Eltern da mit? Auch bleibt die Zustimmung der ADD abzuwarten. 2007 ist ja schon mal ein Schulentwicklungskonzept gescheitert und mit Investitionen von 40 Millionen Euro ist es definitiv kein Sparkonzept.

RaZ: Im Hinblick auf die Neuwahl Ende des Jahres: Wie versucht ihr, Jugendliche für die Mitarbeit zu begeistern?

Wirtz: Unsere Mitglieder werden als Gesicht des JuPa in den Schulen dafür werben. Aber viele aus dem jetzigen Parlament und Kandidaten vom letzten Mal, die noch nicht über 17 Jahre sind, wollen sich noch mal bewerben. Auch Facebook sollten wir besser nutzen.

Lang: Vor der Mitgliederwerbung sollte im Jugendhilfeausschuss die inhaltliche Ausrichtung überdacht werden. Am Anfang lief es unter einem pädagogischen Konzept: Eine Projektgestaltungsgruppe, die ehrenamtlich Projekte realisiert. Wir kümmern uns aber um politische Themen, echte demokratische Beteiligung. Die Parteien und die Öffentlichkeit  müssen daher neu definieren, was das JuPa sein soll: Gremium, Ausschuss, Beirat des Stadtrates, der sich mit politischen Themen auseinandersetzt oder eine Projektgestaltungsgruppe? Auch die Beteiligung der unterschiedlichen Altersgruppen muss geklärt werden, denn Zeitplanung und Organisation sind schwierig.

RaZ: Wie sieht die weitere Planung für 2013 aus?

Mannola: Es wird ein Open Air-Kino im Exhaus vor den Sommerferien geben, zusammen mit dem Jugendamt und dem Kinderschutzbund.

Wirtz: Ich hatte die Idee zum Thema „Mobbing an Schulen“. Jeder hat wohl schon einmal Mobbing persönlich oder auch in der Klasse erlebt.

Lang: Zudem werben wir ab April mit einem Slogan und einem Foto auf den Stadtbussen und auf den A.R.T.-Müllwagen für das Fahrradhelm tragen.

Das Gespräch führte Laura Plitzko