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14.07.2020 | Burgunderviertel

Wiederbelebung einer Geisterstadt

Abraumhalden im Burgunderviertel
Die Häuser der längst verlassenen französischen Wohnsiedlung verschwinden fast hinter großen Schuttbergen: Im Burgunderviertel zeichnet sich ein größeres Bauprojekt ab.

Ein autoarmes Wohnquartier mit grüner Mitte: Der Stadtrat hat sich mit dem überarbeiteten Konzept der EGP für das Burgunderviertel beschäftigt. Der Beschluss für die Offenlegung des Bebauungsplans ist ein wichtiger Verfahrensschritt, ein städtebaulicher Vertrag soll folgen.

Das Burgunderviertel gilt bisher als Stiefkind der Stadtentwicklung am Petrisberg: Während die Landesgartenschau 2004 nach dem Abzug des französischen Militärs einen Schub für die Konversion der früheren Kaserne Belvedère brachte, blieb das benachbarte Wohnviertel der Soldaten außen vor und ist heute weitgehend eine Geisterstadt. 2017 erwarb die EGP den größten Teil des 9,4 Hektar großen Areals. Die auf die Konversion großer Militärflächen spezialisierte Entwicklungsgesellschaft, an der die Stadt Trier beteiligt ist, legte rasch ein städtebauliches Konzept mit folgenden Schwerpunkten vor:

  • 430 neue Wohneinheiten in einem Mix aus zwei- bis dreigeschossigen Eigenheimen und drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäuser. Als „Landmarke" ist zudem ein Wohngebäude mit sechs Geschossen geplant. .
  • Zentrale öffentliche Grünfläche („Burgunderbogen") für Naherholung, Spielflächen und Gemeinschaftsgärten.
  • Möglichst wenig Autoverkehr innerhalb des Viertels durch zentrale Quartiersgarage, ergänzt durch Angebote wie Carsharing und Verleih von Lastenfahrrädern. Reduzierung der Zahl der Stellplätze durch alternatives Mobilitätskonzept.
  • Äußere Erschließung über die Robert-Schuman-Allee und die Pluwiger Straße, die Zufahrt über die Kohlenstraße entfällt.
  • Erhalt des hochwertigen Baumbestands.

Noch auszuhandeln ist ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Stadt und der EGP, in dem unter anderem ein Anteil des geförderten Mietwohnungsbaus von 33 Prozent und eine hochwertige Fassadengestaltung der Quartiersgarage festgelegt werden sollen. Ein kleinerer Teil des Wohnungsbestandes wurde von der Stadt erworben und soll ebenfalls für die Versorgung mit sozial gefördertem Wohnraum genutzt werden.

Die Offenlegung des Bebauungsplans BU 24 wurde im Stadtrat mit 40 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen beschlossen. In der kurzen Debatte gab es viel Lob für die innovativen Aspekte der Planung, die als Symbiose zwischen Ökologie und urbaner Entwicklung in vieler Hinsicht Neuland betrete. Kritisch äußerte sich Dominik Heinrich (Bündnis 90/Grüne), der es bezweifelte, dass man von einem autoarmen Quartier sprechen könne, wenn sich genau in der Mitte des Gebiets die Quartiersgarage, also ein Parkhaus, befinde.

Ralph Kießling