Sprungmarken
06.11.2018

Sparlaune trotz Niedrigzins

Grafik zum Anlagevrehalten in Deutschland/Rheinland-Pfalz
Die Absicherung gegen Risiken im Alter und soziale Notlagen prägt das Anlageverhalten der Deutschen. Die Rheinland-Pfälzer liegen dabei noch über dem Bundesdurchschnitt. An dritter Stelle im Ranking stehen Personen, die kaum etwas oder nichts am Monatsende zurücklegen können. Grafik: Sparkasse/Silke Böllinger
Die Deutschen sind mit ihrer finanziellen Situation so zufrieden wie noch nie: 63 Prozent fühlen sich finanziell gut oder sogar sehr gut aufgestellt, allen voran die Hessen, Rheinland-Pfälzer und Bayern. Das Vermögensbarometer 2018 im Auftrag des Deutschen Sparkasssen- und Giroverbands bietet auch eine Überraschung.

Die Befragung von 2738 Deutschen ergab unter anderem, das trotz weiterhin niedriger Zinsen das Sparen wieder an Beliebtheit gewonnen hat – die Bedenken der vergangenen Jahre lassen spürbar nach. Der Anteil der Sparer ist gegenüber der Umfrage von 2017 um acht Prozentpunkte auf 80 Prozent gestiegen. Der Anteil derjenigen, die kein Geld auf die hohe Kante legen, sank dagegen von 23 auf 17 Prozent.

Auffällig dabei ist, dass mit 38 Prozent immer mehr Menschen ihr Sparverhalten an die Niedrigzinsphase angepasst haben: 18 Prozent wählten andere Anlageprodukte aus. Diese Teilgruppe wandte sich mit 26 Prozent verstärkt Investment- und Immobilienfonds zu – das sind sieben Prozentpunkte mehr als 2017. Unterm Strich ist das Eigenheim zwar weiterhin die beliebteste Anlageform. Aber dieser Anteil ist mit 31 Prozent im Vergleich zu 2017 um fünf Prozentpunkte rückläufig. Möglicherweise dämpfen die gestiegenen Kaufnebenkosten den Glauben daran, sich eine Immobilie überhaupt leisten zu können.

Zentralbank weniger umstritten

Die Sparlaune der Deutsche trotzt vielen geld- und weltpolitischen Krisen: „Besonders stark ist der Anteil der Menschen gesunken, denen die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bei der Ersparnisbildung Bauchschmerzen bereitet", betont Dr. Peter Späth, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Trier, in seiner Stellungnahme. Das sei nunmehr nur noch ein knappes Drittel der Befragten, nachdem es 2017 noch gut die Hälfte war. „Angestiegen ist mit zehn Prozent dagegen der Anteil derer, die die politische Lage als wichtigsten Grund ansehen, sich um ihre Ersparnisse zu sorgen", so Späth weiter. Im vergangenen Jahr habe sich ihr Anteil noch auf vier Prozent belaufen.

Beim Vermögensbarometer 2018 standen die Anlagepräferenzen von Frauen besonders im Fokus. Was die finanzielle Zufriedenheit angeht, unterscheiden sich die Geschlechter kaum. Allerdings sind Frauen beim Vermögensaufbau vorsichtiger: Für 48 Prozent von ihnen ist Sicherheit das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der Geldanlage – bei Männern liegt dieser Anteil nur bei 41 Prozent. Frauen wünschen sich zudem flexiblere Anlageformen. Dafür ist ihnen die zu erwartende Rendite nicht immer so wichtig.

Durch dieses konservative Sparverhalten und die Verdienstunterschiede zwischen den Geschlechtern laufen Frauen allerdings eher Gefahr, inflationsbereinigt Geld zu verlieren. Gerade im Rentenalter sorgt dies für eine noch viel größere Einkommensungleichheit, auch weil der Anteil an Teilzeitstellen relativ hoch ist. Dadurch wird nach Einschätzung der Experten bei Frauen die zusätzliche private Altersvorsorge besonders wichtig.

 

 
Verweisliste