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13.03.2018

Wilkommen, liebe Bienen

Honigbiene beim Sammeln von Nektar und Pollen an einer Blüte
Honigbienen ernähren sich von Blütennektar und Pollen, die sie in einem „Körbchen“ am Hinterbein sammeln. Foto: Siegfried Niesen

Seit 2017 leben auf einer Wiese am Augustinerhof zwei Bienenvölker. Das Rathaus leistet damit einen aktiven Beitrag gegen das Bienensterben: Der seit einigen Jahrzehnten erhöhte Winterverlust von Bienenvölkern wird zum Teil durch Milbenbefall verursacht, zum Teil werden auch Pestizide für die Entwicklung verantwortlich gemacht.

Die Rathaus Zeitung (RaZ) sprach mit dem städtischen Umweltberater Johannes Hill und mit Christine-Petra Schacht, Leiterin des Grünflächenamts, über den kommunalen Aktionskatalog zum Bienenschutz.

RaZ: Herr Hill, wie geht es den Rathausbienen?

Hill: Beide Völker haben den Winter gut überstanden. Unser Imker Siegfried Niesen war darüber sehr erleichtert, denn ein Volk hatte im Spätsommer mit einem starken Befall durch Varroamilben zu kämpfen. An den ersten etwas wärmeren Tagen haben sich die Tiere schon außerhalb des Bienenstocks gezeigt. Derzeit wird fleißig Brutpflege betrieben.

Warum sollte sich eine Kommune im Bienenschutz engagieren?

Hill: Honig- und Wildbienen sind unentbehrlich für die Bestäubung vieler Kulturpflanzen. Sie erhalten die Pflanzenvielfalt, sichern landwirtschaftliche Erträge und damit unsere Ernährung. Städte sind als Lebensraum für Bienen durchaus geeignet, weil sie in einem dicht besiedelten Umfeld mit bunten und artenreichen Gärten häufig bessere Nahrungsbedingungen vorfinden als in der Nähe von landwirtschaftlichen Monokulturen.

Welche Initiativen gibt es in Trier außer den Rathausbienen?

Hill: Seit einigen Jahren gibt es auf Vorschlag der Umweltberatung im Deutschen Hof „Hotelbienen", die die Gäste mit Honig versorgen. In der Umweltkommission des Bistums wurden die „Dombienen" angeregt, für die 2018 eine Fläche reserviert werden soll. Bischof Stephan Ackermann war früher selbst Imker mit 20 Völkern. Bienenzucht als Schulprojekt wäre eine weitere sinnvolle Variante. Für die Rathausbienen haben wir die Unterstützung einer weiteren Imkerin erhalten, sodass wir wahrscheinlich bald vier Völker am Augustinerhof haben.

Was plant die Stadt auf ihren großen Grünflächen?

Schacht: Wir wollen bei der Unterhaltung und Pflege verstärkt Rücksicht auf die Habitate von Bienen und anderen Insekten nehmen, das geht zum Beispiel mit Blühwiesen oder Stauden. Bei Neupflanzungen von Bäumen werden wir die Silberlinde und die Honigesche berücksichtigen, die beide noch sehr spät im Jahr blühen und daher den Bienen lange Nahrung bieten. Eine Silberlinde wurde zum Beispiel zuletzt auf dem Paulusplatz gepflanzt.

Was hat es mit dem Projekt „Insektenhotel" auf sich?

Schacht: Insektenhotels sind Konstruktionen mit verschiedenen Holzmaterialien, kleinen Höhlen und Holzwolle, die verschiedenen Insekten, darunter auch Wildbienen, die Möglichkeit zur Überwinterung und zur Brutpflege bieten. Das Dach des Hotels kann man zusätzlich begrünen, dann hätten die Insekten auch gleich eine Nahrungsquelle vor der Haustür – sozusagen „all inclusive". Als Standorte bieten sich die Friedhöfe an. Gleichzeitig wollen wir den Bauplan für so eine Konstruktion in einem Flyer erklären, sodass es jeder nachmachen kann.

Interview: Ralph Kießling