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15.01.2013

"Trier fehlt eine Terrasse"

Axel Lohrer.
Axel Lohrer.
Mit seiner Leitidee, die Stadt an die Mosel zu bringen, überzeugte der Beitrag des Münchner Büros lohrer.hochrein in Zusammenarbeit mit Day&Light Lichtplanung das Preisgericht des Planungswettbewerbs zur Römerbrücke. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) erläutert Landschaftsarchitekt Axel Lohrer den Siegerentwurf.

RaZ: Welches Potenzial steckt in der Römerbrücke?

Axel Lohrer: Trier liegt zwar geographisch, aber nicht funktional an der Mosel. Um die Stadt an den Fluss heranzuführen, sollte das Ufer nicht so einheitlich wie bisher gestaltet sein. Vielmehr müssen bestimmte Abschnitte hervorgehoben werden. Für eine solche Abschnittsbetonung drängt sich die Römerbrücke als Weltkulturerbe und städtebauliches Highlight einfach auf. Man muss ihr dafür aber auch eine angemessene Präsentationsfläche schaffen.

Was sind derzeit die größten städtebaulichen Defizite der Römerbrücke und ihres Umfelds?

Ich denke, es ist unabdingbar, die Verkehrsproblematik zu lösen. Der Ansatz, die Römerbrücke langfristig vom Individualverkehr zu befreien und nur noch den Linienverkehr, also die Stadtbusse, zuzulassen, ist richtig. Wer zum Beispiel die Karlsbrücke in Prag kennt, der weiß, was es für eine enorme Aufwertung bedeutet, wenn man als Fußgänger auf der gesamten Breite zum anderen Ufer schlendern kann, und sich nicht wie zur Zeit auf der Römerbrücke auf einem 1,50 Meter schmalen Gehsteig an den Autos vorbeiquetschen muss.

Welcher grundsätzliche Ansatz wird in dem Konzept ihres Büros verfolgt?

Die Ausgangssituation ist vergleichbar mit einem Haus mit Terrasse und Garten. Wenn man sich die Stadt als Haus vorstellt, dann entspricht die Fluss-landschaft und die Hangkante zum Markusberg dem Garten. Es fehlt jedoch die Terrasse, über die man vom Haus in den Garten gelangt. Und diese Terrasse wollen wir dort aufspannen, wo die Stadt möglichst nahe ans Ufer herankommt, also zwischen der Kaiser- und der Krahnenstraße. Wir stellen uns hier eine breite ebene Fläche vor, die barrierefrei durch zwei großzügige Unterführungen erreichbar ist und wo man sich abgeschirmt vom Verkehr hinsetzen oder gemütlich zum Fluss laufen kann.

Wie sieht das Westufer aus?

Das Gegenufer sehen wir eher ruhig und landschaftlich geprägt. Wir haben im Westen ein Grasufer mit einigen Bäumen, wir haben einen Weg, der auf- und abschwingt und Einstiegsmöglichkeiten mit kleinen Aufenthaltsflächen bietet. Den einzigen größeren frei geräumten Bereich gibt es in unserem Konzept am heutigen Standort der Sparkasse. Diese Öffnung gibt der Brücke Luft und es entsteht eine breite Freitreppe zur Mosel, die einen Blick auf die Silhouette von Trier bietet.  

Das Konzept kann schon aus finanziellen Gründen nur Schritt für Schritt umgesetzt werden. Wo würden Sie die Priorität setzen?

Erst mal dort, wo die Verknüpfungen mit mehreren Problembereichen nicht so ausgeprägt sind. So könnte das westliche, landschaftlich geprägte Ufer in getrennten Teilabschnitten aufgewertet werden. Auch die Grundstruktur der stadtseitigen Terrasse könnte ausgebildet werden. Mit beiden Bausteinen als Appetizer entstünde im Vergleich zur jetzigen Situation eine deutliche Aufwertung und Zuwendung zum Fluss.

Das Gespräch führte Ralph Kießling