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20.07.2021

Stadt der 100 Türme

Blick auf die Altstadt von Ascoli Piceno mit den zahlreichen noch erhaltenen historischen Türmen.
Blick auf die Altstadt von Ascoli Piceno mit den zahlreichen noch erhaltenen historischen Türmen. Foto: Stadtverwaltung Ascoli Piceno
Der nächste Teil der aktuellen RaZ- Serie zu den Trierer Partnerstädten bietet eine Reise ins italienische Ascoli mit spannenden Einblicken in die Architekturgeschichte.

Bei der Betrachtung des roten Stadtwappens von Ascoli Piceno fallen sie direkt ins Auge: die Türme. Sie bilden ein charakteristisches Element von Triers italienischer Partnerstadt, die deshalb auch „la città delle cento torri“, die Stadt der 100 Türme, genannt wird. Ascoli Piceno zählte bis 1242 ungefähr 200 Türme, von denen allerdings im selben Jahr 91 durch die Truppen Friedrichs II., des Kaisers des römisch- deutschen Reiches, zerstört wurden. Heutzutage lassen sich noch etwa 50 zählen. Als Beispiele seien erwähnt: la Torre degli Ercolani, la Torre di San Venanzio sowie le Torri Gemelle.

La Torre degli Ercolani, am Palazzetto Longobardo, ist ungefähr 35 Meter hoch. Errichtet wurde er zwischen dem elften und dem zwölften Jahrhundert aus Travertin auf einer quadratischen Grundfläche. Noch heute besteht die Möglichkeit, die Teile des Turms zu erkennen, die ursprünglich seiner Verteidigung dienten. La Torre di San Venanzio ist einer der Türme in Ascoli Piceno, die zu Glockentürmen umfunktioniert wurden. Er ist ungefähr 30 Meter hoch und eher schmal.

Le Torri Gemelle, die Zwillingstürme, blieben im Laufe der Zeit sehr gut erhalten. Sie wurden im zwölften Jahrhundert aus Travertin erbaut und reichen 25 Meter hoch. Im 19. Jahrhundert ließ sich die wohlhabende Familie Merli direkt daneben einen Palazzo errichten, in den die Türme eingegliedert wurden.

Allerdings ist Ascoli Piceno nicht die einzige italienische Stadt, deren Stadtbild von Türmen geprägt ist. Zahlreiche hatten im Mittelalter eine besondere Bauweise: Die Errichtung von Geschlechtertürmen, deren Funktionen sich vom zehnten Jahrhundert bis zur Renaissance entwickelt und verändert haben. Zu Beginn spielten sie eine außerordentlich wichtige Rolle zur Verteidigung der Städte, gewannen im Laufe der Zeit jedoch zunehmend symbolische Bedeutung: Sie stellten die Macht der einflussreichsten Familien zur Schau und standen deswegen an den wichtigsten Straßen der Städte. Einige gemeinsame Eigenschaften des romanischen Stils charakterisieren die Türme: quadratische Grundfläche, dicke Mauern, kräftiger Aufbau. Die Türme von Ascoli Piceno laden dazu ein, von den Trierer Freunden und Freundinnen besucht zu werden.

Roberta Marenaci