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08.05.2018

Marx macht mobil

Statue zieht nach der Enthüllung alle Blicke auf sich

Rund um die Marx-Statue herrscht bei der Enthüllung großer Andrang
Zahlreiche „Ohs“ und „Ahs“ der Festgäste begleiten die Enthüllung der mit Sockel 5,50 Meter hohen Statue. Auf dem Simeonstiftplatz und rund um die Kutzbachstraße herrscht großer Besucherandrang.
3000 Zuschauer, 80 Medienvertreter und 700 Demonstranten: Die Enthüllung der Karl-Marx-Statue von Wu Weishan auf dem Simeonstiftplatz brachte Trier am Samstag in Bewegung. Der Festakt stand im Zeichen des deutsch-chinesischen Dialogs.

Dass der Bronze-Marx zu einer neuen Trierer Attraktion wird, zeichnete sich schon am ersten Wochenende ab: Die Statue war ständig umlagert, immer wieder erklommen Gruppen die Stufen des fünfeckigen Sockels und ließen sich mit der überlebensgroßen Figur fotografieren, darunter Marx-Anhänger aus dem Iran, Bolivien und den Niederlanden.

Der chinesische Bildhauer Wu Weishan hat die Figur in einem zweijährigen Prozess erschaffen. „Sie zeigt Marx als Menschen aus Fleisch und Blut, der neben uns her geht", interpretierte er nach der Enthüllung sein Werk. „Haarschnitt und Bart charakterisieren den Philosophen und das Buch steht als Symbol dafür, dass die Menschheit sich weiterbildet." Bei seinem ersten Besuch in Trier im Januar 2016 hatte sich Wu mit Baudezernent Andreas Ludwig auf den Standort Simeonstiftplatz geeinigt. Dieser hat, so erläuterte Ludwig, den Vorteil, dass die Statue hier den für ihre Größe nötigen Freiraum erhalte, aber durch den Giebel des Simeonstifts zugleich auch eingerahmt werde.

OB Wolfram Leibe konnte beim Festakt eine ebenso große wie hochrangige Delegation aus China begrüßen, an deren Spitze Guo Weimin, Vizeminister des Informationsbüros im Staatsrat, und der chinesische Botschafter in Berlin, Shi Mingde, standen. Ebenfalls dabei waren Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, Bundesjustizministerin Katarina Barley, die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles und eine Gruppe aus Triers chinesischer Partnerstadt Xiamen. In seiner Ansprache sagte Leibe: „Wir müssen Karl Marx nicht verstecken und freuen uns über diese Geste der Freundschaft der Volksrepublik China an seine Geburtsstadt." Leibe erinnerte an die ausführlichen Stadtratsdebatten um die Annahme, den Standort und die Gestaltung des Denkmals, die schließlich zu einer klaren Mehrheit für die jetzt gefundene Form geführt hätten.

Für Ministerpräsidentin Malu Dreyer kann die Statue im Dialog mit China dazu dienen, sich gegenseitig zu verstehen und sich auch über unterschiedliche Haltungen und Meinungen auszutauschen. „Wir wollen die Auseinandersetzung, wir wollen die Gespräche und wir wollen davon profitieren."

Die wichtige Rolle, die Karl Marx in der Staatsphilosophie der Volksrepublik China bis heute spielt, wurde in den Redebeiträgen von Guo Weimin und Shi Mingde deutlich. Die Philosophie von Marx, deren Grundlagen in der besonderen Atmosphäre der Stadt Trier geformt worden seien, bezeichnete Vizeminister Guo als „kostbaren geistigen Reichtum der Menschheit" und „großartige Instrumente der Erkenntnis". Er bekräftigte: „Die Kommunistische Partei Chinas hält am Marxismus fest und entwickelt ihn weiter." Botschafter Shi erklärte: „Wir möchten Trier und Karl Marx mit dem Geschenk unseren Respekt übermitteln. Marx‘ Gedanken haben Grenzen überschritten und die Welt verändert."

Der Festakt wurde nach Angaben der Polizei von einer Pro-Marx-Demo linker Gruppen mit rund 500 Teilnehmern und einem gegen die Statue gerichteten Schweigemarsch der AfD mit rund 70 Teilnehmern begleitet. Dagegen wiederum demonstrierten 150 Aktivisten nach einem Aufruf des multikulturellen Zentrums.

 
Bildergalerie
  • Rund um die Marx-Statue herrscht bei der Enthüllung großer Andrang
  • Botschafter Shi Mingde, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, OB Wolfram Leibe, Vizeminister Guo Weimin, Baudezernent Andreas Ludwig und Künstler Wu Weishan (v. l.) freuen sich über die soeben enthüllte Statue.
  • Wu Weishan lässt sich von der Weltpresse vor der von ihm geschaffenen Marx-Skulptur fotografieren. Foto: Dieter Jacobs