Es ist ein heißes Thema: Die Stadt will im Sinne des Klimaschutzes und der Energieautonomie den Bau von Windrädern in Trier ermöglichen. Bei einer gut besuchten Podiumsdiskussion im Druckwerk Euren wurden jetzt die Pro- und Contra-Argumente ausgetauscht. Besonders im Blickpunkt: Standorte im Wald.
Die Stadt selbst hatte die Veranstaltung organisiert und rund 160 Interessierte folgten der Einladung. Baudezernent Dr. Thilo Becker begrüßte die Gäste und hielt ein kurzes Plädoyer für die Windkraft, die nicht nur CO₂-Emissionen reduziere, sondern auch Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung schaffe. „Auch angesichts der außenpolitisch unsicheren Lage brauchen wir eine dezentrale, unabhängige Energieversorgung“, sagte Becker.
Unter der Moderation des SWR-Journalisten Martin Schmitt diskutierten anschließend auf dem Podium Energie-, Naturschutz- und Forstexperten, ein Windrad-Investor und Michael Kehrbaum als Vertreter der Bürgerinitiative Naherholungsgebiet Bausch, die die Ausweisung der Wald-Standorte „Steigenberg“ und „Balmet“ verhindern möchte und dafür nach eigenen Angaben 600 Unterschriften gesammelt hat. Kehrbaum sieht durch die Planung „zwei intakte Mischwaldgebiete mit zahlreichen überregionalen Wanderwegen“ gefährdet, weil der Wald nicht nur an den Standorten der Windräder gerodet, sondern für die Anlieferung des Baumaterials zusätzliche Schneisen angelegt werden müssen. Marc Wiemann von der Firma DunoAir Windpark GmbH bestätigte das, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Schneisen nach dem Bau der Anlagen nicht bestehen bleiben: „Alles, was wir nicht langfristig nutzen, muss wieder aufgeforstet werden.“ Der dauerhafte Flächenbedarf für ein Windrad wurde mit 0,7 Hektar beziffert.
Für Michael Diemer, Leiter des Schwerpunktforstamts für Windenergie im Wald in Kastellaun, ist klar: „Rheinland-Pfalz ist das waldreichste Bundesland. Nur wenn wir Waldflächen einbeziehen, besteht die Hoffnung auf eine erfolgreiche Energiewende. Die Masse des Waldes bleibt trotzdem weiter geschützt.“ Auch Frank Hucke vom BUND Trier bekannte sich grundsätzlich zum weiteren Ausbau der Windkraft. Für die konkrete Planung in Trier fehlt es ihm aber noch an Gutachten zum Artenschutz. „Es gibt Vogel- und Fledermausarten, die hier betroffen sein könnten und das muss auf jeden Fall noch untersucht werden. Ich kann mir vorstellen, dass deshalb einige der vorgeschlagenen Gebiete noch rausfallen.“
Jürgen Gundacker von der Energieagentur Rheinland-Pfalz und Energieberater Martin Husse brachten wirtschaftliche Argumente ins Spiel. Windkraft werde für Städte zu einem Standortvorteil, weil sie Versorgungssicherheit gewährleistet, so Gundacker. Husse sprach sich für finanzielle Anreize für die Bürgerinnen und Bürger, zum Beispiel über den Energiepreis, aus.
Die Stadt hat ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans mit sechs Potenzialgebieten für Windkraft auf den Weg gebracht. Drei davon befinden sich in der Nähe des Eurener Ortsteils Herresthal (Wetterborn, Stahlem, Herresthal-Süd-West), zwei im Forst oberhalb von Ehrang (Steigenberg und Balmet) und eines oberhalb von Filsch (Schellberg). Ursprünglich hatten diese Gebiete eine Gesamtfläche von 127 Hektar. Diese wurde inzwischen aus Gründen des Biotopschutzes und um einen Sichtkorridor rund um Herresthal freizuhalten auf rund 99 Hektar verkleinert. Das entspricht rund 0,8 Prozent der Gesamtfläche der Stadt Trier. Auf dieser Grundlage bereitet das Amt für Stadt- und Verkehrsplanung derzeit einen Beschluss zur Offenlegung der Planung für die Stadtratssitzung am 21. Mai vor. Innerhalb eines Monats können dann alle Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen zur Änderung des Flächennutzungplans abgeben.
Ralph Kießling