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27.11.2012

Lokal schlägt global

Zur Lösung globaler Probleme können Menschen vor Ort – hier Stelzenkünstler Uli Morrissey – oft effektivere Beiträge leisten als internationale Konferenzen. Foto:?LA?21
Zur Lösung globaler Probleme können Menschen vor Ort – hier Stelzenkünstler Uli Morrissey – oft effektivere Beiträge leisten als internationale Konferenzen. Foto:?LA?21
Der Verein Lokale Agenda 21 hat einen neuen Vorsitzenden: Die Mitgliederversammlung wählte in der vergangenen Woche Professor Dieter Sadowski zum Nachfolger von Professor Bernd Hamm, der das Amt wegen seines Umzugs nach Berlin niedergelegt hatte. Geschäftsführerin Charlotte Kleinwächter zog eine positive Bilanz der Veranstaltungsreihe „Rio + 20“.

Der 66-jährige Sadowski ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Personalökonomie. An der Universität Trier leitete er bis 2011 das Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union. Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wählten die Mitglieder Helena Rönsch (Schatzmeisterin), Petra Matthes (Schriftführerin) sowie als Beisitzer Peter Kappenstein, Julia Koch, Professor Andrea Möller, Gisela Sauer und Helmut Steinmetz.

Der vom Rathaus mit einem Betrag von jährlich bisher 61.000 Euro geförderte Verein blickt auf ein besonders intensives Jahr zurück. 20 Jahre nach dem ersten UN-Klimagipfel in Brasilien wurde unter dem Motto „Rio+20 – Trier auf dem Weg zur Nachhaltigkeit“ eine Vielzahl von Exkursionen, Kulturveranstaltungen, Vorträgen und Mitmachaktionen angeboten, darunter die Gründung der Energiegenossenschaft Treneg, der Umzug durch die Innenstadt unter dem Motto „Samba in Rio, Tamtam in Trier“, Workshops zum Thema nachhaltige Beschaffung und Pflanzaktionen im Mattheiser Wald und Brettenbachtal.

In seiner Abschiedsrede hob Hamm die Bedeutung des Vereinsmottos „Global denken – lokal handeln“ hervor. Seit Rio 1992 seien die meisten UN-Klimagipfel ohne Ergebnis geblieben, weil es immer um den Erhalt der Machtstrukturen gehe und selten um die Lösung von Problemen, so Hamm. „Eine Bewegung von unten ist die richtige Antwort auf dieses Versagen der globalen Nachhaltigkeitspolitik. Die Energiewende in Deutschland wurde von lokalen Initiativen durchgesetzt.“

Als Gastredner bedankte sich Oberbürgermeister Klaus Jensen für das vielfältige Engagement der Vereinsmitglieder im Sinne der Zukunftsfähigkeit ihrer Stadt. „Macht weiter so, wir brauchen euch“, lautete sein Aufruf. Der städtische Zuschuss werde zwar ab dem kommenden Jahr wie bei anderen Trägern der Sozialarbeit um fünf Prozent sinken, doch sei es gelungen, den Fehlbetrag durch einen Sponsor auszugleichen.

Jensen nutzte die Gelegenheit zu einer Zwischenbilanz der Nachhaltigkeitspolitik in Trier. Als große Aktivposten nannte der OB die Energiepolitik und die Kampagne zur Alphabetisierung mit 80 Kooperationspartnern. Auf beiden Gebieten sei Trier landes-, wenn nicht bundesweit führend. Der Paradigmenwechsel bei den Stadtwerken habe 2012 nochmals an Fahrt gewonnen. Die bereits getätigten und noch geplanten Investitionen in Solar- und Windkraft, Energieeffizienz, Speichertechnik und Elektromobilität beliefen sich auf viele Hundert Millionen Euro.

Als weitere wichtige Initiativen im Sinne der Lokalen Agenda nannte Jensen das Solardachkataster, den Bürgerhaushalt und die Fairtrade-Stadt Trier mit der Verleihung des Nell-Breuning-Preises an den Verein TransFair. Bei der Förderung des Fahrradverkehrs gebe es immer noch einen riesigen Nachholbedarf, „aber auch da ist etwas in Bewegung gekommen“, wie sich bei der Aktion „Stadtradeln“ gezeigt habe. Ein wichtiges Ziel bleibe die Fahrradstation am Hauptbahnhof.

Größte Herausforderungen der nächsten Jahre seien der Wohnungsbau, die „Rettung“ des ÖPNV und die Umsetzung des Mobilitätskonzepts mit „hoher Priorität für den Umweltverbund“, so Jensen. „Bei all diesen Themen geht es um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und um die Akzeptanz unserer Demokratie.“