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14.01.2020

Trier - die große Liebe

Plakat für die Revue "Mein Trier - wie lieb ich dich"
Plakat für die Revue "Mein Trier - wie lieb ich dich" von Louis Scheuer. Foto: Stadtarchiv Anja Runkel

In der monatlichen Serie „Buch des Monats" präsentiert die Rathaus Zeitung besondere Werke aus dem Bestand der Stadtbibliothek Weberbach. Diesmal steht die Revue „Mein Trier – wie lieb’ ich dich!" von Louis Scheuer von 1924 im Mittelpunkt. Die Trierer Theaterszene der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts ist ohne dieses Multitalent nicht vorstellbar.

Der aus Luxemburg stammende jüdische Kaufmann Scheuer gründete Mitte der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts in der Fleischstraße 68 eine private Handelsschule und leitete sie mit großem Erfolg über 36 Jahre. Er wurde als Revuedichter und Komponist bekannt, seine Schauspiele wurden nicht nur in Deutschland und Luxemburg, sondern auch in den Niederlanden und in Übersee, beispielsweise in New York, aufgeführt.

Zu den wichtigsten Werken Scheuers gehört die Revue „Mein Trier – wie lieb‘ ich dich", die am 29. Januar 1924 uraufgeführt wurde (Abbildsung unten: Stadtarchiv/Anja Runkel). Das Stück wurde im Neuen Theater in der Simeonstraße 47 über 40 Mal gezeigt. Die Noten der Revue sind verschollen, aber das originale Programm und das „Textbuch der Gesänge" ist in der Bibliothek Weberbach zu sehen. Scheuer war vielfältig begabt: Er komponierte, entwarf Plakate, war als Schauspieler und Theaterkritiker tätig und aktiver Karnevalist bei der KG Heuschreck. Er schrieb unter anderem Singspiele, Revuen, Schauspiele und Burlesken.

Seine Karriere wurde mit der NS- Machtübernahme abrupt beendet. Die deutschen Theater durften keine Stücke jüdischer Autoren zeigen, nur in Luxemburg fanden weitere Aufführungen statt. 1936 musste er seine Handelsschule schließen und zog nach Frankfurt am Main.

Scheuers Ehefrau war Katholikin, die Ehe war laut damaligem Gesetz eine „Mischehe". Somit wurde der Autor von der Deportation verschont. Bei Luftangriffen wurden der Besitz der Familie und alle Manuskripte von Louis Scheuer zerstört. Er starb mit 87 Jahren in Frankfurt am Main.

Die Ausstellung „Die Welt steht Kopf", die noch bis 26. Februar im Stadtmuseum zu sehen ist, erinnert an den begabten Autor. Auch die Revue „Ein Tanz auf dem Vulkan – Trier und die 20er Jahre", die aktuell im Theater läuft, ist eine Hommage an den Trierer Autor, der seine Wahlheimat einmal so beschrieb: „Im wundervollen Prangen, Du Stadt so minniglich, Laß‘, Holde, dich umfangen, Mein Trier – wie lieb‘ ich dich!"