Die Finanzkrise von 2008 hatte Pate bei der Idee gestanden, ein Musical über Karl Marx und seine Ideen zu schreiben, verriet Autor Tobias Künzel, bekannt als Sänger der „Prinzen", bei der Pressevorschau für die Trierer Aufführung. Dabei tritt Marx selbst gar nicht auf, doch sein Geist wird im Körper eines obdachlosen jungen Musikers wieder lebendig, als dieser über den Londoner Friedhof Highgate streift und dabei in der Nähe des Philosophengrabs vorbeikommt. Allzu viel Schwermut müssen die Besucher des Comedy-Musicals aber nicht befürchten, denn wie heißt es in der Ankündigung vielsagend: „Come back Karl Marx ist lustiger als das Kommunistische Manifest und romantischer als Das Kapital."
Erfolg in Zwickau
Künzel und seine Co-Autoren Steffen Lukas und Maximilian Reeg, Träger des Deutschen Radiopreises in der Kategorie Comedy, hatten zunächst Schwierigkeiten, ihr Stück auf einer deutschen Bühne zu platzieren. Seine Uraufführung erlebte es schließlich 2013 im Theater Plauen-Zwickau, wo es sich als größter Publikumserfolg seit Jahrzehnten entpuppte. Weitere Aufführungen gab es seitdem in Hamburg und Berlin sowie 2016 in einer englischen Fassung in Londoner Stadtteil Highgate, nur 500 Meter von dem Friedhof entfernt, auf dem Karl Marx am 17. März 1883 bestattet wurde. „Diese Version finden wir am stimmigsten, deswegen ist sie jetzt auch Grundlage für die Aufführung in der Europahalle", sagte Künzel.
Iffi mit Akzent
Star des neunköpfigen Ensembles ist Rebecca Siemoneit-Barum, die einem Millionenpublikum seit vielen Jahren durch ihre Verkörperung der Iffi Zenker in der „Lindenstraße" bekannt ist. Auf ihre Musical-Rolle der „Miss Abroomovich" freut sich die Schauspielerin schon: „Die Figur spricht mit einem russischen Akzent, so etwas macht mir immer viel Spaß. Außerdem bin ich ein Anhänger der Musik von Tobias Künzel, daher musste ich nicht lange überlegen, als er mir die Rolle angeboten hat."
Oliver Thomé vom Veranstalter Popp Concerts ist sich sicher, dass das Rock-Musical perfekt in den Veranstaltungsreigen zum 200. Marx-Geburtstag passt: „Wann, wenn nicht jetzt und wo, wenn nicht hier in Trier sollte das Stück wiederaufgeführt werden?" Ähnlich sieht es Kulturdezernent Thomas Schmitt: „Unser Ziel war es, Marx aus vielfältigen Perspektiven in den Blick zu nehmen. Hier geschieht es mit einem Augenzwinkern und einer Prise Humor, auch das macht das Jubiläumsjahr aus." Nachdem die Ungewissheit um den Weiterbetrieb lange Zeit die Diskussion bestimmt hat, kann die neue Betreibergesellschaft MVG mit der Musical-Aufführung den Beweis antreten, dass die Europahalle als Spiel-ort für aufwändige Bühnenproduktionen geeignet ist. „Die MVG macht seit der Übernahme Anfang des Jahres einen guten Job, wir hatten schon oft ein volles Haus. Für das Musical bin ich mehr als zuversichtlich", betonte Schmitt.