Gelten Schullektüren der Literaturklassiker häufig als verstaubt, sind die darin aufgeworfenen Fragen oft genug noch heute relevant. Fatma Aydemir, die preisgekrönte Autorin des Romans „Dschinns“, hat sich Johann Wolfgang von Goethes „Faust“ angenommen und daraus ein zugängliches, gegenwartsnahes Theaterstück gemacht. Durch das kluge Spiel mit der Vorlage werden die Themen des Originals für heute aktualisiert und gleichzeitig Goethes „Faust“ kritisch befragt. Die Premiere ist am Donnerstag, 5. Dezember, 19.30 Uhr, in der Europäischen Kunstakademie.
Margarete Faust ist Professorin und Koryphäe auf dem Gebiet der Genderforschung, steckt aber in einer tiefen Sinnkrise. Denn in der nahen Zukunft, in der das Stück spielt, wird ihre Forschung als irrelevant deklariert. Da kommt Mephisto gerade recht. Er verspricht ihr höchsten Genuss, fordert im Gegenzug aber ihre Seele. So verliebt sich Faust in den jungen Karim, der dringend eine Doktorandenstelle braucht, um seinen Aufenthalt im Land zu sichern. Schnell treiben die komplizierten Verstrickungen zwischen Verführung, Abhängigkeit und Macht Karim und seine Doktormutter in die Enge.
Ingrid Gündisch, die in der vergangenen Spielzeit in Trier bereits Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ inszeniert hat, zeigt in der Europäischen Kunstakademie einen zeitgenössischen „Faust“, in dem sich die Gretchenfrage zur Frage des Konsenses gewandelt hat. Barbara Ullmann als Doktormutter Faust und Giovanni Rupp als Mephisto stehen im Zentrum der Grauzone zwischen Eroberung und Übergriff, in die Florian Voigt als Karim gerät. So setzt sich „Doktormutter Faust“ unterhaltsam mit Goethes Drama auseinander, findet überschreibend neue Anknüpfungspunkte und überträgt den „Faust“ mit spielerischem Ernst ins Jetzt.
Karten sind online auf www.theater-trier.de erhältlich sowie an der Theaterkasse und via E-Mail an theaterkasse@trier.de.