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11.09.2018

Wenn aus Geruch ein Gedicht wird

Ein Teil der jungen Teilnehmer des „Lyrix“-Wettbewerbs nach einer Kurzführung durch die Marx-Ausstellung im Landesmuseum.
Ein Teil der jungen Teilnehmer des „Lyrix“-Wettbewerbs im Landesmuseum. Kurzführungen durch die Ausstellung dienen als Inspiration für die Gedichte, die sie schreiben.
Der „Lyrix"-Bundeswettbewerb für junge Dichter, der jeden Monat zur Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema einlädt, ist im September wieder zu Gast in Trier. Selbstredend, dass im Marx-Jubiläumsjahr der große Philosoph als Inspirationsquelle für die jungen Schriftsteller dient.

Das Thema in diesem Monat heißt „sprung mit raketenrucksack", ein Vers aus dem Gedicht „für Majakowski" von Max Czollek. Dort heißt es auch: „spielst die internationale / auf einem stahltau / der golden gate bridge." Anknüpfungspunkte zum 200. Geburtstag von Karl Marx liegen also auf der Hand. Inspirationsorte für die Schülerinnen und Schüler von Schulen der Region und aus Trier sind die große Landesausstellung zu Karl Marx im Stadt- und Landesmuseum sowie die Partnerausstellungen im Museum am Dom und im Karl-Marx-Haus. In Kurzführungen sammeln die jungen Menschen Ideen und Impulse und bringen diese anschließend unter fachkundiger Leitung der Lyriker José Oliver, Max Czollek und Martin Piekar in sieben Schreibwerkstätten aufs Papier.

Schriftsteller José Oliver sagte bei der Eröffnungsveranstaltung des „Lyrix"-Wettbewerbs im Landesmuseum: „Ich fange an zu schreiben, wenn mich irgendwas berührt." Bis zum fertigen Gedicht seien es dann mehrere Schritte: Aus einer Notiz wird ein Notat, daraus eine Verdichtung und schließlich ein Gedicht. Den Schülerinnen und Schülern in der Schreibwerkstatt gab der vielfach ausgezeichnete Oliver mehrere Schreibimpulse – etwa den Geruch aus der Installation „Marx-Maschine" im Landesmuseum zu beschreiben. Wichtig sei, sich zu fragen, was nach der Führung hängengeblieben ist, so Oliver.

Langer Schreibprozess

Martin Piekar, „Lyrix"-Preisträger von 2010, sagte, der Wettbewerb habe ihn ermutigt, weiter zu schreiben. Heute hat der Lyriker zwei eigene Bände veröffentlicht und ist Juror beim Wettbewerb. Auch er machte den Jugendlichen den Prozess beim Schreiben eines Gedichts klar: „Lyrik heißt schreiben, streichen und wieder neu schreiben. Es kann sein, dass es zwei Jahre dauert, bis ein Gedicht von mir fertig ist." Auch Max Czollek, dessen Vers mit dem „Raketenrucksack" das Thema des Wettbewerbs ist, betonte den langen Entstehungsprozess von Texten. Er ermutigte die Teilnehmer des Wettbewerbs, die Augen während der Führung durch die Marx-Ausstellung offenzuhalten und sich die Dinge, die man interessant findet, zu merken: „Darüber sprechen wir dann in der Schreibwerkstatt."

Aus allen eingesendeten Gedichten wählt eine Jury jeden Monat die sechs besten aus. Aus den Monatsgewinnern werden wiederum zwölf Jahresgewinner bestimmt, die an einem professionellen Lyrik-Workshop in Berlin teilnehmen dürfen. In den zehn Jahren, seit es den Wettbewerb gibt, wurden über 10.000 Gedichte eingereicht.

Kulturdezernent Thomas Schmitt, der ebenfalls an der Eröffnungsveranstaltung im Landesmuseum teilnahm, sagte in Anlehnung an Marx als übergeordnetetes Thema des Wettbewerbs, es gehe darum, Dinge in Worte zu fassen und mutig zu sein.