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07.09.2021

„Süße Koffeinbomben“ mit Nebenwirkungen

Motiv aus der Kampagne: Das Motiv warnt vor Panikattacken als mögliche Nebenwirkung von Energydrinks.
Die Trierer Grafikerin Stefanie Brendle entwarf insgesamt drei verschiedene Motive für die Kampagne. Neben Panikattacken wird auch vor Herzrasen und Schlafstörungen als mögliche Nebenwirkungen von Energydrinks gewarnt.
Kurz nach den Sommerferien erhalten die Schulen im Gebiet des Trierer Polizeipräsidiums Plakate, die vor Risiken der gerade bei Kindern und Jugendlichen beliebten Energydrinks warnen. Mit diesem Projekt ist die AG Jugendschutz, in der neben der Polizei auch das Jugendamt aktiv ist, Vorreiter für Rheinland-Pfalz. Dass Handlungsbedarf besteht und mehr für die Prävention getan werden muss, zeigt die Liste der Nebenwirkungen.

Das Spektrum bei intensivem Konsum reicht von Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüchen und Kurzatmigkeit, über Muskelzittern, Angstzuständen und Schlafstörungen bis zu Herzrythmusstörungen, epileptischen Anfällen und Bluthochdruck. Zudem kann ein übermäßiger Genuss der „süßen Koffeinbomben“, so Polizei-Jugendexperte Christoph Schuh, dazu führen, dass es vor allem bei Kindern und Jugendlichen ein höheres Risiko für Übergewicht bis hin zu Adipositas, aber auch für Hyperaktivität gibt. Das hängt auch damit zusammen, dass Koffein als zentraler Bestandteil der Energydrinks bei Kindern und Jugendlichen wegen des geringeren Körpergewichts stärker wirkt als bei Erwachsenen.

Jeder vierte mit riskantem Konsum

Die Jugendschutz AG, deren Kampagne Schuh zusammen mit der städtischen Jugendschutzbeauftragten Christine Schmitz vorstellte, entschloss sich nicht nur wegen der zahlreichen gefährlichen Nebenwirkungen zu der Aktion. Ein weiteres Motiv ist die hohe Zahl der Konsumenten: In Deutschland trinken rund 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren Energydrinks. Jeder vierte konsumiert so viel, dass es gesundheitsgefährdend ist. Rein statistisch gesehen trinkt jeder Deutsche pro Jahr sechs Liter Energydrinks. In ihrer regelmäßigen Präventionsarbeit vor Ort erhielten die Vertreter der AG Jugendschutz immer wieder Hinweise von Grundschulleitern und Lehrern aus der Orientierungsstufe, dass es hier Probleme gibt. Daher wendet sich die neue Kampagne, die das Landesjugendamt mit einem Zuschuss von 6500 Euro fördert, direkt an die Schulen. Bei Bedarf stehen die Vertreter der AG Jugendschutz im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums aber auch für Info-Gespräche zur Verfügung, darunter auch auf Elternabenden.

Später ist es nach Einschätzung von Christine Schmitz durchaus möglich, die Motive der Kampagne auch für verschiedene Social-Media-Kanäle zu nutzen. Bürgermeisterin Elvira Garbes zeigte sich bei der Präsentation voll und ganz überzeugt von dem Konzept und schlug spontan vor, die Kampagne im Jugendhilfeausschuss sowie in der regelmäßigen Besprechung mit den Trierer Schulleitern vorzustellen. Christoph Schuh und Christine Schmitz setzen auch deswegen auf einen Ausbau der Prävention, weil es derzeit keine gesetzlichen Möglichkeiten gibt, zum Schutz von Kindern und jüngeren Jugendlichen eine Altersbegrenzung beim Kauf der Energydrinks einzuführen.

Innovatives Marketing

Die Energydrinks sind auch wegen des sehr geschickten und innovativen Marketings gerade bei Kindern und Jugendlichen sehr erfolgreich. Schuh erläuterte das unter anderem am Beispiel des Marktführers Red Bull, der in Deutschland 2020 einen Anteil von 50,1 Prozent an den verkauften Energydrinks hatte. Das von dem Österreicher Dietrich Mateschitz und thailändischen Partnern gegründete Unternehmen ging bereits 1987 an den Start. Es setzt bei der Werbung unter anderem auf bekannte Sportler aus gerade bei Jugendlichen beliebten Sportarten, wie Bouldern oder Triathlon. Dabei sollten beliebte Stars ein Gefühl von Stärke und Coolness im Zusammenhang mit den Energydrinks vermitteln. Diese werden mittlerweile auch in Form von Gummibärchen, als Tabletten oder Pulver verkauft. Es wird speziell für Gamer angeboten, weil es länger fit und wach halten soll. Der Markt der Energydrinks, bei dem in Deutschland die US-Marke Monster auf Platz 2 liegt, ist so lukrativ, dass Red Bull mit den Gewinnen auch mehrere Fußballmannschaften teilweise finanzieren kann, darunter den Bundelisgisten RB Leipzig, und ein Formel Eins-Team.

Petra Lohse

 
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