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25.06.2013

Land reaktiviert die Westtrasse

Der frühere Haltepunkt des Bahnhofs Trier-West, in dessen Umfeld sich Triers erster Bahnhof mit dem Namen „Trier links der Mosel“ befand, liegt im Dornröschenschlaf. Der Bahnsteig am Richtungsgleis Ehrang ist noch vorhanden (Bild).
Der frühere Haltepunkt des Bahnhofs Trier-West, in dessen Umfeld sich Triers erster Bahnhof mit dem Namen „Trier links der Mosel“ befand, liegt im Dornröschenschlaf. Der Bahnsteig am Richtungsgleis Ehrang ist noch vorhanden (Bild).
Das Land will die Bahn-Westtrasse in Trier reaktivieren und für rund 19 Millionen Euro fünf neue Regionalhaltepunkte bauen. Nach den
derzeitigen Planungen sollen ab Dezember 2017 auf der Strecke wieder regelmäßig Nahverkehrszüge fahren. Damit würde insbesondere auch das Bahnangebot für Pendler nach Luxemburg attraktiver.

Über die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Wiederaufnahme eines regelmäßigen Schienenpersonennahverkehrs auf der Trierer Weststrecke informierten vergangene Woche in einem Pressegespräch der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz gemeinsam mit Oberbürgermeister Klaus Jensen, Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und Dr. Thomas Geyer, Leiter des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord).

Die Wiederinbetriebnahme des seit Mitte der 80er Jahre eingestellten Personennahverkehrs auf der westlichen Schienentrasse betrifft den Abschnitt zwischen Ehrang und der Konzer Brücke. Mit dem von der Mainzer Regierungskoalition beschlossenen Vorhaben wird, so Verkehrsminister Lewentz, ein „weiterer wichtiger Baustein des Rheinland-Pfalz-Taktes 2015 umgesetzt“. Zudem leiste die Weststrecke einen Beitrag zur Entlastung des Trierer Tals vom Individualverkehr.

Für OB Jensen, der dem Land ausdrücklich für die Priorisierung des Projektes dankte, werden zum einen die westlichen Stadtteile aufgewertet. Zum anderen bedeute das erweiterte Bahn-Angebot eine erhebliche Verbesserung für die Luxemburg-Pendler.

Baudezernentin Kaes-Torchiani kündigte für die städtischen Zuständigkeitsbereiche eine rasche Umsetzung der planungsrechtlichen Vorgaben und Mittelbereitstellung im Haushalt an. SPNV-Nord-Sprecher Dr. Geyer will „die nächsten Schritte insbesondere zur europaweiten Ausschreibung der benötigten Verkehrsleistungen alsbald in die Wege leiten“.

Das Konzept sieht zwei neue, im Grundsatz stündlich verkehrende Regionalbahnlinien vor, die zwischen Wittlich und Luxemburg beziehungsweise den neuen Haltepunkt Hafenstraße und Konz (teilweise Saarburg) verkehren sollen. Auf der Weststrecke ist ein angenäherter 30-Minuten-Takt geplant. Nach Aussagen Geyers sind beide Linien optimal mit den übrigen Angeboten im Rheinland-Pfalz-Takt verknüpft. Die neue Linie wird in Luxemburg den dort ebenfalls im Tal neu geplanten Haltepunkt „Rote Brücke“ anfahren. Über einen Schrägaufzug werden dann in wenigen Minuten die Arbeitsplätze auf dem Kirchberg erreicht. Von Trier nach Luxemburg wird mit einer Fahrtzeit von rund 55 Minuten gerechnet.

Künftige Haltepunkte

Für die zukünftigen Haltepunkte auf der Westtrasse wurden in der vom SPNV-Nord in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie insgesamt 14 denkbare Standorte analysiert. Unter Abwägung der Nutzen und Kosten, einschließlich der technischen und städtebaulichen Eignung, werden für eine erste Ausbaustufe fünf Haltepunkte favorisiert, die auf der Übersichtskarte links jeweils grün hinterlegt sind:
  • Hafenstraße (Verknüpfung der Weststrecke mit der Oststrecke, ersetzt den bestehenden Bahnhof Ehrang und erschließt insbesondere das Schulzentrum Mäusheckerweg)
  • Kaiser-Wilhelm-Brücke (Zugang zur Hochschule Schneidershof und Innenstadt)
  • Römerbrücke (früherer Bahnhof Trier-West, der auch mal Hauptbahnhof war)
  • Eisenbahnstraße/Euren (besonders geeignet für Luxemburgpendler mit Park- and Ride-Parkplatz, Nähe Messepark in den Moselauen)
  • Kantstraße/Zewen mit optimaler Anbindung des Stadtteils.
Ganz neu sind lediglich die beiden Haltepunkte Hafenstraße und Kaiser-Wilhelm-Brücke. Die übrigen Stationen dienten bereits früher als Zwischenstopp. Als denkbare zukünftige Optionen nennt das Gutachten die Haltepunkte Biewer, Trier-Messe und Hornstraße (in der Karte gelb hinterlegt). An den geplanten Stationen soll auch eine möglichst intensive Verknüpfung zwischen der Bahn und dem Busverkehr erfolgen, so dass die Weststrecke gut in das Nahverkehrssytem in der Region Trier eingebunden wird.

Neben den vom Land zur Finanzierung bereit gestellten 19 Millionen Euro werden bei der Station Hafenstraße ergänzende Mittel von der Deutschen Bahn AG zur Verfügung gestellt. Die Gestaltung der Bahnhofsumfelder übernimmt die Stadt. Die Planungen zur Reaktivierung der Westtrasse wurden vergangene Woche auch in einer öffentlichen Sitzung des Baudezernatsausschusses vorgestellt.

Am Rande des Pressegesprächs wurde bekannt, dass die DB AG voraussichtlich schon Ende 2014 Trier ganz vom Fernverkehr abkoppeln wird. Derzeit verkehren noch zwei IC-Zugpaare. Oberbürgermeister Klaus Jensen nannte das vor dem Hintergrund der zentraleuropäischen Lage Triers in unmittelbarer Nachbarschaft zur EU-Metropole Luxemburg und zu drei europäischen Ländern „einen Skandal“.