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09.01.2018

Nicht nur Schlafstadt für Luxemburg-Pendler

Grafik: Grenzgänger und Pendlerströme in der Großregion
Die Zahlen der Arbeitsagentur für 2015 sprechen eine deutliche Sprache: Rund 158.000 Personen aus den Nachbarregionen pendeln wochentags zum Arbeiten nach Luxemburg. Besonders groß ist die wirtschaftliche Abhängigkeit im südlich angrenzenden Lothringen. Grafik: Agentur für Arbeit
Für viele Menschen der Großregion gehört die Fahrt über die Grenze auf dem Weg zur Arbeit zum Alltag. Um dieses Potenzial noch stärker zur Reduzierung des Fachkräftemangels zu nutzen und Jugendlichen aus eher strukturschwachen Teilen der Großregion neue Chancen zu bieten, bemüht sich die neue Task Force Grenzgänger 2.0 um einen Abbau von administrativen und juristischen Hürden.

Bei der Trierer Tagung „Grenzen der Arbeitsmärkte in der Großregion: Chancen der Überwindung“ wurde thematisiert, dass es trotz hoher Jugendarbeitslosigkeit in Teilen der Großregion, zum Beispiel in Frankreich, nur sehr wenige Azubis in den Nachbarländern gibt. Dabei spielen unter anderem mangelnde Deutschkenntnisse bei vielen französischen Jugendlichen eine Rolle. Die Stadt Trier kann zwar nicht selbst in der Arbeitskräftevermittlung aktiv werden, nach Aussagen des städtischen Task-Force-Verantwortlichen Dr. Daniel Arnold und seiner Kollegin Sabine Borkam aber Impulse geben und zum Beispiel Einrichtungen aus dem Bildungssektor zusammenführen.

Die Task Force Grenzgänger 2.0 nahm als Fortsetzung eines früheren Projekts unter etwas geänderten Vorzeichen im Frühjahr 2017 ihre Arbeit auf und läuft bis 30. Juni 2020. Die EU fördert das Vorhaben aus einem Fonds im Rahmen ihres Interreg- Schwerpunktes. Das Projekt soll Faktoren benennen, die den Arbeitsmarkt in der europäischen Großregion behindern, und Hinweise auf Lösungen geben. Federführende Einrichtung ist das saarländische Wirtschaftsministerium. Dort beschäftigen sich vier Juristen mit der Überwindung von administrativen und rechtlichen Hürden für Grenzgänger, die ihnen die operativen Partner wie die Stadt Trier melden.

Pendlerströme entzerren

Das Amt für Stadtentwicklung und Statistik arbeitet bei dem Projekt eng mit dem Landesministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie zusammen. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, auch konzeptionell zu überlegen, wie wir den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt für die Stadtentwicklung nutzen und Trier noch zukunftsfähiger machen können“, betonte Borkam. Man müsse sich immer wieder fragen, wie die Stadt für Arbeitnehmer aus weiter entfernten Teilen der Großregion, zum Beispiel der Wallonie oder aus Lothringen, attraktiver werden könne. Dadurch könnten auch die Verkehrsströme der Pendler entzerrt werden. „Derzeit geht sehr viel morgens Richtung Luxemburg und abends wieder zurück. Wir müssen von dem starren Blick Richtung Luxemburg wegkommen“, erläuterte Borkam.

Ähnlich äußerte sich Oberbürgermeister Wolfram Leibe in der Tagung der Task Force: „Wir müssen ein Profil entwickeln, das über die Funktion als Schlafstadt für in Luxemburg arbeitende Grenzgänger hinausweist.“ Derzeit seien die Arbeitsplätze im Großherzogtum enorm wichtig. Wenn man zu den von der Bundesagentur für Arbeit genannten Zahlen (Grafik oben) die dort nicht erfassten EU-Beamten und Selbstständigen hinzurechne, könne man von rund 40.000 Grenzgängern in Rheinland- Pfalz und 9000 in Trier ausgehen. „Dies macht bei einem angenommenen Drei-Personen-Haushalt mehr als ein Viertel der Trierer Bevölkerung aus“, betonte Leibe. 

Wie wichtig aber auch Arbeitskräfte aus den umliegenden Gebieten für Trier sind, zeigte der Tagungsbeitrag von Heribert Wilhelmi, Chef der Trierer Agentur für Arbeit. Mit Blick auf die regionale Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent und rund 5000 offene Stellen sprach er von einem angespannten Arbeitsmarkt. „Das schlägt sich in Rekrutierungsschwierigkeiten auf breiter Front nieder“, betonte Wilhelmi.

Wandel aktiv mitgestalten

Aus dem Vortrag des Zukunftsforschers Martin Ruesch in der Tagung wurde deutlich, dass sich die Anforderungen an berufliche Kompetenzen durch den zu erwartenden dramatischen technologischen Wandel stark verändern werden. Nur durch rechtzeitige Vorbereitung kann dieser Wandel aktiv mitgestaltet werden. Die Veränderungen werden auch die Städte nicht unberührt lassen.  Unter diesem Aspekt ist die Beschäftigung mit Arbeitsmarktthemen im Rahmen des Projekts Task Force 2.0 als wichtiger Baustein der zukunftsorientierten Stadtentwicklung zu sehen. Die Trierer Tagung in der Rechtsakademie war der Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen im Rahmen des Projekts Task Force 2.0. Weitere aktuelle Informationen zu dem Programm im Internet: www.tf-grenzgaenger.eu.

 
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