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12.11.2013

Sportler, Sänger, Staatsmann

Foto: MPG-Schüler bei der Archivarbeit
Geschichtslehrer Frank Feder (l.) gibt den Schülern des Geschichts- und Deutsch-Leistungskurses Tipps bei der Recherche nach ihrer Schulgeschichte und den prägenden Persönlichkeiten. Foto: MPG
Schüler des Max-Planck-Gymnasiums haben im Stadtarchiv die unbekannte Geschichte ihrer Schule erforscht. Das Ergebnis wird aus Anlass des 100. Jahrestags des Einzugs in das neugotische Schulgebäude in der Sichelstraße in einer Ausstellung ab dem 10. Januar 2014 gezeigt.

Die Tische im Vortragssaal quellen mit alten Akten, Briefen und Fotos über. Die von Diplom-Archivar Bernhard Simon aus dem Stadtarchiv bereitgestellten Dokumente bieten den 36 Oberstufen-Schülern Einblicke in unbekannte Aspekte ihrer Schule.

„Das Schulleben war um 1914 ganz anders als heute: Samstagsunterricht, viel Latein und Griechisch, Turnunterricht zur Wehrertüchtigung und eine strenge Schulzucht waren die Regel. Bei Verstößen gab es drastische Strafen, nämlich Arrest im Schulkarzer“, erläutert Martin.

Lisa forscht zum Gründungsdirektor Johann Matthias Fischer. Er hatte das heutige MPG 1822 als „Knaben-Bürgerschule für die Stadt Trier“ gegründet. Schon zwei Jahre später war er vom Stadtrat entlassen worden, weil seine erst 19-jährige Braut noch vor der Eheschließung ein Kind zur Welt gebracht hatte. „Den Karriereknick hat er wohl psychisch und gesundheitlich nicht verkraftet“, vermutet Julie. „Er ist beruflich und privat abgestürzt und verarmt gestorben.“

Überregionale Anerkennung erntete Sportlehrer Ernst Klement: Er entdeckte seinen Schüler Heinz Weis für die Leichtathletik und formte ihn zu einem erfolgreichen Hammerwerfer: Heinz wurde 1997 Weltmeister. Auch für den Konzer Karl-Hans Riehm, der 1984 eine olympische Silbermedaille gewann, legte das Training mit Klement den Grundstock zu großen sportlichen Erfolgen.

Die größte Karriere machte Gerhard Schröder (1910-1989). Er wurde Innen- und Außenminister in der Regierung von Konrad Adenauer, später leitete er noch das Verteidigungsministerium. „Nur knapp ist er bei den Versuchen gescheitert, 1966 Bundeskanzler und 1969 Bundespräsident zu werden“, zeigt sich Julian beeindruckt.

„Für mich ist das Projekt perfekt gelaufen!“, sagt Tristan. „Ich habe gerade Seeed-Sänger Frank Dellé am Telefon interviewt. Dessen Band habe ich schon zweimal live gesehen! Er erinnert sich gerne an seine Schulzeit bei uns.“ Dellé hatte 1987 am MPG frühe musikalische Erfahrungen als Schlagzeuger in einer „Carmina Burana“- Aufführung der Musiktheater-AG gesammelt. Heute gehört seine Band zu den erfolgreichsten in Deutschland.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt aber auf weit weniger erfreulichen Ereignissen. „Der Einzug in das neue Gebäude im Januar 1914 fällt in das Jahr des Ersten Weltkrieges“, erläutert Geschichtslehrer Frank Feder, der mit seinem Kollegen Jens Kornmüller das Projekt geplant und durchgeführt hat. „Die Jungen, die in dem Festakt noch das Heil auf Kaiser und Vaterland ausgerufen hatten, wurden nur wenige Monate später auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs gnadenlos in den Tod geschickt. Sie sind sicherlich auch Opfer des nationalistischen Geistes geworden, der ihnen in unserer Schule damals vermittelt worden war.“ Auch das soll die Ausstellung ab 10. Januar im MPG-Foyer nicht verschweigen.