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02.02.2021

Platz behält seinen Namen - vorerst

Der Bischof-Stein-Platz am Trierer Dom
Der Platz hinter dem Dom wurde vor der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 umgestaltet und dann nach dem früheren Bischof Bernhard Stein benannt.
Der Bischof-Stein-Platz behält vorerst seinen Namen. Dafür hat sich der Trierer Stadtrat ausgesprochen. Hintergrund der Debatte sind Vorwürfe, der Bischof habe in seinem Amt sexuellen Missbrauch durch Priester gedeckt.

Der Antrag „Aus der Vergangenheit lernen, sexuellen Missbrauch ächten – Opferwillen beachten“ kam von Bündnis 90/Die Grünen. Sie forderten, den Platz hinter dem Dom umzubenennen und dessen Namensgeber Bischof Dr. Bernhard Stein posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen. Stein, 1993 gestorben, war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier. Richard Leuckefeld begründete die Position seiner Fraktion: „Bischof Stein hat in seiner herausgehobenen Position sexuellen Missbrauch gedeckt und vertuscht.“ Dies sei seit einem Jahr bekannt durch Veröffentlichungen der Missbrauchsopfer und Recherchen der Medien. Eine angekündigte Kommission des Bistums zur Untersuchung sei immer noch nicht am Arbeiten, und der Arbeitszeitraum werde von Bischof Dr. Stephan Ackermann mit bis zu sechs Jahren angegeben. Leuckefeld: „Wir können den Bürgerinnen und Bürgern nicht zumuten, dass jemand wie Bischof Stein weitere Jahre in den Annalen der Stadt als Ehrenbürger geführt wird und dass man noch jahrelang über einen Platz gehen muss, der seinen Namen trägt. Pflicht des Rates ist es, Schaden vom Ansehen der Stadt abzuwenden. Das sollten wir hier gemeinsam tun.“ Generell erhielten die Grünen von allen Fraktionen Zustimmung, allerdings bremsten sie den Antrag aus.

Thomas Albrecht von der CDU sagte, die Vorwürfe seien sicherlich nicht substanzlos, aber: „Das gesamte Ausmaß ist unseres Erachtens nach erst einmal aufzuarbeiten, zu bewerten und die Konsequenzen daraus in Ruhe zu beraten.“ Sven Teuber (SPD) äußerte die ans Bistum gerichtete Erwartung, dass die Aufbereitung der Untersuchungsergebnisse schnell geschehe. Man werde als Rat nicht „bis zum St.-Nimmerleins-Tag warten“.

Marc-Bernhard Gleißner (Die Linke) sagte: „Es ist unsere Pflicht, Solidarität mit den Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen.“ Die Forderungen des Antrags könne man unterstützen, aber es sei der falsche Zeitpunkt. Michael Frisch (AfD) äußerte Verständnis für „Zorn und Ungeduld“ der Opfer, warnte aber vor einem voreiligen Urteil. Joachim Gilles (FDP) sprach von „Unrecht unvorstellbaren Ausmaßes“ und Christiane Probst (UBT) ergänzte: „So verständlich die persönliche Empörung und die Ungeduld bei den Missbrauchsopfern auch sein mögen, so sind sie doch kein guter Ratgeber für den politischen Umgang mit diesem Skandal.“

Für die Umbenennung des Platzes votierten 18 Ratsmitglieder, dagegen 26 bei sieben Enthaltungen. Die posthume Aberkennung der Ehrenbürgerwürde scheiterte daran, dass ein Drittel der gesetzlichen Mitgliederzahl des Rates nötig gewesen wäre, um diesen Punkt auf die Tagesordnung zu bringen, also 19 Stimmen. Es sprachen sich aber nur 18 Mitglieder des Rates dafür aus (27 Nein-Stimmen, fünf Enthaltungen).

Michael Schmitz

 
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