Sprungmarken
02.07.2013

Weniger Schüler = steigende Buspreise

Logo VRT
Die rückläufigen Schülerzahlen in ländlichen Gebieten machen auch in Trier die Bustickets teurer. Nach dem Grundsatz „Ein Verbund – ein Tarif – ein Ticket“ müssen die Trierer Verkehrsbetriebe ihre Preise anpassen, wenn die im Verkehrsverbund (VRT) vertretenen Landkreise mehrheitlich Fahrpreiserhöhungen beschließen.

Meinungsverschiedenheiten zwischen der Stadt Trier und den mit ihr zum VRT gehörenden Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier- Saarburg und Vulkaneifel entzünden sich regelmäßig etwa alle zwölf Monate, wenn Fahrpreiserhöhungen anstehen. Abnehmende Schülerzahlen bedeuten für Verkehrsunternehmen, die gerade im ländlichen Raum vorwiegend Schüler (teilweise mehr als 90 Prozent) befördern, sinkende Einnahmen aus Fahrgelderlösen.

Bisher wurde auf diesen Effekt vorrangig mit zwei Maßnahmen reagiert. Zum einen versuchten die Verkehrsunternehmen durch eine Reduzierung der Leistungen Kosten zu senken, zum anderen erfolgte ein Ausgleich für weniger Fahrgäste über recht üppige Tariferhöhungen (zuletzt 6,2 Prozent Anfang des Jahres, nach einer vergleichbaren Preissteigerung im Vorjahr). In der Konsequenz finanzieren die verbliebenen ÖPNV-Kunden – auch die Trierer – die wegbleibenden Fahrgäste in der Region mit.

Dies steht im Widerspruch zu Bestrebungen der Stadt Trier, den städtischen Personennahverkehr zu fördern und auszubauen. Fahrpreiserhöhungen in dieser Größenordnung wirken dabei eher kontraproduktiv.

Da sich die Stimmenverteilung in der Verbandsversammlung des VRT nicht nach Einwohnerzahlen oder Fahrgastzahlen richtet, sondern jeder Landkreis beziehungsweise die Stadt nur je eine Stimme hat, wird die Stadt Trier bei anstehenden Fahrpreiserhöhungen daher regelmäßig überstimmt. Auch die SWT wendet sich gegen diesen demografischen Effekt, hat aber im Gremium der Verkehrsunternehmen ebenfalls keine Mehrheit.

Im Jahr 2012 hat die Stadt Trier sogar eine Kündigung des Verbundes in Betracht gezogen. Begründet wurde dies vorrangig damit, dass die Tarifanhebungen den im Rahmen des städtischen Mobilitätskonzeptes 2025 formulierten Zielen des ÖPNV entgegenwirken. Danach soll die Wahl der Verkehrsmittel durch die Bürgerinnen und Bürger zugunsten des ÖPNV maßgeblich gesteigert werden.

Zudem ist man davon überzeugt, dass das Oberzentrum Trier die Busverkehre in seinem dünn besiedelten Umland über Gebühr mitfinanziert. Denn dort fahren vor allem Schüler mit, Erlöse aus dem „Jedermannverkehr“ fehlen also vielfach. Auf der anderen Seite verkennt die Stadtpolitik nicht die wichtige verkehrliche Bedeutung des Verkehrsverbundes für die umweltfreundliche Erreichbarkeit des Oberzentrums aus der Region.

Die Kündigung des VRT-Vertrages ist vorerst vom Tisch. Die Stadt, die sich in einem internen Arbeitskreis mit der speziellen Thematik befasst,  setzt nun ihre Hoffnungen auf die anstehenden Verhandlungen zu einer Reform der ÖPNV-Finanzierung im VRT, bei der auch die Landkreise gezwungen wären, eigene Mittel in die Hand zu nehmen, um den demografischen Effekt auszugleichen. Bereits im Frühjahr 2012 hatte der Stadtrat vom Land gefordert, den ÖPNV zur Pflichtaufgabe zu erklären. Parallel dazu wird mit Unterstützung des Landes ein ÖPNV-Konzept Rheinland- Pfalz Nord erarbeitet, welches das gesamte Busnetz optimieren, den ÖPNV wirtschaftlicher gestalten und zumindest das heutige Verkehrsvolumen sichern soll.