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28.01.2020

Schreiner statt Soldaten

OB Wolfram Leibe (l.) präsentiert gemeinsam mit Alexander Fisch (Mitte) von der städtischen Wirtschaftsförderung und Tim Hartmann von den Stadtwerken den Plan zur Umgestaltung der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne in ein Gewerbegebiet.
OB Wolfram Leibe (l.) präsentiert gemeinsam mit Alexander Fisch (Mitte) von der städtischen Wirtschaftsförderung und Tim Hartmann von den Stadtwerken den Plan zur Umgestaltung der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne in ein Gewerbegebiet.

Die Problemlage ist schnell umrissen: Der Stadt stehen wenig bis keine Flächen als Gewerbegebiete zur Verfügung – gleichzeitig ist der Bedarf da, vor allem das Handwerk boomt aktuell. Um die Nachfrage nach Gewerbeflächen bedienen zu können, präsentierte OB Wolfram Leibe vergangene Woche eine Lösung.

Treffpunkt des Pressetermins an diesem kalten Wintermorgen ist das rund zehn Hektar große Gelände der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne in Euren. Hier will die Stadt in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken einen attraktiven Gewerbestandort entwickeln. Für knapp 1,2 Millionen Euro hat die Stadt das Gelände von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gekauft. OB Wolfram Leibe weiß um die Vorteile des Areals: „Es ist stadtnah und gut angebunden. Neben dem Busverkehr wird auch ein Haltepunkt der Weststrecke in direkter Nähe eingerichtet." Alternativen gibt es keine: „Es ist die einzige Fläche, die wir noch entwickeln können." Für eine Wohnbebauung sei sie nicht infrage gekommen, da sie zwischen der Bahnstrecke und der vielbefahrenen Luxemburger Straße liege, informiert der OB.

Soldaten zogen 2012 ab

Die General-von-Seidel-Kaserne wurde zu Beginn der 1950er-Jahre gebaut und war damals das Hauptquartier für die 4. Alliierte Taktische Luftflotte der NATO. Ab Ende der 1950er-Jahre waren unterschiedliche Einheiten der Bundeswehr darin untergebracht, etwa Luftwaffe- und Fernmeldeeinheiten. Hiervon zeugen noch schallisolierte Räume und die hohen Sicherheitsvorkehrungen, die auf dem Kasernengelände herrschten. Die letzten Soldaten zogen 2012 ab. Ab Herbst 2015 waren in Gebäuden und Zelten auf dem Kasernengelände Flüchtlinge untergebracht – das Land hatte dort eine Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende eingerichtet.

Die 35 Gebäude sind überwiegend in einem sehr schlechten Zustand, sodass voraussichtlich der Großteil davon abgerissen wird, wie Tim Hartmann, Projektleiter bei den Stadtwerken, erläutert. Nur bei wenigen lohne es sich, sie zu erhalten, so Hartmann. Mit Altlasten in Form von Bodenverunreinigungen oder ähnlichem rechnen die Verantwortlichen nicht in großem Maße. Einzig volle Benzintanks lägen in der Erde. Diese sollen leergepumpt und der Sprit verkauft werden. Geplant ist, den Gewerbepark CO

2- neutral und nachhaltig zu entwickeln, das heißt konkret: Das Abbruchmaterial soll – sofern möglich – recycelt werden und der Strom, der im Gewerbegebiet verbraucht wird, auch dort erzeugt werden.

Wie Alexander Fisch, stellvertretender Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, erläutert, soll das Gelände im Lauf des Jahres 2023 vermarktet werden. Erste Betriebe könnten sich entsprechend Ende 2023 oder Anfang 2024 ansiedeln. Zielunternehmen sind vor allem Handwerksbetriebe, aber auch Dienstleister sind vorstellbar. Die ersten Mieter stehen bereits fest: Die freiwilligen Feuerwehren aus Euren und Zewen werden gemeinsam in einem sanierten und umgebauten Gebäude untergebracht. Auch die Hundestaffel der Trierer Berufsfeuerwehr findet dort ein neues Zuhause.

OB Wolfram Leibe, der zugleich auch Finanzdezernent ist, freut sich über den neuen Gewerbestandort an der Luxemburger Straße, der auch die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt erhöhen soll.

Björn Gutheil