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16.07.2013

„Nazis raus“ reicht allein nicht als Strategie

Verein „Buntes Trier“ präsentiert erste Zwischenbilanz

Nicola Rosendahl
Nicola Rosendahl
Die Bündelung aller zivilgesellschaftlichen Kräfte im Kampf gegen Rechtsradikalismus widmet sich der Verein „Für ein buntes Trier – Gemeinsam gegen Rechts“. Für die seit März tätige Mitarbeiterin Nicola Rosendahl hat die bisherige Strategiedebatte mit dort engagierten Gruppen ergeben, dass neue kreative Protestformen nötig sind. Man könne sich nicht darauf beschränken, auf Demo-Ankündigungen rechter Gruppen zu reagieren.

Der Steuerungsausschuss hatte eine Initiative von OB Klaus Jensen aufgegriffen und angesichts der fortgesetzten Aktivitäten von Rechtsradikalen in Trier einmütig die Vereinsgründung 2012 und die spätere Einrichtung der Stelle mit zehn Wochenstunden beschlossen. Laut Satzung widmet sich der Verein unter anderem der „Einbindung breiter Bevölkerungsschichten in die Arbeit gegen Rechtsradikalismus in Trier.“

Daher stand für Sozialarbeiterin Nicola Rosendahl zunächst der Ausbau der Kontakte mit verschiedenen Vereinen im Fokus. Initiativen wie die AG Frieden und das Multikurelle Zentrum widmen sich neben Aktionen gegen Rechts vielen weiteren Aufgaben. Nicht zuletzt diese Gruppen hätten eine Koordinierungsstelle vorgeschlagen, die sich ausschließlich Aktionen gegen Rechts widmet.

Ressourcen besser nutzen

Durch den Ausbau der Vernetzung, unter anderem mit einer größeren Veranstaltung zu Beginn nächsten Jahres, sollen vorhandene Ressourcen durch das Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher effizienter genutzt werden. „Hinzu kommt, dass Studierende, die an den Aktionen gegen Rechts stark beteiligt sind, durch das Master-/Bachelor-Modell weniger freie Zeit haben als zu meiner Uni-Zeit“, erläutert Rosendahl.

„Kein Randproblem“

Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung belegten, dass rechtsextremes Denken in Deutschland kein ,Randproblem’ sei. „Rassistische, antisemitische und fremdenfeindliches Gedankengut sind auch in der Mitte der Gesellschaft verbreitet“, betont Rosendahl. Die 2009 mit einem Sitz in den Trierer Stadtrat gewählte NPD sei da nur die „Spitze des Eisbergs“.

Rosendahl widerspricht der Einschätzung, dass die NPD durch die Gegendemonstrationen eine unangemessene Aufmerksamkeit erhalte. „Man muss dieses Problem öffentlich thematisieren. Durch Totschweigen und Ignorieren verschwindet es nicht.“ Auf Dauer reiche aber die Parole „Nazis raus“ allein nicht aus: „Wie müssen dem unsere Visionen einer demokratischen und an Menschenrechten orientierten Gesellschaft entgegensetzen.“

Gegenöffentlichkeit schaffen

Nicht nur durch Demonstrationen, sondern auch mit dem eigenen Internetportal (buntes-trier.org) und einer Facebook-Seite soll eine Gegenöffentlichkeit entstehen, wenn Rechsextreme ihre menschenverachtende Ideologie kundtun. Aufklärungsaktionen sollen aufzeigen, hinter welchen scheinbar modernen und multi-ethnischen Elementen der Alltagskultur sich rechtsradikales Gedankengut verbirgt.

Kontakt: Verein „Für ein buntes Trier, gemeinsam gegen Rechts“, LA 21-Büro, Palaststraße 13, 54290 Trier, Telefon: 0651/99189225, E-Mail: info@buntes-trier.org. Sprechzeit: Donnerstag, 10 bis 13 Uhr.