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27.09.2022

Marmorbildnis des Kaisers Gratian

Marmorbüste mit dem Porträt eines römischen Kaisers, vermutlich Gratian.
Das Porträt eines römischen Kaisers, vermutlich Gratian, wurde 1898 nahe der Konstantin-Basilika gefunden. Foto: Rheinisches Landesmusuem
In der RaZ-Serie zur Landesausstellung zum Untergang des Römischen Reichs geht es diesmal um ein Porträt im Landesmuseum (Bild unten rechts), das beim gesamten Marketing für das Großprojekt eine zentrale Rolle spielt.

Funkenregen und Rauchschwaden umgeben ein marmornes Gesicht auf dem Plakat der Landesausstellung. Doch wer verbirgt sich hinter diesem Bildnis? In jedem Fall ist das überlebensgroße Porträt (Abbildung: GDKE/Rheinisches Landesmuseum Trier, Inv. 1898,306.) eines der hauseigenen Highlights im Ausstellungsstandort Rheinisches Landesmuseum. Gefunden wurde es 1898 direkt im spätantiken Palastareal Triers, ganz nah an der heute noch zu bewundernden Basilika. Vermutlich hat es ursprünglich zu einer Monumentalstatue gehört. Der Zahn der Zeit hat deutliche Spuren an dem über 1600 Jahre alten Porträt hinterlassen. Die Nase fehlt, zahlreiche Stöße haben das Gesicht ein wenig ramponiert, und dem kunstvollen Diadem auf dem Kopf sind die ursprünglich vorhandenen Edelsteineinlagen verloren gegangen. Dieser Kopfschmuck ist es, der neben Fundort und Übergröße belegt, dass man hier das Gesicht eines Kaisers bestaunen kann.

Doch um welchen der zahlreichen spätrömischen Herrscher handelt es sich? Es ist wohl Gratian, seines Zeichens Kaiser im Westen des Reiches und einer von insgesamt neun Kaisern, die von der Kaiserresidenz Treveris, dem heutigen Trier, aus herrschten.

Schon als achtjähriges Kind wird er von seinem Vater zum Mitherrscher ernannt, nach dessen Tod wird er mit 16 Jahren Hauptkaiser im Westen. Ein langes Leben ist Gratian jedoch nicht beschieden: Er stirbt auf der Flucht vor einem Gegenkaiser am 25. August 383 nach Christus in Lyon, nachdem wohl ein großer Teil seiner eigenen Truppen übergelaufen war. Gratian war gerade einmal 24 Jahre alt.

Ein tragisches persönliches Schicksal, das aber auch exemplarisch einen der Hauptfaktoren für den Zerfall des Römischen Imperiums beleuchtet: ständige Kämpfe um die Macht.