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03.07.2018

Selbst bestimmtes Leben trotz Demenz

Club Aktiv-Geschäftsführer Paul Haubrich hält seine Begrüßungsrede vor vielen prominenten Gästen
Club Aktiv-Geschäftsführer Paul Haubrich hält seine Begrüßungsrede vor vielen prominenten Gästen, darunter Sozialdezernentin Elvira Garbes, die Landtagsabgeordnete Ingeborg Sahler-Fesel und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (v. l.). Die Feier findet im Gemeinschaftsraum statt.

Großer Bahnhof in Ehrang: Mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Sozialdezernentin Elvira Garbes und vielen weiteren Gästen eröffnete der Club Aktiv die erste Trierer Demenz-WG in der Oberstraße. Für den Verband gab es noch einen weiteren Grund zum Feiern.

Der Freitag der WG-Eröffnung läutete das Wochenende ein, an dem der Club Aktiv seinen 45. Geburtstag feierte. Am Samstag folgte ein Sommerfest in Trier. Ministerpräsidentin Dreyer, die die Einrichtung durch ihre frühere Tätigkeit als Landessozialministerin schon seit vielen Jahren kennt, würdigte den Mut der Gründer, die sich für mehr Selbstbestimmung, Teilhabe sowie ein Leben in Würde der Menschen mit Behinderung eingesetzt hätten. Sie zeigte sich sehr erfreut über die neue Demenz-WG, die das bereits gute Trierer Angebot an gemeinschaftlichen Wohnformen um ein innovatives Element bereichere.

Sozialdezernentin Elvira Garbes hob in ihrem Grußwort unter anderem hervor, dass die neue Wohngemeinschaft in zwei miteinander verbundenen Häusern in der Oberstraße 3 und 4 mitten im Ehranger Ortskern liege und nicht an die Peripherie gedrängt worden sei. Sie würdigte das große Engagement der Club-Aktiv-Mitarbeiter, der Angehörigen und der ehrenamtlichen Helfer für das Projekt.

Unkomplizierte Kooperation

Club Aktiv-Geschäftsführer Paul Haubrich sieht in der Demenz-WG einen Beitrag, um die Angebotsvielfalt bei Wohn- und Betreuungsmöglichkeiten mit persönlichem Charakter und Selbstbestimmung zu erweitern: „Menschen sollen möglichst selbst wählen können, wie sie leben möchten. Das gilt auch für Personen mit Demenz. Es muss unser gemeinsames Ziel sein, neue Wohn- und Lebensmodelle zu bieten, in denen diese Selbstbestimmung auch unter anderen Bedingungen gelebt werden kann." Er bedankte sich bei der Feier unter anderem bei der Stadtverwaltung für die unkomplizierte Zusammenarbeit, darunter beim Abschluss der erforderlichen Leistungsvereinbarung.

Mitte Juni sind die ersten Bewohner in die WG „Am Spieles" eingezogen. Die beiden Häuser wurden für die besonderen Bedürfnisse der Mieter umgebaut. Das ältere Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert. Für maximal elf Personen in verschiedenen Stadien einer Demenz bietet die WG eine Wohn- und Lebensform, die selbstbestimmte Individualität, aktive Gemeinschaft und sichere Versorgung in familiärer Atmosphäre verbindet.

Neben den Präsenzkräften des Club Aktiv, die den häuslichen Alltag mit den Bewohnern zusammen gestalten, leisten auch frei wählbare ambulante Anbieter, wie mobile Pflegedienste, zusätzliche Unterstützung. Den WG- Bewohnern stehen ihre privaten Zimmer mit einer Größe zwischen 13 bis und 30 Quadratmetern mit eigener Einrichtung zur Verfügung sowie ein Gemeinschaftsbereich mit Wohnküche, Aufenthaltsräumen und einem Innenhof.

Eine zentrale Bedeutung für die Bewohner und ihre Angehörigen hat das Umgangs- und Betreuungskonzept nach dem personenzentrierten Ansatz des Psychogerontologen Tom Kitwood. Angela Veneziano, Pflegedienstleiterin beim Club Aktiv, beschreibt den Ansatz: „Wir können Demenzkranke nur erreichen, wenn wir uns auf ihr Erleben wirklich einlassen und es als Realität anerkennen und respektieren." Eine wichtige Rolle spielen dabei die Angehörigen. „Einen nahen Menschen mit Demenz zu pflegen, bringt sie auf Dauer oft an den Rand der Kräfte. In unserer WG können Angehörige loslassen, ohne alleinzulassen", betont Veneziano. Die Landesregierung unterstützt das Projekt mit einer Anschubförderung von 10.000 Euro.