trier.de - zur Startseite
Zur StartseiteZur StartseiteZur Startseite

20.03.2018

„Trier vergisst nicht“

Gedenkveranstaltung für deportierte Juden

OB Wolfram Leibe im Dommuseum
OB Wolfram Leibe betont im Dommuseum, wie wichtig es sei, Gedenkorte zu haben.

Vor genau 75 Jahren fand die letzte Deportation von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aus Trier in Konzentrationslager und Ghettos nach Osteuropa statt. OB Wolfram Leibe lud aus diesem Grund vergangenen Samstag unter dem Leitgedanken „Trier vergisst nicht" zu einer Gedenkstunde in das Museum am Dom ein.

Als Sammelstelle für die jüdischen Bürger diente das ehemalige Bischof- Korum-Haus an der Rindertanzstraße. Zwischen 1941 und 1943 wurden von dort rund 600 Juden aus Trier und Umgebung per Zug deportiert. Ziele waren die KZs im polnischen Lodz, in Auschwitz und Theresienstadt. Dort erwarteten sie Hunger, Zwangsarbeit und die systematische Ermordung. Nur 30 der Deportierten überlebten den Holocaust. Um einen würdigen Erinnerungsort zu schaffen, wurde ein Teil des Platzes umgestaltet und zwei Gedenktafeln aufgestellt (siehe unten).

Unweit des Rindertanzplatzes, im Museum am Dom, betonte OB Wolfram Leibe, wie wichtig es sei, Gedenkorte zu haben: „Die Menschen brauchen das." Er erinnerte daran, dass es nur noch wenige Zeitzeugen gebe, die gesehen hätten, wie die Züge aus Trier wegfuhren. Der OB verwies auf die nach wie vor bestehende Verantwortung der Gesellschaft für die Taten, die während des Nationalsozialismus begangen wurden. Besonders würdigte Leibe den Leistungskurs Gemeinschaftskunde der BBS Gestaltung und Technik, der Einzelschicksale von Trierer Juden samt Fotos präsentierte. So erfuhren die zahlreichen Besucher der Gedenkveranstaltung etwas über das Schicksal von Fritz Kahn, der 1925 geboren wurde und in der Saarstraße lebte. Sein Haus muss er jedoch Ende 1941 verlassen. Er und seine Familie werden in das „Judenhaus" in die Speestraße eingewiesen. Mit 17 wird er nach Auschwitz deportiert, wo er erkrankt und verletzt wird. Seine Mutter wird von KZ-Arzt Josef Mengele in Versuchen missbraucht. 1943 stirbt Fritz Kahn in Ausschwitz.

Die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde, Jeanna Bakal, betonte, wie wichtig der Dialog und das Gedenken seien. „Die vielen antisemitischen Gedanken, die es derzeit in Europa gibt, sollten wir nicht zulassen.Wir müssen hellwach bleiben", sagte sie. Peter Szemere, ebenfalls in der jüdischen Kultusgemeinde aktiv, las Briefe vor, die eine Trierer Jüdin von den Nazis erhielt. Die pedantisch korrekte Verwaltungssprache und die detailgenauen Angaben darüber, was zur Deportation mitgenommen werden durfte und was nicht, verdeutlichten auf schreckliche Weise, mit welcher Akribie die Nazis vorgingen. Sogar die Kosten ihrer Deportation mussten die Menschen selbst zahlen: 50 Reichsmark.

Musikalisch umrahmte das Ensemble „Schall & Rauch" die Gedenkveranstaltung.

Ort des Gedenkens

  • Auf Initiative des Ortsbeirats Trier-Mitte wurde vor einigen Jahren unter Federführung von Alt-OB Klaus Jensen eine Arbeitsgruppe gegründet, die die Absicht verfolgte, einen würdigen Erinnerungsort zu schaffen.
  • Die Umgestaltung des Rindertanzplatzes soll über die bislang erfolgten Maßnahmen hinausgehen. Zunächst muss jedoch Klarheit über die städtebauliche Entwicklung des Areals bestehen.
 
Druckhinweis: Standardmäßig werden Hintergrundbilder/-farben vom Browser nicht ausgedruckt. Diese können in den Druckoptionen des Browsers aktiviert werden.