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03.12.2013

Obdachlose werden immer jünger

Foto: Schlafplatz Parkbank
Ihren gewohnten Stammplatz sollten Obdachlose in den Wintermonaten unbedingt verlassen und besser eine der beiden Anlaufstellen aufsuchen. Sonst drohen gefährliche Erfrierungen.
In den letzten Jahren hat sich die  Zahl junger Obdachloser in Trier erhöht. Sorgen bereiten den Verantwortlichen außerdem hohe Mieten und knappe Wohnungsangebote, die diesem Personenkreis die Rückkehr in ein geregeltes Leben erschweren. Insgesamt ist die Obdachlosenhilfe in Trier nach Einschätzung des Sozialamts aber gut aufgestellt.

Ein 23-Jähriger soll aus der Justizvollzugsanstalt entlassen werden. Damit er erst gar nicht obdachlos wird, besorgt ihm das Sozialamt eine Wohnung. Aber schon nach einer Woche gibt es massive Beschwerden der Nachbarn über wilde Feste und Möbel, die aus dem Fenster fliegen. Zudem kommt der Mann seiner Arbeitsverpflichtung nicht nach. In solchen Fällen stoßen auch das Sozialamt und der Arbeitskreis Obdachlosigkeit an ihre Grenzen.

Es gibt aber auch einen Obdachlosen, der im Sommer immer in seinem Zelt im Wald lebt und sich nach harten Überlebenskämpfen im Winter auf der Straße regelmäßig im Benedikt-Labre-Haus der Caritas einfindet. Für diesen Mann und seine Schicksalsgenossen hat sich in den letzten Jahren die Situation durch viele Hilfsangebote verbessert. „Mittlerweile haben zahlreiche dieser Obdachlosen schon viele Jahre überlebt, bei denen man das früher nicht gedacht hätte“, betont der zuständige Sachbearbeiter im städtischen Sozialamt.

Zu dieser günstigen Entwicklung trägt auch die gestiegene Sensibilität der Bevölkerung bei. Schon nach den ersten Frostnächten der letzten Woche gingen wieder Hinweise über möglicherweise gefährdete Personen beim Sozialamt ein. In Trier kam zuletzt 2010 ein Obdachloser durch Unterkühlung ums Leben.

Generell gilt der Grundsatz, dass niemand im Freien übernachten muss, der es nicht ausdrücklich will. Die Trierer Anlaufstellen für Obdachlose, darunter der Haltepunkt des SkF für Frauen am Krahnenufer, halten genug Schlafplätze vor. In Teestuben können sich Wohnungslose tagsüber aufwärmen.

Gern genutzt wird auch die Suppenküche im Brüderkrankenhaus mit der Möglichkeit, zu duschen und Wäsche zu waschen. In dieser Klinik wird außerdem jeden Dienstag und Donnerstag eine unkomplizierte ärztliche Versorgung angeboten. Das Sozial- und das Ordnungsamt des Rathauses kooperieren im Arbeitskreis Obdachlosigkeit eng und unbürokratisch mit den Krankenhäusern, dem Gesundheitsamt der Kreisverwaltung, der Polizei, dem Jobcenter und dem Verein Streetwork, der einen festen jährlichen Zuschuss von der Stadt erhält.

Bei der wachsenden Zahl jüngerer Obdachloser spielen Alkohol und vor allem Drogen eine wichtige Rolle. Durch langjährigen Cannabis-Konsum sind zum Beispiel Psychosen möglich, die die Vermittlung von Hilfen deutlich erschweren und manchmal eine stationäre Behandlung erforderlich machen. Bei diesem Personenkreis gibt es nach der Erfahrung des Sozialamts zudem oft erziehungsbedingte Defizite im Sozialverhalten, die zum Beispiel die Wiedereingliederung in eine (Haus-)Gemeinschaft erheblich erschweren.

  • Wichtige Rufnummern für Notfälle bei Obdachlosen: 0651/718-3507 (Amt für Soziales und Wohnen, werktags bis 16 Uhr), 0651/718-3333 oder -4321 (Kommunaler Vollzugsdienst,16 bis 0.30 Uhr), 112 (Notruf Feuerwehr), 0651/97793-200 (Polizei am Wochenende).