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29.10.2013

Verstärkte Zuwanderung reicht allein nicht aus

Foto. Minister Schweitzer ehrt die Gewinner des Fotowettbewerbs
Minister Alexander Schweitzer (2.v.l.) ehrte mit Katja Hatzenbühler, Uwe Martens und Christian Petri (v. l.) drei Sieger eines Fotowettbewerbs, die einfühlsam das Verhältnis der Generationen darstellen.
Um die gravierenden Herausforderungen einer schrumpfenden und alternden Gesellschaft mit einer breiteren Bürgerbeteiligung zu bewältigen, findet bis 4. November die erste landesweite Demografiewoche statt. Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung in Trier standen unter anderem erfolgreiche Strategien zur Unterstützung des Ehrenamts und für die Fachkräftesicherung.

Überall in Rheinland-Pfalz gibt es nach Einschätzung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer nachahmenswerte Beispiele. „Die Demografiewoche gibt diesen guten Lösungsansätzen eine Plattform, sich zu präsentieren. Dadurch können sich neue Ideen und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen den Verantwortungsträgern entwickeln“, betonte sie bei der Vorstellung des Programms in der vergangenen Woche. Die Regierungschefin und der für Demografie zuständige Landesminister Alexander Schweitzer, der die Tagung gestern eröffnete, sprachen angesichts der rund 320 Veranstaltungen der Reihe unter dem Motto „Zusammenland Rheinland- Pfalz – Gut für Generationen!“ von einer „enormen Resonanz“. 

Oberbürgermeister Klaus Jensen forderte in seinem Grußwort, den demografischen Wandel offensiv zu gestalten und die damit auch verbundenen Chancen zu nutzen. Für Trier sei er optimistisch, dass der für die wachsende ältere Generation besonders wichtige Gesundheitssektor weiter optimiert werde. Neben dem OB nahm Bürgermeisterin Angelika Birk als städtische Vertreterin an der Tagung in der ERA teil.

Nach einer repräsentativen Umfrage sieht die große Mehrzahl aller Rheinland-Pfälzer den Staat in der Pflicht, für eine leistungsfähige Infrastruktur, Nahversorgung und Pflege zu sorgen. Schweitzer zeigte sich aber skeptisch, diese Erwartungen erfüllen zu können. Vielmehr sei eine enorme Anstrengung aller Akteure erforderlich. „Eine solche Herkulesaufgabe braucht gute Botschafter“, sagte der Minister zu den rund 300 Besuchern der Auftaktrunde. Die Zuwanderung müsse aktiv gefordert werden, reiche allein aber nicht aus, um den immer größeren Fachkräftemangel zu beheben.

In seinem Gastvortrag präsentierte Dr. Steffen Kröhnert (Berlin-Institut für Bevölkerung) aktuelle statistische Daten. So wird es 2040 in Deutschland doppelt so viele 80-Jährige geben wie heute. Gleichzeitig sinke der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter um ein Viertel. Kröhnert skizzierte mehrere Strategien zur Bewältigung der Umbrüche von historischen Ausmaßen. Mit Blick auf teilweise menschenleere ländliche Regionen forderte er, regionale Unterschiede zu akzeptieren, teilweise überhöhte Standards in Frage zu stellen, Kommunen mehr Handlungsautonomie zu gebens und einen Fonds zum Rückbau von Dörfern zu schaffen. Der Soziologe forderte außerdem eine gezielte Förderung des Ehrenamts, mehr altersgerechte Arbeitsplätze, einen Ausbau von Präventions- und Wiedereingliederungsprojekten und gezielte Weiterbildungen. 

Trierer Veranstaltungen

Im Trierer Stadtgebiet sind bis einschließlich 3. November zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der Demografiewoche geplant:

  • Dienstag, 29. Oktober
    Seniorenbüro, 14 Uhr: Vortrag „Bewegung im Alter und Sturzprävention“,
    Ärztehaus Engelstraße, 9.45 /11 Uhr: „Sport als Demenzprävention“.
    Pro Familia, Balduinstraße 6, 15 Uhr:  Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder (für Tagesmütter).
    Rathaussaal, 14 Uhr: Infoveranstaltung „Besuchsdienste – sinnvolles bürgerschaftliches Engagement“.
    Verbraucherzentrale, 15 Uhr „Wohnen im Alter – am liebsten zu Hause“.
  • Mittwoch, 30.  Oktober
    Jobcenter, 8.15 Uhr: Arbeitgeber- und Bewerbermesse „Perspektive 50plus“.
    Palais Walderdorff, 15 Uhr: Info-Runde gemeinschaftliches Wohnen als neue Form des Zusammenlebens.
    Polizeipräsidium (Salvianstraße 9): „Sicher wohnen im Alter“.
    Agentur für Arbeit, 9 bis 15 Uhr: Telefonaktion „Frauen haben‘s drauf“.
  • Donnerstag, 31. Oktober
    Demenzzentrum am ÖVK, Engelstraße, 10 Uhr: Gedächtnistraining.
    Haus Franziskus, 15 Uhr: „Erzeugt der demografische Wandel Wellen von Aktionismus und Seelenversteppung?“ (Streitgespräch).
    Seniorenbüro, Turm Jerusalem, 14 Uhr: „Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung.
    EGP-Gebäude, Albert-Camus-Allee 1, 18 Uhr: „Von der Kaserne zum Wohnstandort für Jung und Alt“.
  • Samstag, 2. November
    Stadtmuseum, 15 Uhr: „Der erste Trierer – ein Iraker? Führung zu Mi- gra-tionsgeschichte(n)“, mit Professor Frank G. Hirschmann.
  • Sonntag, 3. November
    Café Balduin, 9 Uhr: Frühstück zum Schwerpunkt „Familie und Beruf“.
    Multikulturelles Zentrum, 10 Uhr: Internationales Frühstück.
    Schammatdorf in Trier-Süd, 12 Uhr: Tag der offenen Tür.
 
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