Sprungmarken
10.12.2013

Pionier der städtischen Gesundheitsförderung

Foto: Porträt Joseph Thanisch
Das Porträt von Joseph Thanisch stammt von A. Sticht und befindet sich jetzt in der Sammlung des Stadtmuseums.
Joseph Thanisch (1838-1901) war ein für Trier wichtiger Gesundheitsförderer, der als Mediziner und Gründer einer Heilbadeanstalt bekannt wurde. Die Aufgabe, die gesamte Stadt mit fließendem Wasser zu versorgen und eine flächendeckende Kanalisation zu installieren, übernahmen ab 1884 die Wasserwerke – die heutigen Stadtwerke. Thanischs Nachkommen haben ein Ölporträt als wertvolles Zeugnis der Sozial- und Stadtgeschichte dem Stadtmuseum überlassen.

„Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad!“ Unter diesem Motto machte sich der Berliner Hautarzt Oskar Lassar im 19. Jahrhundert dafür stark, öffentliche Bäder in ganz Deutschland einzurichten. 1875 eröffnete Joseph Thanisch in der Trierer Brotstraße 46 „Thanischs Bäder“, wie die Trierer Landeszeitung berichtete: „Sein Interesse für das Wohl der Bürgerschaft brachte ihn auf den Gedanken, der Stadt einen Vorschlag zum Bau einer Badeanstalt zu unterbreiten.“

Die ablehnende Haltung der Stadt nahm er zur Kenntnis und begann auf eigene Faust und vermutlich mit eigener Finanzierung: „Er, zielsicher, energisch und gradlinig, baute eine Badeanstalt“, so der Zeitungsartikel. Für die Wasserversorgung ließ er eine Leitung vom Herrenbrünnchen in die Altstadt legen.

Erst 1884 wurden im Stadtgebiet in großem Stil die Abwassergräben beseitigt und durch eine Kanalisation ersetzt. Diese längst fällige gesundheitsfördernde Maßnahme ging einher mit dem Bau des Trierer Wasserwerkes.

Mit der Eröffnung der Badeanstalt standen den Trierern insgesamt 16 große Marmorwannen und ein irisch- römisches Schwitzbad mit Dusche zur Verfügung. Später kam noch ein eigenes Duschbad für das Militär hinzu. Noch 1955 wurde Thanisch in der Landeszeitung öffentlich für sein Engagement gewürdigt: „Es war dies eine Wohltat für die ganze Stadt. Badewannen gab es damals in keinem Hause, und jeder Eimer Wasser musste aus dem Stadtbrunnen geholt werden.“

Thanischs eigentlicher Beruf jedoch war der des Arztes – ganz in der Tradition seiner Vorfahren. Einer der ältesten Ärzte der Familie hatte in Trier im 17. Jahrhundert eine Geburtsklinik. Er wurde dreimal in einem Jahre zu Napoleon nach Paris gerufen.

Joseph Thanisch wurde am 20. Dezember 1838 geboren, arbeitete 32 Jahre lang als Chirurg und Chefarzt im Mutterhaus und führte daneben eine Privatpraxis. Als 50-Jähriger wurde er Sanitätsrat. Dieser preußische Ehrentitel wurde an nicht beamtete Ärzte mit einer mehr als 20-jährigen Praxisausübung verliehen. Über seinem Tod schrieb die Trierische Landeszeitung: „Im März 1901, als er 62 Jahre alt war, wurde er bei einem Abendbesuch Opfer seines Berufes und verstarb an den Folgen eines Unfalls (Nierenriß).“