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29.01.2013

Pflegeplan mit intensiver Bürgerbeteiligung

Beim Thema Pflege ist Solidarität zwischen den Generationen gefragt.
Beim Thema Pflege ist Solidarität zwischen den Generationen gefragt.
Ende 2011 lebten in Trier nach Angaben des Statistischen Landesamts 2344 Pflegebedürftige. Gegenüber 2009 ist das eine Zunahme um 102 Personen. Der Anteil der über 65-Jährigen an 100 Trierern lag vor drei Jahren bei 28,4 Prozent, 2030 wird dieser „Altenquotient“ auf 36,7 Prozent steigen und damit die Zahl der Personen, die auf  Pflege angewiesen sind. Nicht zuletzt um die Mitbestimmung der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu stärken, wird in Trier eine Fortschreibung der Pflegestrukturplanung mit einer deutlich erweiterten Bürgerbeteiligung in Angriff genommen.

Der für März 2014 geplante Abschlussbericht soll Wege aufzeigen, wie das System für die großen Herausforderungen des demographischen Wandels fit gemacht werden kann. Mit der Umsetzung hat das Rathaust das Sozialplanungsbüro Kappenstein beauftragt, das bereits ähnliche Vorhaben in den Landkreisen Mayen-Koblenz, Trier-Saarburg und Bitburg-Prüm realisierte. Wie Bürgermeisterin Angelika Birk im Dezernatsausschuss betonte, hat die Stadt bei der Pflege im Unterschied zum Schulentwicklungsplan weniger Gestaltungsmöglichkeiten, weil viele andere Einrichtungen ein gewichtiges Wort mitzureden haben: die Pflegekassen, das Land, die Krankenhäuser, die Pflegedienste, Investoren von Seniorenheimen sowie diverse Verbände, Vereine und freie Träger von ambulanten und stationären Einrichtungen.

Die Stadt setzt mit der Strukturplanung Vorgaben des Landesgesetzes zur Sicherstellung und Weiterentwicklung der pflegerischen Angebotsstruktur um. Dabei geht es nach Angaben von Peter Kappenstein sowohl um ambulante Dienste als auch um teil- und vollstationäre Einrichtungen. Dabei gelten folgende Grundsätze: Orientierung an den Bedürfnissen Betroffener, Vorrang ambulanter vor stationären Angeboten, Priorität für Prävention und Rehabilitation sowie Unterstützung neuer, ortsnaher und abgestimmter Wohn- und Pflegeformen. Zudem soll die Pflegestrukturplanung zu einer flächendeckenden Beratung beitragen, sich an der Lebenssituation der Betroffenen orientieren und vorhandene sozialräumliche Strukturen nutzen.

Am Beginn des Prozesses steht der Datenreport, in den unter anderem die vorhandene Sozial- und Pflegestruktur sowie die Nutzung verschiedener Angebote einbezogen werden. Weitere Elemente sind eine schriftliche Befragung und die Stadtteilrahmenpläne. Die Ergebnisse werden in einer ersten Pflegekonferenz diskutiert. Ein an den gewachsenen Sozialräumen orientiertes Handlungskonzept fasst danach Inhalte, Verfahren und Ziele zur Optimierung der Pflege zusammen und formuliert Empfehlungen. Dabei muss vor allem geklärt werden, wie sich die Schere zwischen der wachsenden Zahl Pflegebedürftiger und dem Bedarf an qualifiziertem Personal wieder schlie-ßen lassen könnte.

Weil der Erfolg des Konzepts nicht nur von der Akzeptanz bei den Pflegebedürftigen, ihren Familien sowie den Hauptamtlichen im Pflegesektor abhängt, sollen zum Beispiel Personen gezielt angesprochen werden, die heute etwa 50 Jahre alt sind und für die diese Fragen in Zukunft existenzielle Bedeutung haben könnten. Daher sollen in einem Workshop zu dem Handlungskonzept unter anderem Bürger aus verschiedenen Stadtteilen eingeladen werden. Die Ergebnisse der Debatte fließen in eine Überarbeitung ein, über die eine zweite Pflegekonferenz diskutiert. Danach entsteht eine Endfassung des Berichts mit einem Handlungskonzept, die den städtischen Gremien präsentiert werden soll.