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22.05.2018

Wenn aus Herbert Brigitte wird

Ausgelassene Stimmung im Weinkeller
In dem Stück „Brigitte Bordeaux“ herrscht ausgelassene Stimmung im Weinkeller. Unter anderem sind Klaus Michael Nix (2. v. l.) und Barbara Ullmann (3. v. l.) zu sehen. Foto: Simon Hegenberg
Beim Schauspiel „Brigitte Bordeaux", das am 26. Mai, 18 Uhr, seine Uraufführung im Kasino am Kornmarkt feiert, wird Theaterliebhabern etwas ganz Besonderes geboten: Neben Schauspiel- wird auch Küchenkunst serviert – ein erstklassiges Drei-Gänge-Menü inklusive Weinprobe.

Eine weitere Besonderheit des Stücks ist dessen Aufführung an sieben verschiedenen Orten der Region (siehe blauer Infokasten). Inhaltlich geht es in „Brigitte Bordeaux" um Herbert, Mitte 50, der mit seiner wohlgeratenen Familie in einem kleinen Dorf lebt. Er hat den vom Vater übernommenen Winzerbetrieb ausgebaut und modernisiert und ist zu Recht stolz auf seinen Wein, der mehrfach ausgezeichnet, gelobt und auf der ganzen Welt getrunken wird.

Des Weiteren ist Herbert engagiertes Mitglied der Gemeinde, singt im Volkschor und ist Vorstandsmitglied des Bauern- und Winzerverbandes. Doch eines Tages verkündet Herbert, dass er eine Frau sein möchte, und die gesamte Dorfidylle gerät ins Wanken. Die Familie ist entsetzt, die Freunde und Nachbarn empört. Doch damit nicht genug, Brigitte, wie Herbert nun genannt werden will, möchte außerdem als Weinprinzessin kandidieren. Das Dorf steht Kopf, und dann bekommt auch noch die Presse Wind von den Vorgängen in der Vorzeigegemeinde.

Geschrieben hat „Brigitte Bordeaux" der Schauspieler und Autor Sergej Gößner, Ensemblemitglied des Jungen Schauspielhauses Hamburg. Die Dramaturgin Anika Bárdos sprach mit ihm über die Arbeit an dem Stück.

Anika Bárdos: Herr Gößner, wie kam es zu dieser Auftragsarbeit?

Sergej Gößner: Die Schauspieldirektorin Caroline Stolz und der leitende Schauspieldramaturg Alexander May, von dem im Übrigen auch die Grundidee stammt, Theater mit einer Weinprobe zu verbinden, haben mich gefragt, ob ich nicht ein Stück für das Theater Trier schreiben möchte. Caroline Stolz und ich kennen uns noch aus Wiesbaden – sie war dort Regisseurin, ich Schauspieler. Wir sind befreundet und haben unter anderem in Pforzheim mehrfach zusammengearbeitet. Sie hat bisher alle meine Stücke gelesen und mochte sie zum Glück ganz gerne.

Gab es für das Stück Vorgaben vom Theater? Wie sind Sie damit umgegangen?

Es sollte mit Trier und der Region zu tun haben, mit Wein, und unterhaltsam sollte es sein. Der letzte Punkt hat mir den größten Schrecken eingejagt. So eine Ansage ist aber natürlich auch eine recht feine Herausforderung. Erstmal klingt das alles allerdings auch sehr unkonkret, und durch die Thematik landet man schnell beim Bauernschwank. Und einen solchen wollte ich ungern schreiben. Also habe ich mir ein Thema ausgesucht, das mich selbst interessiert, mit dem ich was anfangen kann. Ein Thema, das sich durchaus mit Provinz und Dorfidylle reibt. Also hatte ich irgendwann einen Plot, der eine grobe Idee der Besetzung mit sich brachte und schließlich die Form, die Erzählweise. Mir war die Erzählweise mindestens genauso wichtig wie das Thema. Auch hier wollte ich möglichst weit weg vom Bauernschwank. Wobei das anfangs alles nur krude Ideen sind. Ich schreibe dann einfach drauflos und schaue was passiert. Gelöscht wird da eigentlich selten. Eher abgeändert und umgeschrieben. Meist wird also recycelt.

Wieviel Zeit hatten Sie für „Brigitte Bordeaux"?

Etwa ein halbes Jahr. Was viel Zeit ist, wie ich finde. Ich hatte ziemlich schnell die erste Hälfte. Dann habe ich eine längere Pause gemacht. Und dann ziemlich schnell die zweite Hälfte geschrieben. Wenn der grobe Bogen dann erstmal gespannt ist, wird das Ganze schrecklich oft gelesen und so alle Dialoge und anderen Texte abgeklopft und an ihnen gefeilt.

Konnten Sie schon etwas von den Proben miterleben?

Nein, leider noch gar nicht. Ich hoffe, dass ich irgendwie noch die Möglichkeit dazu bekomme. Erfahrungsgemäß ist das komisch, aber auch ganz toll. Zu beobachten, wie die eigene Fantasie lebendig wird, sich selbständig macht und interpretiert wird. Und meist wird man als Autor so schön ernstgenommen. Herrlich!