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29.01.2013

Stadtmuseum bleibt optimistisch

Der Shop im Foyer des Simeonstifts bietet neben Publikationen und Plakaten individuelles Kunsthandwerk. Bei der  Serie „Lieblingsstücke“ mit Taschen, Filzstücken und Schals wurden als Details Porträts und historische Stoffe verarbeitet. Foto: Stadtmuseum
Der Shop im Foyer des Simeonstifts bietet neben Publikationen und Plakaten individuelles Kunsthandwerk. Bei der Serie „Lieblingsstücke“ mit Taschen, Filzstücken und Schals wurden als Details Porträts und historische Stoffe verarbeitet. Foto: Stadtmuseum
Von der reißerischen Schlagzeile der lokalen Tagespresse, wonach dem Stadtmuseum Simeonstift die „Besucher ausbleiben“, ließen sich die Ratsmitglieder und Museumsverantwortlichen in der jüngsten, von Beigeordneten Thomas Egger geleiteten Sitzung des Kulturausschusses so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Fest steht allerdings, dass 2012 die Rekordergebnisse der beiden Vorjahre nicht mehr erreicht oder sogar übertroffen werden konnten.

Über die Gründe wurde intensiv beraten. Und fest steht auch: Mit einer Vielzahl von Aktivitäten, darunter diverse Ausstellungen zu teilweise brisanten kulturpolitischen Themen, versucht das Stadtmuseum auch weiterhin, für die Besucher aus nah und fern attraktiv zu bleiben.  

Die Zahlen sind eindeutig, doch die Gründe für den Besucherrückgang  vielschichtig: Im zurückliegenden Jahr besuchten rund 6800 Gäste (34.417) weniger als 2011 (41.204) das Stadtmuseum neben der Porta Nigra, gegenüber 2010 (42.837) liegt der Rückgang sogar bei gut 8000. Auch die Einnahmen beim Museumsshop gingen merklich zurück: betrugen diese 2010 noch rund 64.200 Euro, sanken sie 2011 bereits auf 49.600 und erzielten im zurückliegenden Jahr nur noch 32.000 Euro. Zu den pädagogischen Angeboten kamen 2012 gut 6300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ein Jahr zuvor waren es fast 8700, doch 2010 lag hier die Zahl lediglich bei knapp 4800.

Trotz der zurückgegangenen Zahlen bescheinigten der Kulturdezernent und die Ausschussmitglieder dem Museum auch 2012 gute Arbeit geleistet zu haben. Allzu offensichtlich sind die verringerten Gästezahlen nämlich auf die im Rahmen der Haushaltskonsolidierung beschlossenen verkürzten Öffnungszeiten von 18 auf 17 Uhr sowie die Streichung des eintrittsfreien Besuchs am ersten Sonntag im Monat zurückzuführen.

Ab August 2011 mussten dann die Museumsgäste an diesem Tag einen Euro Eintritt bezahlen: ein kleiner Betrag mit großer Wirkung. Kamen am ersten Gratis-Sonntag im Monat in der Regel 500 bis 900 Besucher ins Simeonstift, fiel die Zahl mit Einführung des Kostenbeitrags von einem Euro schlagartig auf nur noch rund 150. Und in der Bilanz lesen sich die Besucherzahlen am ersten Monatssonntag dann so: Jeweils rund 7000 in den Jahren 2009 und 2010, nur noch knapp 5000 im Jahr 2011 (Einführung des ein Eurobetrags) und noch etwa 1600 im zurückliegenden Jahr.

Bitburger und Heilig-Rock

Für den Besuchereinbruch 2012 kommen für Museumsleiterin Dühr mit der mehrmonatigen Sperrung der „Bitburger“ als wichtige Zufahrtsstraße in die Stadt sowie die Heilig Rock-Wallfahrt im April und Mai zwei weitere Faktoren hinzu, deren Auswirkungen auf die Bilanz aber nur schwer quantifizierbar sind. „Wäh-rend der Wallfahrt war unser Museum wie eingefroren“, charakterisiert Dühr die damalige Situation. Da sei es im Nachhinein auch „kein so kluger Schachzug gewesen“, parallel zur Rock-Präsentation im Dom im Simeonstift die an sich hochwertige Ausstellung „Zierrat – Sieraad“ mit Künstlerservice und Künstlerschmuck von Pablo Picasso bis Cindy Sherman aus dem Museum in der Partnerstadt ’s-Hertogenbosch zu zeigen.

Rat und Verwaltung wollen die Besucherentwicklung im Stadtmuseum nach dem zurückliegenden Einbruch zunächst „sehr genau beobachten“. Dass eine Reduzierung der Öffnungszeiten auch eine Verringerung der Besucherzahlen bewirkt, muss im Rahmen der unvermeidlichen Kostenkonsolidierung bis zu einem gewissen Grad hingenommen werden. Eine genaue Auswertung soll Auskunft da-rüber geben, in welchem konkreten Ausmaß sich die frühere Schließung auf die Besucherresonanz auswirkt. Die Öffnungszeiten sollen dann überprüft und eventuell dem Bedarf mit einer späteren Schließung im Sommer angepasst werden.

Allgemein befinden sich für die Leiterin des Museums die momentanen Schwankungen in einem „noch akzeptablen Prozentbereich“, zumal sich die früheren Rekordbilanzen mit ihren besonderen Ausstellungsereignissen nicht jedes Jahr erzielen, geschweige denn ständig verbessern ließen. Auch sei die Zahl der Besucher nur ein Aspekt für den Erfolg der Museumsarbeit. Die vielfältigen Angebote der kulturellen Bildung hätten sich auf einem hohem Niveau stabilisiert. Zu den 463 Veranstaltungen mit Führungen, Kinderprogrammen, Vorträgen oder Gesprächen sind rund 6300 Museumsfreunde ins Simeonstift gekommen. Auch die Filmabende und diverse Vorträge zur Stadt- und Wirtschaftsgeschichte in der NS-Zeit hätten sehr guten Zulauf gehabt. Derzeit entwickelt das Museum ein neues Magazinkonzept und weiterhin werden geeignete Räume für die immer stärker nachgefragte Kinder- und Jugendarbeit gesucht. Lobend spricht sich Dühr über die konstruktive Zusammenarbeit mit den anderen Trierer Museen aus, die vielfältige Kooperationen ermögliche.

Von Marx bis Nero

Die Aufgabe eines Museums, Kulturgut zu bewahren, die Sammlung zu pflegen und durch Neuanschaffungen auszubauen, konnte, so Dühr, 2012 fortgeführt werden. So wurden für den Bereich der lokalen Wirtschaftsgeschichte unter anderem zwei Servais-Vasen angekauft. Mit großzügiger Unterstützung der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda Bank Südwest eG wurde nicht nur der Bereich der zeitgenössischen Fotografie gefördert. Mit Hilfe der Stiftung gelang es dem Museum auch, die Aufarbeitung der historischen Möbelsammlung zu finanzieren. Die Möbel können restauriert und zudem wissenschaftlich aufgearbeitet werden. „In den Jahren 2013 bis 2016 werden wir mit unseren geplanten Ausstellungsprojekten sicher wieder an die Bilanzen der Vorjahre anknüpfen“, zeigt sich die Museumsdirektorin optimistisch. Dann werden die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit haben, sich im Anschluss an die Ausstellung „Ikone Karl Marx“ beispielsweise die restaurierten Trierer Möbel anzusehen oder sich über die Geschichte der Moselschifffahrt zu informieren. Und schließlich gibt es erste Planungen für eine große Nero-Ausstellung, verrät Dühr.

Theater sucht zweiten Spielort

Lob und Anerkennung erntete Theater-intendant Gerhard Weber für die bereits präsentierte positive Bilanz der zurückliegenden Spielzeit. Er nutzte die Gelegenheit, um für eine dringend benötigte „mittelgroße Bühne“ zu werben. Hier könnten zusätzliche Besucher rekrutiert werden. Die Auslastung im Großen Haus stuft er als erschöpft ein. Das beengte Studio werde heutigen Ansprüchen längst nicht mehr gerecht. Man bespiele im April das frühere „Forum“ in der Hindenburgstraße, jetzt „Metropolis“, doch gebe es keine weiteren festen Vereinbarungen. Bei der Debatte über sonstige Alternativstand-orte (Casino am Kornmarkt) stellte Egger im Hinblick auf die Kosten klar, dass „größere Reibungsverluste“, beispielsweise bei der Eintrittskassenabwicklung, vermieden werden müssten. Man werde aber „weiter an dem Thema arbeiten“, so der Dezernent.
 
Kunstverein Trier Junge Kunst

Zu Beginn präsentierte Christina Biundo vom „Kunstverein Trier Junge Kunst e.V.“ den Ausschussmitgliedern ihre seit 1985 bestehende Organisation als „eigenständiges Kapitel in der Trierer Kulturszene“. Sie wurde als Alternative zur damals bestehenden Kunstlandschaft gegründet und verwandelte sich später in einen eingetragenen Kunstverein, der heute eine kleine Galerie in der Karl-Marx-Straße 90 unterhält, wo mittlerweile rund 200 Ausstellungen eröffnet wurden.
Nach Darstellung von Biundo bereichert die „Junge Kunst“ das kulturelle Leben in der Stadt und Region durch die Präsentation wichtiger Positionen der Gegenwartskunst. Der Verein gelte längst als „feste Größe“ im zeitgenössischen Kunstleben und habe sich weit über Rheinland-Pfalz hinaus Ansehen erworben.