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28.08.2012

Verkehrsplaner auf Gratwanderung

Der barrierefreie Ausbau stark frequentierter Bushaltestellen – wie hier an der Treviris-Passage –  zählt zu den kurzfristigen Maßnahmen im „Moko“ und soll den Zustieg mit Kinderwagen und Rollstühlen erleichtern.
Der barrierefreie Ausbau stark frequentierter Bushaltestellen – wie hier an der Treviris-Passage – zählt zu den kurzfristigen Maßnahmen im „Moko“ und soll den Zustieg mit Kinderwagen und Rollstühlen erleichtern.

Verkehrsplanung geht alle an – doch für das Mobilitätskonzept der Stadt Trier interessierte sich nur ein begrenzter Personenkreis. Knapp 100 Besucher kamen am vergangenen Donnerstag zur Bürgerinformation, womit im Tagungszentrum der IHK einige Plätze frei blieben. Die Diskussion über künftige Schwerpunkte kommunaler Mobilitätspolitik verlief trotzdem lebhaft.

Gratwanderung, Mobile, Spagat – solche und ähnliche Metaphern waren beim Infoabend zum Mobilitätskonzept (Moko) häufig zu hören. Sie beschreiben, wie schwierig es ist, beim Thema Verkehr die vielen unterschiedlichen Interessen gleichmäßig zu berücksichtigen. Interessen, wie sie bei der Veranstaltung zum Beispiel Matthias Bellmann vom ADFC Trier, und Peter Terges, Ortsbeiratsmitglied aus Olewig, vertraten. Während Bellmann die im Moko vorgesehene Förderung des Radverkehrs noch längst nicht weit genug geht, forderte Terges Erleichterungen für staugeplagte Autofahrer. „Wenn ich an einer Stellschraube drehe, beeinflusst das alle anderen Verkehrsträger, wofür man dann wieder einen Ausgleich schaffen muss“, versuchte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani zu vermitteln. Nicht nur die verschiedenen Verkehrsmittel – Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV und Autos – gilt es zu berücksichtigen. Auch Alltags-, Berufs-, Freizeit- und Güterverkehre stellen jeweils unterschiedliche Anforderungen.

Deutlich wurde bei der Veranstaltung auch, dass das Mobilitätskonzept ein Rahmenplan ist, der einen Zeitraum von zwölf Jahren für die gesamte Stadt abdeckt und somit keine detaillierten Planungen für einzelne Maßnahmen enthält. Dabei ist klar, dass nicht alle Vorschläge bis 2025 finanziert werden können. „Mit dem Konzept haben wir der Politik eine Entscheidungsgrundlage für spätere Prioritätensetzungen an die Hand gegeben“, erklärte Dr. Ralf Huber-Erler vom Darmstädter Planungsbüro R+T, das seit 2009 mit der Ausarbeitung des Konzepts beauftragt war.

R+T-Mitarbeiter Sebastian Hofherr erläuterte in vier Kurzreferaten zu den Themen Nahmobilität, Bus und Bahn, Straßennetz und Kfz-Verkehr sowie Sonstiges die wichtigsten Inhalte des 283 Seiten starken Konzeptentwurfs. Dazwischen gab es Diskussionsrunden, die von Gunter Kölz, Professor für Städtebau und Verkehr aus Ludwigsburg, moderiert wurden. Die Fragen beantworteten Kaes-Torchiani, Huber-Erler und Wilko Kannenberg, Verkehrsplaner im Stadtplanungsamt. Alle Wortbeiträge wurden aufgezeichnet und fließen als Anregungen in die weitere Debatte zum Mobilitätskonzept ein. Darüber hinaus konnten die Teilnehmer auch schriftliche Stellungnahmen einreichen.

Während die Förderung des Umweltverbunds als zentrales Ziel des Moko unumstritten war, bestand beim Thema Barrierefreiheit Diskussionsbedarf. Angeregt wurden unter anderem Erleichterungen für Rollstuhlfahrer an den Bushaltestellen und ein Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen. Barrierefreiheit ist zwar als globales Ziel selbstverständlicher Bestandteil des Moko, doch die Modernisierung der Haltestellen kann aus finanziellen Gründen nur Schritt für Schritt vollzogen werden.

Neuer Tangentenring

Wichtigstes Ziel bei der Weiterentwicklung des Straßennetzes ist der neue Tangentenring um die Innenstadt, wobei der Wasserweg in Trier-Nord und die Achse Aulstraße/Straßburger Allee in Heiligkreuz als Ost-West-Verbindungen vorgesehen sind. Dadurch würden die Nord- und Südallee, die Saar- und die Paulinstraße entlastet. Voraussetzungen sind der Neubau der Aulbrücke, der Moselbahndurchbruch und die Verlängerung des Wasserwegs bis zum Moselufer. In Heiligkreuz entstehen zwar keine neuen Straßen, doch die Frage, ob der Bestand ausgebaut werden muss und inwieweit das erhöhte Verkehrsaufkommen die Anwohner belasten und die gewachsene Struktur des Stadtteils beeinträchtigen würde, konnte noch nicht beantwortet werden.

Diskutiert wurde während der zweieinhalb Stunden über viele weitere Themen, die den Teilnehmern auf den Nägeln brennen, darunter der Konflikt zwischen parkenden Autos und Radfahrern am Spielesplatz in Pfalzel, der Durchgangsverkehr in der Franz-Georg-Straße, die Reduzierung des Lkw-Verkehrs und der verstärkte Bau von Kreisverkehren. Diese sind aber – wie so vieles beim Thema Verkehr – auch kein Allheilmittel.

 
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