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05.04.2022

Selbsthilfe vor Ort noch besser aktivieren

Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Opferbeauftragter Detlef Placzek, Bürgermeisterin Elvira Garbes und Sekis-Geschäftsführer Andreas Schleimer (v. l.) stellen das neue Angebot mit Michael Hamm, Geschäftsführer des Paritätischen Landesverbands (r.) und Manuela Roßbach, Vorsitzende der Aktion „Deutschland hilft“, vor.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Opferbeauftragter Detlef Placzek, Bürgermeisterin Elvira Garbes und Sekis-Geschäftsführer Andreas Schleimer (v. l.) stellen das neue Angebot mit Michael Hamm, Geschäftsführer des Paritätischen Landesverbands (r.) und Manuela Roßbach, Vorsitzende der Aktion „Deutschland hilft“, vor. Dieses bundesweite Bündnis von Hilfsorganisationen hat auch Projekte nach der Flut in Ehrang unterstützt. Foto: Harald Tittel

Die Flutkatastrophe Mitte Juli 2021 hat bei vielen Betroffenen sichtbare und unsichtbare Spuren hinterlassen. Psychische Folgen machen sich oft erst schleichend bemerkbar. Detlef Placzek, Opferbeauftragter des Landes, und der Paritätische Landesverband haben eine langfristige psychosoziale Nachsorge an den Start gebracht. Das Angebot für den betroffenen Stadtteil Ehrang, das zusammen mit der Trierer Selbsthilfe-, Kontakt und Informationsstelle (Sekis) entstand, ist im Beratungszelt neben der Kirche St. Peter angesiedelt. Zum Start gab es prominenten Besuch.

Das neue Angebot wurde im Beisein von Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet. Sie betonte: „Die Flut hat nicht nur den Lebensraum, sondern das gesamte Leben vieler Menschen zerstört. Rettungs- und Einsatzkräfte, ehrenamtlich Helfende und Betroffene selbst stoßen oft an ihre Grenzen. Trotz der traumatisierenden Erfahrungen, die ganz unterschiedliche Auswirkungen haben, muss der Alltag bewältigt werden. Die Menschen müssen aufbauen, reparieren, weiterhin funktionieren und sind neben der körperlichen Beanspruchung meist auch starken psychischen Belastungen ausgesetzt. Das Nachsorgeangebot ist für diese Menschen ein ganz wichtiges Angebot."

Als neutraler und unabhängiger Ansprechpartner für Betroffene übernimmt der Opferbeauftragte in der Nachsorge eine Lotsenfunktion, die auch eine längerfristige psychosoziale Versorgung gewährleistet. Placzek betont: „Als meine Aufgabe betrachte ich es, Menschen in einer emotionalen und finanziellen Ausnahmesituation größtmögliche, zeitnahe und unbürokratische Hilfestellungen zu vermitteln. Seit 15. Juli 2021 erhalte ich viele Hilferufe von Betroffenen. Verbindendes Element fast aller Anrufe ist die Schilderung der traumatischen Erlebnisse während oder direkt im Anschluss an die Flutnacht und deren Folgen."

Michael Hamm, Geschäftsführer des Paritätischen-Landesverbands, stellte das Nachsorgeangebot vor: „Menschen brauchen einen langfristig angelegten Rahmen und vertrauensvolle Unterstützung, um das Erlebte verarbeiten, Selbstheilungskräfte aktivieren und neue Kraft zu schöpfen. Und gerade hierfür ist die Selbsthilfe prädestiniert." Die Angebote beziehen sich eng auf die Anliegen der Betroffenen. Sie ergänzen bestehende Strukturen der Beratung, Seelsorge sowie der medizinischen und therapeutischen Versorgung. Ziel ist, Betroffene, Angehörige und Helfende zusammenzubringen, um sich in Selbsthilfegruppen austauschen zu können.

Vorarbeit durch Runden Tisch

Bürgermeisterin Elvira Garbes wies darauf hin, dass das neue Angebot sehr gut an bestehende Strukturen anknüpft: „Mir war es wichtig, die Betroffenen in dieser schweren Phase nicht allein zu lassen. Ich habe Anfang Oktober 2021 verschiedene Träger zu dem Runden Tisch ‚Koordinierung und Durchführung von psychosozialer Beratung‘ eingeladen. Dieser Austausch war immens wichtig, um zu erfahren, wer bereits vor Ort aktiv war und welche Bedarfe es gab. Dabei hat sich erfreulicherweise gezeigt, dass schon viele Akteure im Einsatz waren. Wir fangen daher nicht bei Null an: Parallel zum Runden Tisch haben das Quartiersmanagement, der Ortsvorsteher, die katholische und evangelische Gemeinde sowie ein Team des Arbeiter-Samariterbundes mit Unterstützung der Stadtverwaltung den Aufbau einer Beratungsstruktur vorangetrieben und im Januar die Unterstützungs- und Begegnungsstätte auf dem Bernd-Bohr-Platz, den das Bistum bereitstellt, als zentrale Anlaufstelle eröffnet." Dort bietet Sekis montags, 10.30 bis 15.30 Uhr, eine Sprechstunde an.Die Stadt begrüßt, so Garbes, die langfristig angelegte Nachsorge und hoffe, dass viele sie nutzen.

Das Angebot soll den Austausch der Betroffenen in einem geschützten Raum ermöglichen, ihnen helfen, in der Gemeinschaft Folgen der Flut zu bewältigen, Isolationen aufzubrechen und die Bewältigung von Verlust und Trauer zu unterstützen. Es richtet sich an Betroffene und ihre Angehörigen, Augen- und Ohrenzeugen sowie Helfende und Freiwillige, die sich engagiert haben oder immer noch aktiv sind. Das Ziel ist, posttraumatischen Belastungsstörungen vorzubeugen und den Menschen bei der Bewältigung des Erlebten und ihres Alltags langfristig zur Seite zu stehen. red

Weitere Informationen, auch zum Beratungszentrum insgesamt: www.sekis-trier.de und www.ehrang.de, Rubrik: Programm Begegnungsstätte.

 
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