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05.02.2019

Rat stellt sich hinter das Theater

Begeisterung für den Kinder- und Jugendchor im Großewn Saal des Theaters
Neben den großen Produktionen begeistert auch der Kinder- und Jugendchor des Theaters regelmäßig die Besucher – so wie hier beim Theaterfest im vergangenen Jahr.
Mit eindeutiger Mehrheit hat der Stadtrat vergangene Woche den Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Theaters gefällt. Kulturdezernent Thomas Schmitt wandte sich mit einer engagierten Rede an das Gremium und präsentierte drastische Einblicke in den Bau, der aus den 1960er-Jahren stammt und mittlerweile marode ist.

Die Botschaft des Kulturdezernenten war eindeutig: „Auf der Bühne läuft es mit bislang 78.500 verkauften Tickets in der aktuellen Spielzeit sehr gut, aber hinter den Kulissen sieht es leider anders aus." Schmitt zeigte Fotos von Löchern in den Wänden, abenteuerlich verlegter Elektrik, einem Dach, auf dem das Wasser steht, feuchten Wänden und einer Verglasung, die energetisch auf dem Stand von vor Jahrzehnten ist. Er betonte: „Wir brauchen diese Sanierung, damit das Theater eine Chance hat. Wer hier investiert, der investiert in Triers Funktion als Oberzentrum der Region." Die Rede des Kulturdezernten zeigte Wirkung: Der Stadtrat sprach sich mit 45 Ja- zu drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung eindeutig für eine Sanierung des Gebäudes aus.

Die Kosten belaufen sich auf knapp 49 Millionen Euro, bezogen auf das Preisniveau von 2018. Darin ist auch ein Risikozuschlag von 15 Prozent enthalten: „Wir haben ehrlich gerechnet", sagte der Dezernent, der auf 60 Prozent Förderung durch das Land hofft. Er machte ebenso deutlich, dass sich die Verwaltung der Verantwortung für andere Bereiche bewusst sei. So werden bis 2020 circa 50 Millionen Euro in Schulen und Sporthallen investiert sowie 14 Millionen Euro für den Bau drei neuer Kitas ausgegeben.

Die Sanierung umfasst energetische Maßnahmen wie die Erneuerung der Außentüren und Fenster, der Deckenisolierung und ein neues Dach. Die Heizungsanlage wird ebenfalls komplett erneuert, ebenso die Abwasser-, Wasser- und Feuerlöschanlagen. Auch die in die Jahre gekommene Bühnentechnik wird ausgetauscht. So werden beispielsweise die Handkonterzüge auf elektrische Antriebe umgestellt. Wie Schmitt verdeutlichte, ist eine neue Bühnentechnik dringend nötig, da es für die alte keine Ersatzteile mehr gibt und vor jeder Premiere gezittert werde, ob sie denn stattfinden kann. Da die Eingangshalle baufällig ist und bereits jetzt notdürftig abgestützt werden muss, wird sie durch einen Neubau ersetzt. Auch der große Saal wird einer Erfrischungskur unterzogen. Zudem soll die Akustik darin verbessert werden.

Das von einer Studie 2016 ermittelte Raumprogramm des Dreispartenhauses wurde mit dem Ziel einer Einsparung überarbeitet. Entsprechend weist die aktuelle Planung einen Flächenbedarf von 7500 Quadratmetern am Augustinerhof aus – knapp 2000 Quadratmeter weniger als die Studie vorsah. Da ein Orchesterprobesaal nicht im Bestandsbau untergebracht werden kann, gibt es die Option eines Neubaus oder einer Anmietung. Ein Neubau wird mit 2,35 Millionen Euro angesetzt. Die Bauarbeiten am Theater sollen nach jetzigem Stand im August 2021 starten und im August 2024 beendet sein. Bei der Entscheidung des Stadtrats handelt es sich um einen Grundsatzbeschluss, auf den die eigentliche Planung erfolgt. Der endgültige Baubeschluss soll im Februar 2021 gefällt werden.

Einen Antrag der AfD-Fraktion, der vorsah, zur Frage der Sanierung einen Bürgerentscheid zu initiieren, wurde mit breiter Mehrheit abgelehnt (48 Nein-Stimmen, eine Ja-Stimme).

Aus der Debatte im Stadtrat

CDU-Fraktionschef Udo Köhler sagte, Trier brauche das Theater als wichtige Einrichtung: „Es gehört zur Stadt wie Museen oder Schwimmbäder", so Köhler. Die Sanierung sei lange überfällig und mit Sicherheit keine Luxussanierung, betonte der Kommunalpolitiker. Vielmehr handele es sich um einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern.

Die Sprecherin der SPD-Fraktion, Carola Siemon, betonte ebenfalls, das Theater gehöre zur kulturellen Vielfalt der Stadt. Durch die Landesförderung und die Verteilung auf mehrere Jahre seien die Kosten der Sanierung zu stemmen, sagte Siemon, die auch auf die „unwürdigen Zustände" verwies, in denen die Theaterleute arbeiten müssten.

Grünen-Sprecher Richard Leuckefeld betonte, ein Theater sei nicht nur ein Ort der Unterhaltung und der kulturellen Auseinandersetzung, sondern auch ein positiver Standortfaktor. Zu dem von der AfD eingebrachten Vorschlag, über die Frage der Sanierung einen Bürgerentscheid abzuhalten, sagte der Grünen-Politiker, Bürgerentscheide sollten doch eigentlich von den Bürgern ausgehen, „und nicht von einer kleinen Fraktion, die mit ihren Vorstellungen gescheitert ist."

Professor Hermann Kleber (UBT-Fraktion) sagte, mit dem Beschluss sei die Zeit der Notmaßnahmen endlich vorbei. Ein Theaterbetrieb brauche ein funktionsfähiges Gebäude. Das Theater habe wieder eine Zukunft: „Es wird von seinem Publikum getragen und findet auch außerhalb Triers Anerkennung", betonte Kleber.

Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Theresia Görgen, sagte, sie freue sich, dass ihre Fraktion einem Beschluss zustimmen könne, „der das Theater in die Zukunft führt." Zwar sei die Kostenschätzung „ein dicker Brocken", aber angesichts dessen, was das Theater den Bürgern bedeute, „sehen wir diese Investition als notwendig an", so Görgen.

Michael Frisch von der AfD sagte, er sei grundsätzlich für den Erhalt des Theaters. Er sprach jedoch die „erheblichen finanziellen Belastungen" für die Stadt durch das Haus an, wodurch bei anderen Projekten gespart werden müsse. Bei den Sanierungskosten rechnet er statt mit 49 eher mit 70 Millionen Euro. Die Entscheidung darüber möchte er den Bürgern überlassen, sagte der Politiker und stellte einen Antrag für einen Bürgerentscheid, der jedoch vom Rest des Rats geschlossen abgelehnt wurde.

FDP-Fraktionschef Tobias Schneider machte deutlich, dass seine Fraktion zu dem Theater stehe und wolle, dass es erhalten bleibt. Der Vorlage zustimmen könnte sie jedoch trotzdem nicht, da ein Finanzierungskonzept für das Haus fehle und mit der Festlegung auf das Dreispartenhaus vor einigen Jahren eine starre Struktur geschaffen worden sei. Zudem sei es versäumt worden, strategische Weichen für das Haus zu stellen.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe sagte am Ende der Debatte, der Rat übernehme Verantwortung „für unser Theater". In Richtung von Michael Frisch (AfD) und der von ihm in den Raum geworfenen Zahl von 70 Millionen Euro, sagte er, man befinde sich noch im Bereich der Schätzkosten. Den Grundsatzbeschluss zu blockieren, sei nicht konstruktiv. Weiter machte der OB deutlich: „Das Theater ist Teil unserer Kultur und deshalb kämpfen wir als Stadtvorstand für diese Lösung."

Björn Gutheil