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30.10.2012

Nicht nur Hilfe beim Papierkram

Der überwiegende Teil der gesetzlichen Betreuer sind Verwandte oder andere nahe stehende Personen. „Viele übernehmen gerne diese ehrenamtliche Aufgabe. Das ist auch sinnvoll, weil sie ihre Angehörigen natürlich am besten kennen und als Betreuer nach den Wünschen der Betroffenen handeln können, auch wenn diese sich vielleicht nicht mehr adäquat mitteilen können“,  betont Ingrid Mau vom Betreuungsverein der Trierer Awo.

Oft treffe die Angehörigen diese Herausforderung nach einer plötzlichen Erkrankung oder einem Unfall aber unvorbereitet. Manche fühlen sich verpflichtet, die erforderliche gesetzliche Betreuung zu übernehmen, ohne genau zu wissen, was auf sie zukommt. Je nach Lebenssituation des Betreuten sind die Angehörigen mit einem ganzen Bündel neuer Aufgaben konfrontiert: Schriftverkehr, Anträge bei Behörden und Arztgespräche. Oft sind schwierige medizinische Entscheidungen zu treffen oder die Wohnung muss bei einem Umzug ins Heim geräumt werden. Bei der Vermögensverwaltung wird manchmal auch das Geld für die betreute Person eingeteilt, wenn sie dazu nicht mehr in der Lage ist. Das könne zu Konflikten mit den Betreuten führen, die ihre Situation vielleicht krankheitsbedingt völlig unrealistisch beurteilten, glaubten, alles noch alleine regeln zu können und vorgeben, bestens zurecht zu kommen. „Hier ist es für Angehörige manchmal noch schwieriger als für Außenstehende, mit den Betreuten  deren Leben behutsam den durch Alter und Krankheit veränderten Bedingungen anzupassen“, berichtet Mau. Hinzu kommen formale Anforderungen des Amtsgerichts wie das Erstellen eines Vermögensverzeichnisses sowie von Jahresberichten und Rechnungslegungen. Oft herrscht Unsicherheit, was ein Betreuer darf, was vom Gericht genehmigt werden muss und was auf keinen Fall vergessen werden darf, damit kein Haftungsfall entsteht.

Um eine Überforderung ehrenamtlicher  Betreuer zu vermeiden, erhalten sie nicht nur beim Gericht und der Betreuungsbehörde, sondern auch bei den Betreuungsvereinen Rat und Unterstützung. Hier finden sie immer ein offenes Ohr, können alle Fragen klären und erhalten praktische Unterstützung etwa bei Antragsstellungen und dem Verfassen von Berichten. Zudem sind in schwierigen Phasen persönliche Gespräche möglich.

Die Mitarbeiter übernehmen selbst Betreuungen und kennen die vielfältigen möglichen Probleme nicht nur theoretisch. Sie haben viel Erfahrung und können neben der Hilfe bei der Erledigung des „Papierkrams“ Ratschläge für den Umgang mit schwierigen Betreuten geben und an kompetente Dritte vermitteln. „Es ist den Betreuungsvereinen der Stadt Trier ein Anliegen, die ehrenamtlich tätigen Familienangehörigen frühzeitig zu erreichen und ihnen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen. Manche Probleme und Missverständnisse können so von vorneherein vermieden werden“, betont Mau.

Das kostenlose Angebot der Vereine umfasst außerdem regelmäßige Vorträge zum Betreuungsrecht und verwandten  Themen und diverses Info-material. Außerdem schaffen sie einen Rahmen zum ungezwungenen Austausch zwischen ehrenamtlichen Betreuern.